Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Stiko entscheidet über Impfung für Schwangere
Kommende Woche soll Entscheidung fallen – Neue Studien sprechen für Empfehlung zur Immunisierung
- Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert-koch-institut (RKI) will ihre Haltung zur Immunisierung von Schwangeren und Stillenden ändern – in den USA ist die Impfung bereits empfohlen.
Die neue Empfehlung für Schwangere werde im Lauf der nächsten Woche erwartet, teilte das RKI am Donnerstag auf Anfrage mit. Damit dürfte eine allgemeine Empfehlung für alle Schwangeren näher rücken. Bisher hatte die Stiko diese vermieden, weil die Datenlage als zu begrenzt angesehen worden war. Nur Schwangere mit Vorerkrankungen oder mit einem erhöhten Risiko, dem Virus ausgesetzt zu sein, sollten demnach geimpft werden. Das dürfte sich nun ändern. In dieser Woche haben noch einmal Daten aus Israel gezeigt, dass eine Biontech-impfung Schwangere gut vor einer Coronainfektion und vor einer Einweisung ins Krankenhaus schützt. Die Wirksamkeit sei in etwa vergleichbar mit der in der Allgemeinbevölkerung.
Zuvor hatte bereits Mitte August die Us-gesundheitsbehörde CDC ihre Impfempfehlung auf Basis neuer Studiendaten auf alle schwangeren und stillenden Frauen ausgeweitet – und zwar für einen mrna-basierten Impfstoff, also Biontech und Moderna. Demnach hätten alle verfügbaren Daten keine Auffälligkeiten bei Schwangeren nach der Impfung ergeben. Die Impfstoffe seien sicher und wirksam. Die Us-behörde kam daher zu dem Schluss, dass die Vorteile der
Impfung bei Schwangeren die Nachteile deutlich überwiegen. Zudem sei der Einsatz dringend angeraten, da man durch die Delta-mutation des Coronavirus in den USA aktuell bei ungeimpften Schwangeren schwere Folgen von Covid-19 beobachte.
Daraufhin hatten gynäkologischen Fachverbände die Stiko aufgefordert, sich dieser Meinung „zeitnah“anzuschließen. Das sei gerade angesichts von Delta „zwingend notwendig, um schwere Krankheitsverläufe in der Schwangerschaft, unter der Geburt sowie in der Stillzeit zu verhindern“. Auch die Sächsische Impfkommission (Siko) hat die Immunisierung bereits empfohlen – und zwar schon im Mai und ab der 13. Schwangerschaftswoche, idealerweise in der 20. bis 24. Woche. Laut Sikochef Thomas Grünewald, weil es sich um „eine sehr, sehr sichere Impfung in der Schwangerschaft“handele. Zuletzt hatte das Sozialministerium von Baden-württemberg die Stiko aufgefordert, für Schwangere und Stillende endlich eine klare Impfempfehlung abzugeben. Amtschef Uwe Lahl verwies darauf, dass im Land rund fünf Prozent der auf Intensivstationen behandelten Corona-patienten Schwangere seien
Es gebe bei einer Infektion während der Schwangerschaft ein sechsfach höheres Risiko für eine intensivmedizinische Behandlung im Vergleich zu nicht Schwangeren – und eine 26-fach erhöhte Sterblichkeit von Schwangeren mit Covid-19 im Vergleich zu nicht Schwangeren im selben Alter.