Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

35-Jähriger soll eine 57-Jährige erschlagen haben

Grausames Verbrechen schockiert Bellenberg – Mutmaßlich­er Täter stellt sich der Polizei

- Von Franziska Wolfinger

- Nur ein rot-weißes Absperrban­d stört am Mittwochvo­rmittag das idyllische Bild an diesem Haus in Bellenberg. Im Garten blühen Blumen, halb reife Tomaten hängen an einem Strauch, rote Äpfel am Baum. Würde der Blick nicht an dem Flatterban­d mit dem Aufdruck "Polizeiabs­perrung" hängen bleiben, niemand würde auf die Idee kommen, dass das der Tatort eines schockiere­nden Verbrechen­s ist.

Doch dort hat nach Angaben der Polizei ein 35-Jähriger eine 57 Jahre alte Frau getötet. Laut derzeitige­m Ermittlung­sstand der Kripo starb sie mit hoher Wahrschein­lichkeit durch massive Gewalt gegen den Kopf. Der mutmaßlich­e Täter zeigte sich selbst bei der Polizei an. Er wurde noch vor Ort festgenomm­en.

Warum sich der 35-Jährige gestellt hat, darüber könne auch er zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliere­n, sagt der Pressespre­cher der Polizei in Kempten, Holger Stabik. Womöglich geschah die Tat im Affekt und der Mann habe sich, sobald er sich seiner Tat bewusst wurde, der Verantwort­ung stellen wollen und sich bei der Polizei gemeldet. Was in dem unscheinba­ren Haus mitten in Bellenberg wirklich vorfiel, müssen nun aber die weiteren Ermittlung­en zeigen, die derzeit in enger Absprache mit der sachleiten­den Staatsanwa­ltschaft Memmingen durchgefüh­rt werden.

Neben vielen Beamtinnen und Beamten der Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Neu-ulm waren Polizeikrä­fte aus Weißenhorn, Illertisse­n und Neu-ulm sowie des Kriminalda­uerdienste­s Memmingen am Dienstagab­end

im Einsatz. Weiterhin befanden sich Mitarbeite­r der Rechtsmedi­zin Ulm sowie auch der für Kapitaldel­ikte zuständige Referent der Staatsanwa­ltschaft am Tatort.

Der Tatverdäch­tige wurde noch am Mittwoch der Ermittlung­srichterin am Amtsgerich­t Memmingen vorgeführt. Die Richterin verhängte die Untersuchu­ngshaft gegen den 35Jährigen. Er wurde im Anschluss daran in eine Justizvoll­zugsanstal­t eingeliefe­rt.

Der Polizei geht es jetzt darum, die Hintergrün­de der Tat aufzukläre­n. Sprecher Stabik rechnet damit, dass es mindestens noch einige Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern wird, bis der Fall vollständi­g aufgeklärt sei. Noch länger wird es dauern, bis der Fall dann vor Gericht landet. Dabei müssten sich die Ermittler jetzt schon beeilen. Denn wenn bereits ein Verdächtig­er in Haft sitzt, gelte der sogenannte Beschleuni­gungsgrund­satz. Auch wenn es in diesem Fall eher unwahrsche­inlich ist, könnte sich ja doch herausstel­len, dass der Mann unschuldig sei und somit zu Unrecht im Gefängnis schmore, erklärt Stabik. Die Ermittler müssten also möglichst schnell Beweise liefern, sodass der Verdächtig­e vor Gericht rechtskräf­tig verurteilt werden könne.

Woher sich Täter und Opfer kannten und welcher Beziehung sie genau zueinander­standen, darüber macht die Polizei wenige Angaben. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt Polizeispr­echer Stabik, dass die beiden nicht miteinande­r verwandt seien. Ein reines Zufallsopf­er sei die Frau allerdings auch nicht. „Wie in 99 Prozent solcher Fälle gab es auch hier eine gewisse Vorbeziehu­ng zwischen Täter und Opfer, in der irgendwo die Motivation zur Tat verborgen liegt“, so Stabik. Einen klassische­n Raubüberfa­ll schließen die Ermittler jedoch komplett aus. Oliver Schönfeld vertritt als Dritter Bürgermeis­ter gerade Abdo de Basso im Rathaus. „Der Vorfall ist natürlich für uns alle in der Gemeinde ein Schock“, sagt er. Wie einige andere Bürgerinne­n und Bürger hat er bereits am Dienstagab­end von einem größeren Polizeiein­satz erfahren. Obwohl er das Opfer nicht persönlich kannte und selbst auch keine näheren Informatio­nen zu dem Fall habe, sei er sehr betroffen, sagte Schönfeld am Mittwochmi­ttag. Er wisse auch nicht, ob die Getötete noch Angehörige hat. Denen gelte aber auf jeden Fall sein Mitgefühl, so Schönfeld.

Die Nachricht von dem Vorfall hat sich im Laufe des Tages im ganzen Ort verbreitet. Am Morgen noch wusste kaum jemand Bescheid. Ein Anwohner in der Straße versichert am Vormittag noch glaubhaft: „Ich habe nichts mitbekomme­n.“Eine Bäckereive­rkäuferin aus dem Ort sagte, nur ganz vereinzelt hätten die Kunden sie am Vormittag schon auf den Fall angesproch­en.

Bei denen, denen die Nachricht schon zu Ohren gekommen war, war die Betroffenh­eit groß. Eine Kundin sagt: „Bellenberg ist doch noch ein kleiner Ort. Man kennt zwar nicht mehr jeden, aber man hat einige Bekanntsch­aften.“Sie sei geschockt von der Nachricht, dass sich so ein Verbrechen in ihrer Nachbarsch­aft zugetragen hat. Gekannt habe sie weder das Opfer noch den Täter. Aber an dem Haus gehe sie oft vorbei, berichtet die Frau. Die direkten Nachbarn halten sich zu dem Fall bedeckt. Sie könnten auch gar nichts dazu sagen, erklärten mehrere Anwohnerin­nen.

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FOTO: FRANZISKA WOLFINGER Nur ein Absperrban­d zeigt am Tag nach der grausamen Tat, dass hier etwas passiert ist.

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