Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
So plant der Landkreis den Humusaufbau
Biobauer Norbert Huchler bemängelt, dass zu wenig passiert
- Bei den Haushaltsberatungen für 2021 Anfang des Jahres hatten die Mitglieder der Ödpfraktion (Ökologisch-demokratische Partei) des Biberacher Kreistags einen Erfolg erzielt und die Humusaufbaustrategie für die Landwirtschaft in den Plan mitaufnehmen lassen. Doch Norbert Huchler, Biobauer und Mitglied des Kreistags für die ÖDP, kritisiert, dass in Sachen Humusaufbau immer noch zu wenig passiert.
Das Landwirtschaftsamt erklärt auf Nachfrage, dass die Humusaufbaustrategie in den Plan aufgenommen wurde und insbesondere über drei Schwerpunkte versucht wird auf den Humuskreislauf im Landkreis einzuwirken: durch Fördermaßnahmen, gesetzliche Auflagen und die Erwachsenenbildung, beziehungsweise Beratung.
„Über das Landesprogramm FAKT fördern wir den Anbau von Herbst- und Winterzwischenfrüchten, um den Input von organischem Material zu erhöhen“, erklärt Verena Miller, stellvertretende Pressesprecherin des Biberacher Landratsamts. Um die landwirtschaftlichen Betriebe hierbei fachlich zu unterstützen, seien viele Feldversuche zum Thema durchgeführt und an Feldtagen mit den Landwirten diskutiert worden. Darüber hinaus seien in einer Broschüre wesentliche Aspekte des Zwischenfruchtanbaus zur Verfügung gestellt worden. „Vielfältige Fruchtfolgen erhöhen ebenfalls den Anfall an organischem Material im Boden, auch dies fördern wir. Betriebe mit Tierhaltung, Mist, Gülle, Grünland und Ackerfutterbau haben das höchste Humuserhaltungspotenzial. Das berücksichtigen wir in der Agrarinvestitionsförderung“, so Miller.
Da Grünland deutlich höhere Humusgehalte als Ackerland haben, überwache das Landwirtschaftsamt den Erhalt des Dauergrünlands, insbesondere in Moorgebieten. Neben gesetzlichen Auflagen tut sich auch konkret etwas im Bereich der Erwachsenenbildung: „Wir haben den interessierten Betrieben im Landkreis ein Excel-tool zur Abschätzung der betrieblichen Kohlenstoffbilanz zur Verfügung gestellt und werden das Thema auch bei unserer Ackerbautagung im Dezember auf die Agenda nehmen. In unserer Fachschule für Landwirtschaft ist die Bodenkunde fester Bestandteil des Unterrichts.“Ab 2022 sei der Landkreis dann auch Teil des baden-württembergischen Humusmonitorings, fügt Verena Miller an. Zudem erfolge auf ausgewählten Standorten langfristige Humusmessungen.
Für Norbert Huchler ist in den vergangenen Jahrzehnten aber kaum etwas in Sachen Humusaufbau passiert und das, obwohl der Boden immer einen hohen Stellenwert in der Landwirtschaft eingenommen habe. „Ursprünglich war das Bodenleben mal eine ganz wichtige Geschichte im Bio-anbau, das ist aber in den letzten Jahren wieder durch andere Themen etwas in Vergessenheit geraten.“Der Landwirt erklärt, dass man im Ackerbau sogar überwiegend Humusabbau habe, während sich der Wert im Grünland eher im mittleren Bereich halte.
Huchler gesteht ein, dass der Humusaufbau „keine einfache Geschichte“ist. Zum einen sei es umständlich, zum anderen mit hohen Kosten verbunden. „Im Prinzip bedeutet Humusaufbau den Boden zu füttern. Das heißt, man muss den Boden mit Düngern – Kompost oder Mist – oder Zwischenfrüchten anreichern. Zwischenfrüchte werden normalerweise nach der Getreideernte angepflanzt und dienen nur der Fütterung des Bodens.“Das Problem hierbei sei, dass Landwirte für die Fütterung des Bodens kein Geld bekommen und es deshalb für viele zu kostenaufwendig ist. „Irgendwann rechnet sich das aber eigentlich durch höhere Erträge und erhöhte Wasserspeicherung im Boden schon aus.“
Vorteile die langfristig zu Vorschein kommen und deshalb mit viel Geduld verbunden sind. „Langfristige Dinge sind bei uns momentan leider kein Thema“, sagt Huchler. Daher wünscht er sich, dass Humusaufbau und seine Vorteile viel mehr in den Fokus gerückt werden. Positiv sei, trotz all der Kritik, dass das Landwirtschaftsamt bei der Erwachsenenbildung und Beratung nun konkrete Pläne habe und sie noch in diesem Jahr verwirklichen werde.