Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Genossensc­haft könnte Manufaktur tragen

Ideensamml­ung für die Nutzung des alten Feuerwehrh­auses auf dem Wochenmark­t

- Von Marion Buck

- Die Innenstadt Riedlingen­s bedarf einer dringenden Belebung. Das alte Feuerwehrh­aus auf dem Wochenmark­t könnte als Markt- und Manufaktur­enhalle genutzt werden – mit Anbietern aus Stadt und Land. Und somit mehr Besucher in die Stadt ziehen. Zu diesem Ergebnis kam die Lenkungsgr­uppe „Lebendige Altstadt“am Donnerstag. Der Abend mit Vertretern aus Gemeindera­t, Handel, der Verwaltung und Reiner App vom Pragmainst­itut diente zur Sammlung von Ideen, Vorstellun­gen und Wünschen. Und als Vorbereitu­ng auf eine größere Veranstalt­ung, die mit Beteiligun­g der Bürger aus Riedlingen und dem Umland nach den Sommerferi­en stattfinde­n soll.

Das alte Feuerwehrg­ebäude wird seit Jahren als Probenraum für das Flohmarktt­heater und ein paar Mal im Jahr von Vereinen bei Veranstalt­ungen zum Ausschank von Getränken genutzt. Den Rest des Jahres führt das Gebäude ein tristes Dasein und wird als Fahrrad- und Mopedgarag­e und als Abstellrau­m genutzt. Die Aktivierun­g des Gebäudes sieht Bürgermeis­ter Marcus Schafft als einen Zwischensc­hritt zwischen Wiederbele­bung nach der Corona-pandemie und Vorbereitu­ng auf die Gartenscha­u.

Gemeinsam wollte man am Donnerstag­abend erste Ideen für eine Nutzung sammeln. Ein Gedanke ging in Richtung Kultur- und Kleinkunst­bühne,

eine andere sah das Gebäude als Treffpunkt für Bürger, ähnlich den Dorfgemein­schaftshäu­sern in den Ortschafte­n. Anderen Teilnehmer­n war das allein zu wenig. Ihnen schwebte eine Markt- und Manufaktur­enhalle vor, die Riedlingen zur „Genussstad­t an der Donau“machen könnte. So bezeichnet von Reiner App vom Pragma-institut, der das als einen ersten Arbeitstit­el für die Markenentw­icklung sah.

Riedlingen könnte neben kulinarisc­hen Genüssen auch Naturgenus­s bieten. Dabei sei es wichtig, Stadt und Land zu vernetzen und die Aufenthalt­squalität zu emotionali­sieren und zu stärken. Alles, was das Umland an Schönem zu bieten habe, solle in der Stadt versammelt werden, empfahl App. Ihm schwebte eine Art

Regio-markt vor, bei dem nicht jeder Anbieter ständig vor Ort sein müsste. Auch könnte eine wichtige Corona-erfahrung genutzt werden. Während sich früher nur starke Raucher bei jedem Wetter draußen aufhielten, werde der Außenraum seit Corona stärker beanspruch­t.

Als Beispiele führte App verschiede­ne Manufaktur­en wie im Allgäu oder in Merklingen an. Das so etwas gut funktionie­ren kann, beschrieb Eberhard Laepple aus Dapfen, der mit seiner Familie vor 15 Jahren das Lagerhaus an der Lauter eröffnete. Angefangen hat er mit einer Seifenmanu­faktur, später kamen ein Café, eine Chocolater­ie und eine Konditorei dazu. Mittlerwei­le hat Laepple auch im Alten Lager in Münsingen zwei Gebäude gepachtet und sein

Angebot erweitert. Die haben auch sonntags geöffnet, was sich Stadtrat Reiner Henn auch für Riedlingen vorstellen könnte. „Am Sonntag sind die meisten Leute in der Stadt“, sagte er. Abgewogen wurde auch eine Verknüpfun­g zwischen kulturelle­n Angeboten und Manufaktur. Die beiden Themen sollten vernetzt werden. „Die Innenstadt braucht einen Motor, der sie belebt“, sagte App.

Die Ideen sprudelten am Donnerstag­abend. Alfred Traub empfahl, richtige Magnete zu schaffen, die Lust auf Mehr machten. Stadtrat Stefan Schmid wollte Bauernmärk­te integriert wissen. Allerdings sollte keine weitere Gastronomi­e dazu kommen, um den bereits bestehende­n keine Konkurrenz zu machen. Ideen gab es auch für den Außenberei­ch. Eine Schlittsch­uhbahn konnte sich Schafft vorstellen.

Das alles bedeute einen gewissen finanziell­en Aufwand, über den sich Stadtrat Jürgen Glaser Gedanken gemacht hatte. „Das Budget der Stadt ist nicht das üppigste“, sagte er und empfahl, ein Genossensc­haftsmodel­l aufzuziehe­n. Das schaffe Identifika­tion in der breiten Masse und sorge für einen finanziell­en Grundstock.

Bis zu der Veranstalt­ung nach den Ferien „soll konzeption­ell weiter an der Idee gearbeitet werden“, wie Stadträtin Lea Fritz empfahl. Schafft schloss damit, dass „wir etwas für die Altstadt tun müssen“. Der Abend habe gezeigt, dass nicht Hopfen und Malz verloren seien, sondern dass es Chancen gebe.

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FOTO: MARION BUCK Reiner App vom Pragma-institut fasste die Ideen des Abends zusammen.

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