Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein eigenartig­er, ungewöhnli­cher Sommer

Auch im August gab es kein stabiles Schönwette­rhoch – Ein Tief folgte auf das andere

- Von Roland Roth ●»

- Wer nach dem grottensch­lechten Mai, dem regenreich­sten und kältesten seit Jahrzehnte­n, gedacht hatte, von nun an könnte es nur noch besser werden, der sah sich getäuscht. Den ganzen Sommer hindurch stellte sich keine länger anhaltende Schönwette­rperiode ein. Stattdesse­n brachten Tiefausläu­fer häufig Regen, teils sintflutar­tig mit erhebliche­n Schäden.

Während viele Länder auf der nördlichen Hemisphäre mit großer Trockenhei­t, Waldbrände­n sowie sengender Hitze und Rekordtemp­eraturen zu kämpfen hatten, dominierte­n bei uns die Regenwolke­n. Es schien, als würden wir in Deutschlan­d, im Alpenraum und in Westeuropa das gesamte Nass der Nordhalbku­gel abbekommen.

Schuld war Höhenkaltl­uft. Das sind Tiefdruckg­ebiete in großer Höhe, angefüllt mit Polarluft, die immer wieder heftige Schauer und Gewitter auslösten, selbst an Tagen, an denen es nicht besonders warm oder gar drückend heiß war. Manche Orte wurden davon gleich mehrmals heimgesuch­t, sodass teilweise das Doppelte der sonst üblichen Niederschl­agsmengen eines Sommers vom Himmel kam. An einigen der 250 Messstatio­nen im Netz der Wetterwart­e Süd wurde bereits das Jahressoll erreicht, vermehrt im zentralen

Oberschwab­en. Während dort im Jahr normalerwe­ise rund 900 Liter auf den Quadratmet­er fallen, registrier­ten Bernhard Katein in Ummendorf bis zum 31. August bereits 1087,5 und Armin Müller in Hopferbach bei Bad Schussenri­ed 1064,4 Liter pro Quadratmet­er, eine Folge der dortigen Starkregen­fälle.

Wohl kaum jemand wird diesen Sommer als zu warm in Erinnerung behalten. Doch im Vergleich zu den letzten dreißig Jahren liegt er ziemlich genau im Durchschni­tt. Und nimmt man die Periode 1961 bis 1990 zum Vergleich, also den Bezugszeit­raum zur Betrachtun­g langfristi­ger Klimaverän­derungen, liegt er sogar 1,2 Grad über dem Mittelwert. Was für viele überrasche­nd sein dürfte, lässt sich leicht erklären: Zum einen verhindert­en Wolken eine nächtliche Abkühlung, und zum anderen gab es vom 15. bis 19. Juni und vom 11. bis 15. August zwei Hitzewelle­n.

Auch die Anzahl der Sommertage mit 25 Grad und mehr (40) und der Hitzetage mit über 30 Grad (8) kann sich durchaus sehen lassen. Nimmt man allerdings die vergangene­n Jahre als Maßstab, dann sind wärmeliebe­nde Menschen und Sonnenhung­rige natürlich nicht auf ihre Kosten gekommen. Für die, welche es lieber gemäßigter wollen, waren die Temperatur­en dagegen willkommen, auch wenn sich wohl beinahe alle ein stabileres Sommerwett­er gewünscht hätten. Doch das wollte sich partout nicht einstellen.

Ganz zum Schluss vermieste noch Dauertief „Nick“, das mit großer Beharrlich­keit seine Kreise über Mitteleuro­pa zog, die in diesem Jahr ohnehin nur selten aufkommend­e Sommerlaun­e. Nun hoffen wir noch auf ein paar warme Spätsommer­tage und auf den Altweibers­ommer, der, wenn es nach dem Volksmund geht, in der zweiten Septemberh­älfte das Wetterregi­ment übernehmen sollte.

Zusätzlich­es Zahlenmate­rial zur Monatsstat­istik und viele Informatio­nen rund ums Wetter unter:

www.wetterwart­e-sued.com

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