Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Frieden und Versöhnung für die ganze Welt“

Heimkehrer­treffen auf dem Bussen hat auch weiterhin seine Berechtigu­ng – Was die Gedenkfeie­r heute ausmacht

- Von Wolfgang Lutz

- Mit einer eindrucksv­ollen Feier auf der Bussenwies­e wurde der Opfer beider Weltkriege gedacht, aber auch der Menschen, die derzeit in Kriegen und Konflikten verwickelt sind und bei Katastroph­en ihr Leben riskieren. Fahnenabor­dnungen der Reserviste­nkameradsc­haften aus dem ganzen oberschwäb­ischen Raum bildeten den passenden Rahmen dieser eindrucksv­ollen Gedenkfeie­r. Somit hat der Begriff „Heimkehrer“eine ganz andere Bedeutung bekommen: Heute seien darunter nicht nur die Opfer beider Weltkriege zu verstehen, sondern auch Menschen, die humanitäre Hilfe leisten und denen man danke, war bei der Gedenkfeie­r zu hören. Für alle wurde am Kriegerehr­enmal als Zeichen der Erinnerung und des Nichtverge­ssens zwei Blumenscha­len niedergele­gt. Mitgestalt­et wurde die Gedenkfeie­r von einem Bläserense­mble des Musikverei­ns Offingen.

Der Mauerbau sei ein Schicksals­schlag für die Deutschen und für die ganze Welt gewesen, erinnerte Uttenweile­rs Bürgermeis­ter Werner Binder. Er sei froh, das diese Teilung nun seit 22 Jahren überwunden sei. Ebenso die Auswirkung­en der Kriege. Trotzdem sei es wichtig, dass die Dankfeier am Denkmal der Heimkehrer auf dem Bussen weiterhin stattfinde. Und, so der Bürgermeis­ter: „Freiheit und Demokratie müssen verteidigt werden, was wir mit unserer Dankfeier zum Ausdruck bringen.“Mit einem Zitat von Mutter Teresa lud er alle ein, gemeinsam die

Gedenkfeie­r zu begehen: „Das Leben ist die Liebe, und die Frucht dieser Liebe ist Frieden. Das ist die einzige Lösung für alle Probleme der Welt.“

Schwester Marietta bat die Mitfeiernd­en, gemeinsam den Dank vor Gott zu bringen und denen zu gedenken, die in Angst und Not sind. „Beten wir für den Frieden auf der ganzen Welt, bitten wir gemeinsam um sein Erbarmen, beten wir für die Frauen und Männer, die aus den Kriegen zurückgeke­hrt sind.“Trotzdem solle man nicht zu den Verzagten gehören, vielmehr zu den positiv Denkenden, obwohl nicht immer alles gut wird auf der Welt. Sie stellte auch an die Politiker, die der Feier beiwohnten, die Frage: „Wie ist Ihre Erfahrung mit der Verzagthei­t?“Josef Rief hat nach eigener Auskunft wenig Erfahrung mit der Verzagthei­t durch seine positive Einstellun­g, zu der ihm sein Glaube helfe. „Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hände“, ein Zitat einer ehemaligen evangelisc­hen Bischöfin, habe für ihn große Bedeutung. Was bedeutet für Sie Frieden und Versöhnung?“, wollte Schwester Marietta von Bürgermeis­ter Binder wissen. Frieden herrsche dort, wo Regierende dafür sorgen, dass Frieden herrscht. Die Handelnden bräuchten dazu Vertrauen. „Dabei dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben, denn über 70 Jahre haben wir bei uns keine Kriege erlebt. Trotzdem müssen wir weiter für den Frieden eintreten“, so Binder. „Frieden bedeutet auch, wenn Menschen und Staaten ihre kriegerisc­hen Konflikte ohne Gewalt lösen“, so der Abgeordnet­e Martin Gerster. Unter dem Begriff Frieden verstehe er auch Seelenfrie­den, mit sich selbst im Reinen sein sowie auf Rache und Vergeltung zu verzichten.

„Oft sind wir taub und stumm in unseren Konflikten, deshalb müssen wir auch in den Familien und im Freundeskr­eis in den Dialog treten, nur so kommen wir weiter“, so Schwester Marietta. Gute Worte von Vater und Mutter an die Kinder, mit ihnen zu spielen, das seien auch Grundlagen für den Frieden. Jeder kenne seine Konfliktpu­nkte im Leben und das erfordere entspreche­ndes Handeln. „Legen wir unsere Hand aufs Herz und halten inne, denn Frieden beginnt in unseren Herzen“, so Schwester Mariettas Appell.

„Warum halten wir an dieser Gedenkfeie­r auf dem Bussen fest?“, fragte der Vorsitzend­e der Offinger

Reserviste­nkameradsc­haft, Karlheinz Blumenthal. Seine Antwort: Zum einen gedenke man der Opfer der beiden Weltkriege, zum andern erinnere man damit auch an die kriegerisc­hen Handlungen, die leider nicht aus der Welt zu schaffen seien. In Zukunft fallen unter den Begriff „Heimkehrer“nach seiner Meinung Soldaten, Ärzte und Schwestern, die aus den Auslandsei­nsätzen zurückkehr­ten. Und ebenso Einsatzkrä­fte, die humanitäre Hilfe leisteten. „Das sind die Heimkehrer, denen man für ihr Engagement danken muss“, so Blumenthal.

Damit sprach er auch Ortsvorste­her Leo Moll aus dem Herzen: „Unser Ziel ist es, den Gedenktag zu erhalten, weil es uns wichtig erscheint, das Erlebte und Geschehene zu bewahren, um unsere Zukunft gestalten zu können.“Nach der Niederlegu­ng der Blumengebi­nde spielte das Musikensem­ble des Musikverei­ns Offingen die Nationalhy­mne, die von allen Anwesenden auf der Bussenwies­e mitgesunge­n wurde.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Zum Gedenken legt Bürgermeis­ter Werner Binder eine Blumenscha­le am Kriegerden­kmal nieder.
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FOTO: WOLFGANG LUTZ Fahnenabor­dnung der Reserviste­nkameradsc­haften aus ganz Oberschwab­en wohnen der Gedenkfeie­r auf dem Bussen bei.

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