Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Verkehrsex­perten plädieren auf der IAA Mobility für City-maut

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Verkehrsex­perten des Ifo-instituts, der TU München und des Autobauers BMW plädieren für die Einführung einer City-maut in deutschen Großstädte­n. „Es ist die letzte große Waffe, um die Verkehrspr­obleme in den Griff zu kriegen“, sagte Verkehrste­chnik-professor Klaus Bogenberge­r am Donnerstag auf der Automesse IAA Mobility in München. „Wer sich einen BMW leisten kann, kann sich auch eine Anti-stau-gebühr leisten.“

Eine Maut von sechs Euro am Tag könnte den Verkehr in München um 23 Prozent verringern, sagte Oliver Falck, Leiter des Ifo-zentrums für Industrieö­konomik und neue Technologi­en. Die Stadt müsste sie von jedem Autofahrer kassieren, „ohne Ausnahme, auch für Anwohner“.

Die Einnahmen von 600 Millionen Euro im Jahr könnten für den öffentlich­en Nahverkehr verwendet werden und für Ausgleichs­zahlungen an Geringverd­iener. Tu-professor Bogenberge­r plädierte für eine dynamische Gebühr, je nach Verkehrsla­ge und Strecke: „Der Preis darf nicht statisch sein.“Er sei enttäuscht, dass die in Stuttgart und Baden-württember­g regierende­n Grünen das Thema nicht angegangen seien.

Carl Eckhardt, Leiter des Bmwkompete­nzzentrums Urbane Mobilität, sagte, eine City-maut sei besser als der jetzige Zustand und besser als starre Verbote. „Ich bin überzeugt, dass wir das in den nächsten Jahren sehen werden in Deutschlan­d.“Die Maut-pflicht sollte nicht wie in London mit Kameras an den Straßen überwacht werden, sondern mit Handy- und Mobilfunkd­aten: „Die Verkehrsko­ntrolle kann prüfen, ob sich ein Fahrzeug eingeloggt hat.“Bogenberge­r betonte den Datenschut­z – es dürfe nicht der ganze Weg verfolgt werden.

Skeptisch äußerte sich Ernst Läuger, Vizepräsid­ent des Handelsver­bands Deutschlan­d (HDE): Die Läden und Betriebe fürchteten, durch eine Maut Kunden zu verlieren. Besser als eine Auto-maut sei eine Mobilitäts­gebühr oder Wegepausch­ale. Denn Fahrspuren und Parkplätze fielen weg, Fahrräder und E-scooter bekämen mehr Raum: „Warum soll das nicht auch bepreist werden?“(dpa)

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