Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Patientenverlegung im Drei-minuten-takt
Am 11. September steht der wichtigste Teil des Umzugs in die neue Biberacher Sana-klinik an
(sz/gem) - Es ist ein riesiger logistischer Kraftakt, der den Mitarbeitenden, aber auch den rund 200 Patientinnen und Patienten der Biberacher Sana-klinik bevorsteht. Am Samstag, 11. September, endet die medizinische Patientenversorgung im Klinikum in der Ziegelhausstraße, gleichzeitig nimmt die neue Sanaklinik auf dem Hauderboschen ihren regulären Betrieb auf. Mit einem Großaufgebot an Helfern werden die Patienten in das rund 1,8 Kilometer Luftlinie entfernte neue Krankenhaus gebracht. Unterstützung erhält Sana dabei in erster Linie durch das DRK.
Das wird eine größere Operation: Am 11. September verlagert die Sana Kliniken Landkreis Biberach Gmbh innerhalb eines Tages den gesamten klinischen Betrieb von der Ziegelhausstraße 50 in das neue Zentralkrankenhaus in der Marie-curiestraße 4. Die Planungen und Vorbereitungen für diesen Umzug sind dabei von langer Hand geplant – bereits seit März 2018 sind unter der Leitung einer sogenannten Lenkungsgruppe mehr als 100 Mitarbeiter der Kliniken in Arbeitsgruppen organisiert, die für die einzelnen Abteilungen relevante Prozesse sowie die nötige Einrichtung definiert haben, um Kollegen in die neuen Strukturen einweisen zu können, teilt Sana mit. Die umfangreichen Planungsschritte wurden dazu bis ins Detail mit dem Umzugsunternehmen abgestimmt und in regelmäßigen Treffen mit Vertretern aus der Ärzte- und Pflegschaft, dem Roten Kreuz, der Feuerwehr, Polizei und dem städtischem Ordnungsamt organisiert.
„Der von langer Hand geplante Umzug im laufenden Klinikbetrieb ist eine organisatorische wie auch logistische Mammutaufgabe“, sagt Beate Jörißen, Geschäftsführerin der Sana Kliniken Landkreis Biberach Gmbh. „Um am 11. September einen reibungslosen Start zu gewährleisten, finden im Neubau seit einigen Monaten nahezu täglich Mitarbeiterschulungen, Informationsveranstaltungen und Geräteeinweisungen statt, jeweils getrennt nach verschiedenen Bereichen und Berufsgruppen.“Ziel sei es gewesen, dass die Mitarbeiter vor dem Start das neue Klinikum bestmöglich kennenlernen und sich mit den Abläufen vertraut machen konnten. „Damit steht und fällt die reibungslose Überführung. Dabei geht es schließlich um das Wohlergehen und die Sicherheit unserer Patienten“, so Jörißen.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums beginnen am Samstagmorgen um 6.30 Uhr die letzten Vorbereitungen für die Krankentransporte. Bevor die Patienten ab 8 Uhr nacheinander das Haus verlassen, müssen notwendige Blutentnahmen
und Untersuchungen erledigt, die Visite auf allen Stationen durchgeführt und alle persönlichen Sachen gepackt sein. Zur Unterstützung wird dabei jedem Patienten eine Begleitperson aus dem Pflegedienst zur Seite gestellt, die beim Packen unterstützt, neben der Patientenakte auch die für den Tag benötigten Medikamente mitführt und im jeweiligen Krankentransport- oder Rettungswagen mitfährt.
Die Wahl des Transportmittels hängt vom jeweiligen Gesundheitszustand des Patienten ab – vom Liegendtransport mit Intensivbegleitung bis zum sitzenden Transport für gehfähige Patienten. Angekommen im Neubau stehen dann bereits Pflegeteams bereit, die die Patienten empfangen und auf die jeweilige neue Station verlagern. Bis circa 16 Uhr – so der interne Zeitplan bei Sana – sollen planmäßig alle Patienten ihre neuen Zimmer im Klinikum auf dem Gesundheitscampus eingenommen haben.
Auch den Drk-kreisverband Biberach, der die Planungen von Beginn an begleitet, stellt der Umzug vor große Herausforderungen. „Um einen möglichst reibungslosen Einsatz zu gewährleisten, müssen am Umzugstag Rettungs- und Krankentransportwagen mit rund 100 Mitarbeitern durch einen dafür speziell eingerichteten Einsatzstab koordiniert werden“sagt Andreas Braungardt, Mitglied der Planungsgruppe und stellvertretender Leiter Rettungsdienst beim DRK.
Ab 8 Uhr werden rund 40 Einsatzfahrzeuge zwischen dem Alt- und Neubau pendeln, um alle Patienten sicher zu verlegen. Dazu wird circa alle 3,5 Minuten ein Fahrzeug den neuen Standort des Zentralkrankenhauses anfahren. Dabei sollen eine spezielle Wegeführung der Einsatzfahrzeuge und eine Sammelstelle am Parkplatz Gigelberg sowie an der Drk-rettungswache den Einsatzablauf erleichtern.
„Der Umzug der Klinik ist eine logistische Mammutaufgabe, die ein Rettungsdienst nicht allzu oft zu bewältigen hat“, so Michael Mutschler, Geschäftsführer Rettungsdienst beim DRK. „Wir sind daher dankbar, dass uns Einsatzkräfte des DRK aus den benachbarten Rettungsdienstbereichen Bodensee-oberschwaben und Ulm sowie Kräfte des Arbeiter-samariterbunds Orsenhausen und des Werkrettungsdiensts der Firma Boehringer Ingelheim unterstützen.“Darüber hinaus seien auch die ehrenamtlichen Einheiten des Bevölkerungsschutzes des Drk-kreisverbands mit Führungspersonal und Fahrzeugen in den Umzug eingebunden.
