Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
35-Jähriger soll eine 57-Jährige erschlagen haben
Grausames Verbrechen schockiert Bellenberg – Mutmaßlicher Täter stellt sich der Polizei
- Nur ein rot-weißes Absperrband stört am Mittwochvormittag das idyllische Bild an diesem Haus in Bellenberg. Im Garten blühen Blumen, halb reife Tomaten hängen an einem Strauch, rote Äpfel am Baum. Würde der Blick nicht an dem Flatterband mit dem Aufdruck "Polizeiabsperrung" hängen bleiben, niemand würde auf die Idee kommen, dass das der Tatort eines schockierenden Verbrechens ist.
Doch dort hat nach Angaben der Polizei ein 35-Jähriger eine 57 Jahre alte Frau getötet. Laut derzeitigem Ermittlungsstand der Kripo starb sie mit hoher Wahrscheinlichkeit durch massive Gewalt gegen den Kopf. Der mutmaßliche Täter zeigte sich selbst bei der Polizei an. Er wurde noch vor Ort festgenommen.
Warum sich der 35-Jährige gestellt hat, darüber könne auch er zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren, sagt der Pressesprecher der Polizei in Kempten, Holger Stabik. Womöglich geschah die Tat im Affekt und der Mann habe sich, sobald er sich seiner Tat bewusst wurde, der Verantwortung stellen wollen und sich bei der Polizei gemeldet. Was in dem unscheinbaren Haus mitten in Bellenberg wirklich vorfiel, müssen nun aber die weiteren Ermittlungen zeigen, die derzeit in enger Absprache mit der sachleitenden Staatsanwaltschaft Memmingen durchgeführt werden.
Neben vielen Beamtinnen und Beamten der Kriminalpolizeiinspektion Neu-ulm waren Polizeikräfte aus Weißenhorn, Illertissen und Neu-ulm sowie des Kriminaldauerdienstes Memmingen am Dienstagabend
im Einsatz. Weiterhin befanden sich Mitarbeiter der Rechtsmedizin Ulm sowie auch der für Kapitaldelikte zuständige Referent der Staatsanwaltschaft am Tatort.
Der Tatverdächtige wurde noch am Mittwoch der Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Memmingen vorgeführt. Die Richterin verhängte die Untersuchungshaft gegen den 35Jährigen. Er wurde im Anschluss daran in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.
Der Polizei geht es jetzt darum, die Hintergründe der Tat aufzuklären. Sprecher Stabik rechnet damit, dass es mindestens noch einige Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern wird, bis der Fall vollständig aufgeklärt sei. Noch länger wird es dauern, bis der Fall dann vor Gericht landet. Dabei müssten sich die Ermittler jetzt schon beeilen. Denn wenn bereits ein Verdächtiger in Haft sitzt, gelte der sogenannte Beschleunigungsgrundsatz. Auch wenn es in diesem Fall eher unwahrscheinlich ist, könnte sich ja doch herausstellen, dass der Mann unschuldig sei und somit zu Unrecht im Gefängnis schmore, erklärt Stabik. Die Ermittler müssten also möglichst schnell Beweise liefern, sodass der Verdächtige vor Gericht rechtskräftig verurteilt werden könne.
Woher sich Täter und Opfer kannten und welcher Beziehung sie genau zueinanderstanden, darüber macht die Polizei wenige Angaben. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt Polizeisprecher Stabik, dass die beiden nicht miteinander verwandt seien. Ein reines Zufallsopfer sei die Frau allerdings auch nicht. „Wie in 99 Prozent solcher Fälle gab es auch hier eine gewisse Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer, in der irgendwo die Motivation zur Tat verborgen liegt“, so Stabik. Einen klassischen Raubüberfall schließen die Ermittler jedoch komplett aus. Oliver Schönfeld vertritt als Dritter Bürgermeister gerade Abdo de Basso im Rathaus. „Der Vorfall ist natürlich für uns alle in der Gemeinde ein Schock“, sagt er. Wie einige andere Bürgerinnen und Bürger hat er bereits am Dienstagabend von einem größeren Polizeieinsatz erfahren. Obwohl er das Opfer nicht persönlich kannte und selbst auch keine näheren Informationen zu dem Fall habe, sei er sehr betroffen, sagte Schönfeld am Mittwochmittag. Er wisse auch nicht, ob die Getötete noch Angehörige hat. Denen gelte aber auf jeden Fall sein Mitgefühl, so Schönfeld.
Die Nachricht von dem Vorfall hat sich im Laufe des Tages im ganzen Ort verbreitet. Am Morgen noch wusste kaum jemand Bescheid. Ein Anwohner in der Straße versichert am Vormittag noch glaubhaft: „Ich habe nichts mitbekommen.“Eine Bäckereiverkäuferin aus dem Ort sagte, nur ganz vereinzelt hätten die Kunden sie am Vormittag schon auf den Fall angesprochen.
Bei denen, denen die Nachricht schon zu Ohren gekommen war, war die Betroffenheit groß. Eine Kundin sagt: „Bellenberg ist doch noch ein kleiner Ort. Man kennt zwar nicht mehr jeden, aber man hat einige Bekanntschaften.“Sie sei geschockt von der Nachricht, dass sich so ein Verbrechen in ihrer Nachbarschaft zugetragen hat. Gekannt habe sie weder das Opfer noch den Täter. Aber an dem Haus gehe sie oft vorbei, berichtet die Frau. Die direkten Nachbarn halten sich zu dem Fall bedeckt. Sie könnten auch gar nichts dazu sagen, erklärten mehrere Anwohnerinnen.