Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Frieden und Versöhnung für die ganze Welt“
Heimkehrertreffen auf dem Bussen hat auch weiterhin seine Berechtigung – Was die Gedenkfeier heute ausmacht
- Mit einer eindrucksvollen Feier auf der Bussenwiese wurde der Opfer beider Weltkriege gedacht, aber auch der Menschen, die derzeit in Kriegen und Konflikten verwickelt sind und bei Katastrophen ihr Leben riskieren. Fahnenabordnungen der Reservistenkameradschaften aus dem ganzen oberschwäbischen Raum bildeten den passenden Rahmen dieser eindrucksvollen Gedenkfeier. Somit hat der Begriff „Heimkehrer“eine ganz andere Bedeutung bekommen: Heute seien darunter nicht nur die Opfer beider Weltkriege zu verstehen, sondern auch Menschen, die humanitäre Hilfe leisten und denen man danke, war bei der Gedenkfeier zu hören. Für alle wurde am Kriegerehrenmal als Zeichen der Erinnerung und des Nichtvergessens zwei Blumenschalen niedergelegt. Mitgestaltet wurde die Gedenkfeier von einem Bläserensemble des Musikvereins Offingen.
Der Mauerbau sei ein Schicksalsschlag für die Deutschen und für die ganze Welt gewesen, erinnerte Uttenweilers Bürgermeister Werner Binder. Er sei froh, das diese Teilung nun seit 22 Jahren überwunden sei. Ebenso die Auswirkungen der Kriege. Trotzdem sei es wichtig, dass die Dankfeier am Denkmal der Heimkehrer auf dem Bussen weiterhin stattfinde. Und, so der Bürgermeister: „Freiheit und Demokratie müssen verteidigt werden, was wir mit unserer Dankfeier zum Ausdruck bringen.“Mit einem Zitat von Mutter Teresa lud er alle ein, gemeinsam die
Gedenkfeier zu begehen: „Das Leben ist die Liebe, und die Frucht dieser Liebe ist Frieden. Das ist die einzige Lösung für alle Probleme der Welt.“
Schwester Marietta bat die Mitfeiernden, gemeinsam den Dank vor Gott zu bringen und denen zu gedenken, die in Angst und Not sind. „Beten wir für den Frieden auf der ganzen Welt, bitten wir gemeinsam um sein Erbarmen, beten wir für die Frauen und Männer, die aus den Kriegen zurückgekehrt sind.“Trotzdem solle man nicht zu den Verzagten gehören, vielmehr zu den positiv Denkenden, obwohl nicht immer alles gut wird auf der Welt. Sie stellte auch an die Politiker, die der Feier beiwohnten, die Frage: „Wie ist Ihre Erfahrung mit der Verzagtheit?“Josef Rief hat nach eigener Auskunft wenig Erfahrung mit der Verzagtheit durch seine positive Einstellung, zu der ihm sein Glaube helfe. „Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hände“, ein Zitat einer ehemaligen evangelischen Bischöfin, habe für ihn große Bedeutung. Was bedeutet für Sie Frieden und Versöhnung?“, wollte Schwester Marietta von Bürgermeister Binder wissen. Frieden herrsche dort, wo Regierende dafür sorgen, dass Frieden herrscht. Die Handelnden bräuchten dazu Vertrauen. „Dabei dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben, denn über 70 Jahre haben wir bei uns keine Kriege erlebt. Trotzdem müssen wir weiter für den Frieden eintreten“, so Binder. „Frieden bedeutet auch, wenn Menschen und Staaten ihre kriegerischen Konflikte ohne Gewalt lösen“, so der Abgeordnete Martin Gerster. Unter dem Begriff Frieden verstehe er auch Seelenfrieden, mit sich selbst im Reinen sein sowie auf Rache und Vergeltung zu verzichten.
„Oft sind wir taub und stumm in unseren Konflikten, deshalb müssen wir auch in den Familien und im Freundeskreis in den Dialog treten, nur so kommen wir weiter“, so Schwester Marietta. Gute Worte von Vater und Mutter an die Kinder, mit ihnen zu spielen, das seien auch Grundlagen für den Frieden. Jeder kenne seine Konfliktpunkte im Leben und das erfordere entsprechendes Handeln. „Legen wir unsere Hand aufs Herz und halten inne, denn Frieden beginnt in unseren Herzen“, so Schwester Mariettas Appell.
„Warum halten wir an dieser Gedenkfeier auf dem Bussen fest?“, fragte der Vorsitzende der Offinger
Reservistenkameradschaft, Karlheinz Blumenthal. Seine Antwort: Zum einen gedenke man der Opfer der beiden Weltkriege, zum andern erinnere man damit auch an die kriegerischen Handlungen, die leider nicht aus der Welt zu schaffen seien. In Zukunft fallen unter den Begriff „Heimkehrer“nach seiner Meinung Soldaten, Ärzte und Schwestern, die aus den Auslandseinsätzen zurückkehrten. Und ebenso Einsatzkräfte, die humanitäre Hilfe leisteten. „Das sind die Heimkehrer, denen man für ihr Engagement danken muss“, so Blumenthal.
Damit sprach er auch Ortsvorsteher Leo Moll aus dem Herzen: „Unser Ziel ist es, den Gedenktag zu erhalten, weil es uns wichtig erscheint, das Erlebte und Geschehene zu bewahren, um unsere Zukunft gestalten zu können.“Nach der Niederlegung der Blumengebinde spielte das Musikensemble des Musikvereins Offingen die Nationalhymne, die von allen Anwesenden auf der Bussenwiese mitgesungen wurde.