Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Shopping-tour in Ulm muss nicht leiden
Verkehr im öffentlichen Raum ist ein Politikum. Siehe Lastenräder, die die Grünen mit einer Milliarde Euro fördern möchten. Große Verwerfungen sind durch die Erhöhung der Ulmer Parkgebühren aber nicht zu erwarten. Es hat sich längst rum gesprochen: Wer in der Baustellen geplagten Staustadt voran kommen möchte, setzt sich aufs Rad, leiht sich einen E-roller oder löst ein Ticket für Bus oder Straßenbahn.
Trotzdem: Die Menschen werden die Preiserhöhung spüren. Was sie aus Sicht der Stadt ja auch sollen. Denn dann, so der Plan, setzt ein Umdenken ein. Weniger Auto ist mehr.
Am meisten dürften Pendler belastet werden. Jene, die aus dem
„Aufenthaltsqualität“und damit verbunden die Lebensqualität im öffentlichen Raum verbessert werden sollen. Die Stadt rechnet beispielsweise damit, dass durch die höheren Preise weniger „Parksuchverkehr“entsteht.
Übergeordnetes Ziel der Ulmer Verkehrspolitik sei es, den Kfz-verkehr „zu reduzieren“. Jedoch nicht zu verbannen. Abgestellt werden sollen
Umland nach Ulm zur Arbeit fahren, dort aber keinen eigenen Parkplatz haben. Hier muss die Politik noch mehr liefern: Das Bus- und Bahnnetz ist stellenweise noch arg löchrig. Den Besuchern Ulms, die zum Shoppen oder Sightseeing kommen, können die Parkgebühren ziemlich egal sein. Sie reisen im Idealfall mit dem Zug an – was aus Ehingen, Laupheim, Biberach und bald auch von Laichingen aus möglich ist. Oder sie stellen ihr Vehikel wie gehabt im Parkhaus ab. Zwei neue Tiefgaragen gibt’s obendrauf: die City-tiefgarage am Bahnhof (noch nicht eröffnet) sowie die Sedelhof-tiefgarage.
Dass Parken teurer werden muss, steht außer Frage. Der Platz,
Autos künftig aber hauptsächlich in Parkhäusern. Um dies zu erreichen, sei nicht nur eine Reduzierung des Stellplatzangebots, sondern auch die Erhöhung der Parkgebühren für die oberirdischen Stellplätze „ein Steuerungselement“, das die Stadt mit der neuen Parkgebührenordnung nun anwende. Der neue Tarif sorge dafür, dass das Parken auf den oberirdischen der Autos in den Städten eingeräumt wird, steht in keinem Verhältnis zum Schaden, den diese verursachen.
Es geht nicht nur darum, Stadtbewohnern das Leben zu erleichtern, sondern um ganz praktische Zwänge. Stichwort Wohnungsnot und Klimawandel. Auf dem Terrain, das heute noch von den Blechkisten beherrscht wird, sind neue Gebäude, Parks oder sonstige Angebote denkbar. Und das, ganz ohne neue Flächen zu versiegeln.
Und natürlich Verkehrswege für Räder. Übrigens: Wer noch nie mit einem E-lastenrad gefahren ist, der kann ein solches am 10. September auf dem Münsterplatz testen (13 bis 18 Uhr). Die Cargobike-roadshow präsentiert die mobilen Alleskönner herstellerneutral.
Flächen nicht günstiger sei als in den Parkhäusern.
Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Wie die Stadt ankündigt, soll die „Bewirtschaftungszeit“, also die Zeit, in der Tickets gelöst werden müssen, im kommenden Jahr noch ausgedehnt werden: Gezahlt werden soll dann nicht nur bis 20, sondern bis 22 Uhr.