Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nicht nett sein

Sha’carri Richardson gibt ihr 100-Meter-comeback

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(SID) - Natürlich stattete Sha’carri Richardson ihrer Stylistin wieder einen Besuch ab, der Ussprintst­ar betritt die Bühne ja gerne mit knallbunte­n Haaren. Für das Duell mit Olympiasie­gerin Elaine Thompson-herah und der Tokiozweit­en Shelly-ann Fraser-pryce wählte sie nun: platinblon­d und blaue Strähnchen. Ihre Rückkehr soll ein großer Auftritt werden.

„Ich werde nicht nett sein“, kündigte Richardson vor dem Sprintshow­down in der Diamond League in Eugene jedenfalls bei Instagram an. Die 21-Jährige ist heiß darauf, der Welt zu zeigen, wer die wahre Nummer 1 über die 100 Meter ist. Richardson, die im Vorfeld von Tokio 10,72 Sekunden gerannt war, hatte Olympia als Mitfavorit­in dann ja verpasst – weil sie während der Us-trials Marihuana geraucht hatte. Und so gingen durch Thompson-herah (10,61), Fraser-pryce (10,74) und Shericka Jackson (10,76) alle Medaillen an Jamaika, für Richardson platzte ein Kindheitst­raum („Jeder möchte Olympiasie­ger werden“).

Sie hatte während der Trials erfahren, dass ihre leibliche Mutter gestorben war, und griff zur Droge, um ihre Gefühle zu betäuben. Die Olympia-ausscheidu­ngen fanden ebenfalls in Eugene statt, in Oregon ist Marihuanak­onsum legal. Aber eine Spitzenlei­chtathleti­n unterliegt natürlich auch den Anti-doping-regeln, also wurde sie für einen Monat gesperrt.

Doch Richardson­s Popularitä­t haben die Joint-affäre und das Olympia-aus

nicht geschadet – im Gegenteil. Sportstars wie Kansas-cityquarte­rback Patrick Mahomes oder der ehemalige Nba-profi Dwyane Wade solidarisi­erten sich mit der Sprinterin, selbst Us-präsident Joe Biden äußerte sich wohlwollen­d. Und Rap-mogul Kanye West gab Richardson eine Rolle in einem Musikvideo für eine Single aus seinem neuen Album „DONDA“. Mehr geht kaum für eine Leichtathl­etin.

Doch Richardson wirkt längst über ihren Sport hinaus, könnte sogar eine Ikone im Kampf gegen den Rassismus in den USA werden – sie ist sehr aktiv in der Black-lives-matter-bewegung. „In Amerika schwarz zu sein, ist für mich ein Fluch – aber es ist auch ein Segen“, sagte sie zuletzt. „Es ist wichtig für mich, mich zu äußern, weil ich eine stolze schwarze Frau bin.“Dies inspiriere sie, „im Leben großartig zu sein“.

Wie großartig sie sprinten kann, will Richardson jetzt im Duell mit der Olympiasie­gerin zeigen.

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FOTO: DPA Sha’carri Richardson

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