Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Genossenschaft könnte Manufaktur tragen
Ideensammlung für die Nutzung des alten Feuerwehrhauses auf dem Wochenmarkt
- Die Innenstadt Riedlingens bedarf einer dringenden Belebung. Das alte Feuerwehrhaus auf dem Wochenmarkt könnte als Markt- und Manufakturenhalle genutzt werden – mit Anbietern aus Stadt und Land. Und somit mehr Besucher in die Stadt ziehen. Zu diesem Ergebnis kam die Lenkungsgruppe „Lebendige Altstadt“am Donnerstag. Der Abend mit Vertretern aus Gemeinderat, Handel, der Verwaltung und Reiner App vom Pragmainstitut diente zur Sammlung von Ideen, Vorstellungen und Wünschen. Und als Vorbereitung auf eine größere Veranstaltung, die mit Beteiligung der Bürger aus Riedlingen und dem Umland nach den Sommerferien stattfinden soll.
Das alte Feuerwehrgebäude wird seit Jahren als Probenraum für das Flohmarkttheater und ein paar Mal im Jahr von Vereinen bei Veranstaltungen zum Ausschank von Getränken genutzt. Den Rest des Jahres führt das Gebäude ein tristes Dasein und wird als Fahrrad- und Mopedgarage und als Abstellraum genutzt. Die Aktivierung des Gebäudes sieht Bürgermeister Marcus Schafft als einen Zwischenschritt zwischen Wiederbelebung nach der Corona-pandemie und Vorbereitung auf die Gartenschau.
Gemeinsam wollte man am Donnerstagabend erste Ideen für eine Nutzung sammeln. Ein Gedanke ging in Richtung Kultur- und Kleinkunstbühne,
eine andere sah das Gebäude als Treffpunkt für Bürger, ähnlich den Dorfgemeinschaftshäusern in den Ortschaften. Anderen Teilnehmern war das allein zu wenig. Ihnen schwebte eine Markt- und Manufakturenhalle vor, die Riedlingen zur „Genussstadt an der Donau“machen könnte. So bezeichnet von Reiner App vom Pragma-institut, der das als einen ersten Arbeitstitel für die Markenentwicklung sah.
Riedlingen könnte neben kulinarischen Genüssen auch Naturgenuss bieten. Dabei sei es wichtig, Stadt und Land zu vernetzen und die Aufenthaltsqualität zu emotionalisieren und zu stärken. Alles, was das Umland an Schönem zu bieten habe, solle in der Stadt versammelt werden, empfahl App. Ihm schwebte eine Art
Regio-markt vor, bei dem nicht jeder Anbieter ständig vor Ort sein müsste. Auch könnte eine wichtige Corona-erfahrung genutzt werden. Während sich früher nur starke Raucher bei jedem Wetter draußen aufhielten, werde der Außenraum seit Corona stärker beansprucht.
Als Beispiele führte App verschiedene Manufakturen wie im Allgäu oder in Merklingen an. Das so etwas gut funktionieren kann, beschrieb Eberhard Laepple aus Dapfen, der mit seiner Familie vor 15 Jahren das Lagerhaus an der Lauter eröffnete. Angefangen hat er mit einer Seifenmanufaktur, später kamen ein Café, eine Chocolaterie und eine Konditorei dazu. Mittlerweile hat Laepple auch im Alten Lager in Münsingen zwei Gebäude gepachtet und sein
Angebot erweitert. Die haben auch sonntags geöffnet, was sich Stadtrat Reiner Henn auch für Riedlingen vorstellen könnte. „Am Sonntag sind die meisten Leute in der Stadt“, sagte er. Abgewogen wurde auch eine Verknüpfung zwischen kulturellen Angeboten und Manufaktur. Die beiden Themen sollten vernetzt werden. „Die Innenstadt braucht einen Motor, der sie belebt“, sagte App.
Die Ideen sprudelten am Donnerstagabend. Alfred Traub empfahl, richtige Magnete zu schaffen, die Lust auf Mehr machten. Stadtrat Stefan Schmid wollte Bauernmärkte integriert wissen. Allerdings sollte keine weitere Gastronomie dazu kommen, um den bereits bestehenden keine Konkurrenz zu machen. Ideen gab es auch für den Außenbereich. Eine Schlittschuhbahn konnte sich Schafft vorstellen.
Das alles bedeute einen gewissen finanziellen Aufwand, über den sich Stadtrat Jürgen Glaser Gedanken gemacht hatte. „Das Budget der Stadt ist nicht das üppigste“, sagte er und empfahl, ein Genossenschaftsmodell aufzuziehen. Das schaffe Identifikation in der breiten Masse und sorge für einen finanziellen Grundstock.
Bis zu der Veranstaltung nach den Ferien „soll konzeptionell weiter an der Idee gearbeitet werden“, wie Stadträtin Lea Fritz empfahl. Schafft schloss damit, dass „wir etwas für die Altstadt tun müssen“. Der Abend habe gezeigt, dass nicht Hopfen und Malz verloren seien, sondern dass es Chancen gebe.