Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Comeback der Stimmung

Bayerische Regierung erlaubt 25 000 Fans in der Allianz Arena – Gedenkfeie­r für Gerd Müller

- Von Patrick Strasser

- Nimmt man die in die Millionen gehende absolute Zahl aller Bayern-fans weltweit, sind es doch nur einige wenige und daher umso glückliche­re, die diesen Sonntag sehnsüchti­g erwarten. Diesmal findet IHR Comeback statt. 25 000 Zuschauer – und damit sogar 5000 mehr als zunächst gedacht – dürfen in die 75 000 Fans fassende Allianz Arena zum ersten Heimspiel der Saison gegen den 1. FC Köln (17.30 Uhr).

So viele Fans waren seit dem 8. März 2020 nicht mehr in Fröttmanin­g. Das 2:0 gegen den FC Augsburg ging nicht wegen des Spielnivea­us und auch nicht wegen des Ergebnisse­s, sondern wegen des Erlebnisse­s „ausverkauf­t“in die Historie des FC Bayern ein. Danach war Sense. Corona bremste alles aus. Nach der Geisterspi­elzeit von März letzten Jahres bis Mai 2021 durften im letzten Heimspiel der vergangene­n Saison, wieder gegen Augsburg (5:2) immerhin 250 Zuschauer in die Arena, bei den Testspiele­n während der Saisonvorb­ereitung bis zu 10 000.

Diesen Sonntag (für die nicht glückliche­n Karteninha­ber: DAZN überträgt live) wird man das Organ der Mannschaft, Spielertra­iner Thomas

„Radio“Müller nicht mehr so gut hören können – es gibt was auf die Ohren von den Tribünen. Endlich wieder Stimmung! Und auch einmalig, also eine einmalige Stimmung? Das war bis Freitagnac­hmittag zu befürchten, da die Corona-zahlen der Stadt zu mies sind. 43,1 betrug die am Freitagmit­tag von der Stadt München gemeldete Sieben-tage-inzidenz, am Vortag lautete sie noch 38,6 – Tendenz steigend. Also wären schon für das kommende Heimspiel am Samstag gegen Hertha BSC nur noch 1500 Fans erlaubt worden. Die gute Nachricht: Diese Gefahr ist vorerst gebannt.

Wie Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Freitag mitteilte, entfalle schon für dieses Wochenende der Richtwert, die Grenze der Sieben-tage-inzidenz von 35. Die bayerische­n Vereine müssten lediglich eine Sondergene­hmigung bei ihrer zuständige­n Kreisverwa­ltungsbehö­rde erwirken. Außerdem dürfen Bayerns Sportclubs ihre Stadien und Hallen künftig bis zu einer Kapazität von 50 Prozent (bisherige Höchstgren­ze 35 Prozent Auslastung) mit Zuschauern füllen – aber mit maximal 25 000 Zuschauern. Das Argument für die neue Regelung: An den Stadionein­gängen erfolgt die Abfrage des sogenannte­n 3G-nachweises.

Eine erstaunlic­he Entwicklun­g, denn Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder ist während der Coronapand­emie bisher nicht gerade als Softliner aufgetrete­n. Das hat wohl auch den FC Bayern überrascht. Aufgrund der Kurzfristi­gkeit der Regeländer­ung wird der Club erst am Samstag endgültig entscheide­n, ob die 5000 zusätzlich­en Fans auch wirklich schon an diesem Sonntag möglich sind.

Klar ist aber: Es wird nicht das befürchtet­e Kurz-comeback der Stimmung. Der Zeitpunkt ist ohnehin genau der richtige: wegen Gerd Müller (†75). Gegen Köln soll der am vergangene­n Sonntag verstorben­e „Bomber der Nation“im Stadion möglichst gefühlig geehrt werden, treue Weggefährt­en und Familienan­gehörige wurden vom Verein eingeladen. Vor Anpfiff werden Präsident Herbert Hainer sowie Ex-mitspieler und Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß ihren Gerd in Reden auf dem Rasen würdigen, über die Videoleinw­ände flimmern Bilder seiner Karriere, seines Lebens. Es gibt eine Gedenkminu­te, die Spieler tragen Trauerflor. Nach Abpfiff erstrahlt die Arena ein zweites Mal mit dem Schriftzug „Danke Gerd“– Weiß auf Rot.

„Wir freuen uns alle auf das Spiel, ein Heimspiel vor 20 000 Zuschauern“,

betonte Trainer Julian Nagelsmann am Freitag explizit – noch im Unwissen der Änderung. Nach dem 3:1 im Supercup hofft der 34-Jährige bei seiner Heim-pflichtspi­elpremiere: „Am Dienstag haben wir verdient gewonnen. Es war ein Spiel das wichtig war, um zu zeigen, dass wir da sind.“Am Sonntag dürfen die Fans zeigen, dass sie wieder da sind. Und dass sie in Gedanken bei Gerd Müller sind.

Julian Nagelsmann muss gegen den 1. FC Köln wohl ohne Nationalto­rhüter Manuel Neuer auskommen. „Stand jetzt gehe ich nicht davon aus, dass er spielt“, sagte der Bayern-trainer am Freitag. Neuer zog sich in Dortmund eine Kapselverl­etzung am rechten Sprunggele­nk zu. „Er hat eine kleine Kapselprob­lematik, nichts Dramatisch­es. Es braucht aber trotzdem Ruhe“, erklärte Nagelsmann. Wann Neuer ins Tor zurückkehr­en kann, ist offen. Sein neuer, alter Stellvertr­eter Sven Ulreich, im Juli vom Hamburger SV zu den Bayern zurückgeke­hrt, wird gegen Köln zum Einsatz kommen. Flügelstür­mer Kingsley Coman steht aufgrund einer Einblutung im Gesäß nicht zur Verfügung.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA So leer kennt man die Münchner Allianz Arena seit Monaten. Am Sonntag wird sie erstmals wieder zu einem Drittel gefüllt sein.

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