Aufgrund des begrenzten Stauraums in den Transportfahrzeugen sollten Patienten an diesem Tag nur die nötigsten persönlichen Gegenstände im Zimmer vorhalten. Angehörige werden daher gebeten, ein oder zwei Tage vor dem Umzug kurzfristig verzichtbare Habseligkeiten mit nach Hause zu nehmen. Sobald die neuen Räumlichkeiten bezogen sind, können diese Gegenstände selbstverständlich wieder mitgebracht werden, teilt die Sana-klinik mit.
Auch Blumen sind als Umzugsgut in einem Rettungswagen nicht geeignet. Angehörige und Besucher werden deshalb gebeten, in den Tagen vor dem Umzug von Blumengeschenken an die Patienten abzusehen. Um einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können, sind am 11. September weder im Altbau noch im Neubau Besuche am Krankenbett möglich. Da das Verkehrsaufkommen an diesem Tag durch die Patiententransporte erhöht sein wird, ist die Polizei an den wichtigen Kreuzungspunkten im Einsatz, um den Verkehr auf den geplanten Transportwegen zu leiten und zu überwachen.
Für die Behandlung medizinischer Notfälle ist die zentrale Notaufnahme selbstverständlich auch während des Umzugs einsatzbereit. Am alten Standort des Klinikums endet die Versorgung am 11. September um 8 Uhr und beginnt damit gleichzeitig im neuen Zentralkrankenhaus. Für Patienten mit nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Verletzungen ist an Wochenenden und Feiertagen grundsätzlich die Kv-notfallpraxis zuständig. Diese hatte am 5. September ihren letzten Betriebstag in den alten Räumlichkeiten. Nach dem Umzug erfolgt die Patientenversorgung der medizinischen Notfallversorgung ebenfalls ab dem 11. September am neuen Standort im Ärztezentrum in unmittelbarer Nähe zum Klinikum. Gehfähige Patienten und Patientinnen können wie gewohnt ohne telefonische Voranmeldung zur Behandlung in die Notfallpraxis kommen, sofern die Beschwerden keinen Aufschub bis zum nächsten Werktag dulden. Der Eingang zur Notfallpraxis sagt Beate Jörißen, Geschäftsführerin der Sana Kliniken Landkreis Biberach Gmbh
befindet sich am Haupteingang des Ärztezentrums.
Für das Biberacher Geburtszentrum einschließlich der Kreißsäle ist der Umzug in den Neubau bis gegen 10 Uhr geplant. Für eine schnelle Reaktion bei eventuellen medizinischen Notfällen sowie kurzfristig einsetzenden Wehen wird bis zu diesem Zeitpunkt ein Notfallteam aus Hebammen, Gynäkologen und Anästhesisten mit einer Zusatzqualifikation in der Neugeborenen-notfallversorgung im alten Klinikgebäude zur Verfügung stehen.
Im neuen Geburtszentrum am Gesundheitscampus am Hauderboschen stehen die vollausgestatteten Kreißsäle ab 8 Uhr zur Verfügung, sodass die Versorgung von werdenden Müttern sowie Neugeborenen nahtlos im neuen Klinikum sichergestellt werden kann.
Der Umzug einer Klinik beschränkt sich aber nicht nur auf einen Tag. Auch wenn im Klinikneubau der überwiegende Teil der Einrichtung neu angeschafft wurde, gibt es dennoch tonnenweise Material, das verpackt und umgezogen werden muss. Dafür läuft laut Sana bereits seit dem 23. August der sogenannte Vorumzug. Im Rahmen dessen wurden und werden weiterhin kurzfristig verzichtbare Gerätschaften und Materialien sowie die Büros der Verwaltungsmitarbeiter, das Archiv mit den Patientenakten und vieles mehr vorab an den neuen Standort verlagert.
Am 11. September liegt der Fokus damit ausschließlich auf der unterbrechungsfreien Versorgung aller Patienten und die dafür notwendige Ausstattung. Für alle Restbestände, die dann noch im Altbau verbleiben, wie beispielsweise Verbrauchsmaterial wird es einen Nachumzug geben, der bis Ende September abgeschlossen sein wird.
„Ohne den Einsatz und das beispiellose Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich über alle Fachbereiche hinweg seit Monaten mit den Planungen und Vorbereitungen für den geregelten Patientenumzug ins neue Klinikum beschäftigen, wäre ein solches Unterfangen schlichtweg nicht möglich“, sagt Beate Jörißen über die logistische Meisterleistung, die das ganze Team vollbringen müsse. „Im Namen der gesamten Klinikleitung möchte ich mich daher auch an dieser Stelle ganz herzlich für diese außergewöhnliche Leistung bedanken.“
„Der von langer Hand geplante Umzug im laufenden Klinikbetrieb ist eine organisatorische wie auch logistische Mammutaufgabe“,
Besuche im neuen Zentralkrankenhaus sind ab dem 12. September zu den derzeit geltenden Besuchszeiten von 11 bis 17 Uhr und unter Einhaltung der coronabedingten Sicherheitsmaßnahmen möglich.