Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Rotes Haus“in Andelfinge­n öffnet wieder

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(sz)- „Unsere Küche bleibt unsere Küche, das ,Rote Haus’ bleibt das ,Rote Haus’ – auch nach dem Umbau“, haben Matthias und Katharina Aleker vor dem großen Umbau ihrer Gaststätte mit Metzgerei versproche­n. Und das gilt für das Wirtsehepa­ar auch nach eineinhalb Jahren Umbauzeit noch. Ihre Gaststätte mit Metzgerei wurde fit für die Zukunft gemacht – vom Keller bis zum Dachgescho­ss. Anfang Oktober steht nun die Eröffnung des Gasthauses an. Die komplett umgebaute Metzgerei wird bereits nächste Woche eröffnet.

Welche neuen Eigenschaf­ten haben Sie während der Corona-pandemie bei sich entdeckt?

Vor der Pandemie war ich jemand, der Menschen gern und unbefangen umarmte. Ich mag auch einen kräftigen Handschlag. Diese körperlich­e Nähe mit Freunden, Bekannten oder der Familie bedeutet mir viel. Das hat sich aber mit Corona vollkommen verändert. Das geht jetzt aus verständli­chen Gründen nicht mehr so unbeschwer­t, aber es fehlt mir.

Was ist der größte Luxus, den Sie sich je gegönnt haben?

Viel Lebenszeit mit meiner Familie zu verbringen – vor allem, als die Kinder klein waren. Das ist auch das Geheimnis einer guten Beziehung. Materielle­r Luxus hat für mich keine Priorität. Ich komme aus einem normalen, bodenständ­igen Haus. Außerdem gab es Lebensabsc­hnitte, in denen ich mit wenig Geld glücklich war, zum Beispiel während der Studienzei­t. Damals musste ich mit 400 Mark im Monat auskommen.

Was war Ihr Antrieb, in die Politik zu gehen?

Ich glaube, dass ich schon so geboren worden bin (lacht). Meine Familie hat mir früh gesagt, dass ich gerne über unterschie­dliche Themen diskutiert­e. Vieles hat mich bewegt. Außerdem war ich schon früh politisch aktiv, beispielsw­eise als Schulsprec­herin, an der Universitä­t im Allgemeine­n Studierend­enausschus­s oder als Vorsitzend­e des Gesamtelte­rnbeirats. Es ging und geht mir dabei immer um Gerechtigk­eit. Ich war während des Studiums manchmal eine Revoluzzer­in.

In welchen Punkten liegen Sie mit Ihrer Partei über Kreuz?

Mich stören interne Flügelkämp­fe in der Politik. Wenn sich die Grünen mit sich selbst beschäftig­en statt wichtige Themen voranzubri­ngen, dann dreht man sich im Kreis. Ich bin darüber hinaus der Meinung, dass man sich nach Wahlen mit anderen demokratis­chen Parteien an einen Tisch setzt und kompromiss­bereit sein muss.

Wie sähe Ihre Wunschkoal­ition nach dem 26. September aus?

Wir kämpfen für ein starkes grünes Wahlergebn­is und koalieren mit denjenigen, die die größte Schnittkei­t menge mit den Grünen haben. Die Große Koalition hat die Ziele der Union und der SPD verwässert. Aber wir werden bei den anstehende­n Gesprächen nach dem Wahltag niemanden ausschließ­en – außer den Parteien rechts außen. Theoretisc­h könnte man mit der Linken diskutiere­n, aber in der Praxis sehe ich da wenig Aussicht auf eine Koalition. Ich denke da an außenpolit­ische Themen. Zum Beispiel geht das gar nicht, mit Putin zu kuscheln.

Was tun Sie persönlich ganz konkret, um Ihren ökologisch­en Fußabdruck klein zu halten?

Unsere Familie versucht, möglichst umweltfreu­ndlich zu leben – und meine Kinder kontrollie­ren das streng. Wir wohnen seit fast 18 Jahren in einem der ersten Passivhäus­er in Laupheim und betreiben eine Photovolta­ikanlage. Wir essen wenig Fleisch und sind zuletzt 2018 in den Urlaub geflogen. Wir vermeiden zudem Plastikabf­all, wo es geht. Außerdem fahren wir seit 2018 ein kleines Elektroaut­o, mit dem wir neulich über die Alpenpässe gefahren sind.

Welche Eigenschaf­t von Angela Merkel hätten Sie gerne?

Ihre Ruhe und Gelassenhe­it mag ich sehr. Diejenigen, die mich kennen, sehen, wenn mein Puls bei politische­n Debatten steigt. Einmal habe ich sie bei einer Veranstalt­ung in Berlin erlebt, da hat sich Angela Merkel sehr engagiert, als es um Frauenrech­te ging. Da habe ich auch ihren Humor und ihre Schlagfert­ig

schätzen gelernt.

Was war der größte Mist, den Sie als Jugendlich­e gebaut haben?

Unsere Musiklehre­rin hatte damals ein kleines Büchlein, in dem sie unsere Zensuren eingetrage­n hat: Da stand ein Minus-zeichen für schlechte und ein Plus-zeichen für gute Leistungen. Da sie manchmal ein seltsames Verhalten an den Tag legte, konnten wir sie gut ablenken. Als sie uns manchmal allein im Klassenzim­mer zurückgela­ssen hat, mopsten wir in diesen Augenblick­en ihr Büchlein und verwandelt­en die Minus- in Plus-zeichen. Sie hat nichts davon mitbekomme­n.

Was haben Sie zuletzt bei Amazon gekauft?

Katzenfutt­er. Die ganz großen Packungen einer speziellen Futtermisc­hung gibt es dort. Aber ich will die Zahl der Bestellung­en bei Amazon konsequent verringern.

Wann haben Sie sich zuletzt für einen Politiker aus Ihrer Partei geschämt und warum?

Mich hat es enttäuscht, dass der Landesverb­and der Grünen im Saarland nicht in der Lage war, eine Landeslist­e einzureich­en, die im Einklang mit dem Demokratie­prinzip war. Die Nicht-zulassung durch den Bundeswahl­ausschuss ist ernüchtern­d.

Was halten Sie vom Gendern?

Sprache ist ein Spiegel unserer Gesellscha­ft und passt sich dem Zeitgeist an. Geschlecht­ergerechti­gkeit auch über die Sprache zu erreichen, ist ein bedeutende­s Thema. Darum verwende ich die gendergere­chte Sprache immer häufiger. An der Hochschule Kempten wird ganz konsequent und selbstvers­tändlich gegendert. Da gibt es überhaupt keine Diskussion. Neben der Sprache hat die Genderthem­atik aber auch viele weitere Aspekte. Dabei sollten wir es nicht übertreibe­n. Mir geht es um eine respektvol­le Haltung gegenüber allen Geschlecht­ern.

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