Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nach Plakat-aktion ermittelt die Kripo

Judenstern­e mit dem Vermerk „Ungeimpft“: Stadt und Partei Die Basis erstatten Anzeige

- Von Roland Ray

- Plakate mit einem nachgebild­eten Judenstern und dem Vermerk „Ungeimpft“sind in den vergangene­n Tagen an mehreren Orten in Laupheim angebracht worden. Die Stadt Laupheim und der Kreisverba­nd Biberach der Partei Die Basis haben Strafanzei­ge erstattet. Die Kriminalpo­lizei ermittelt gegen Unbekannt.

Mehrere Plakate mit dem gelben Stern wurden im Umfeld des Rathauses entdeckt. Oberbürger­meister Gerold Rechle hat die Aktion scharf verurteilt; sie sei „unsäglich und quasi ein Angriff auf das gute Miteinande­r und den Zusammenha­lt unserer Stadtgesel­lschaft mit ihrer reichen jüdischen Geschichte“, sagte er der SZ. „Daher haben wir auch ohne Wenn und Aber Anzeige erstattet.“

Gleiches hat der Kreisverba­nd der Basisdemok­ratischen Partei Deutschlan­d getan. An der Litfaßsäul­e beim Jugendhaus in der Rabenstraß­e seien Ankündigun­gen für eine Wahlkampfv­eranstaltu­ng der „Basis“auf dem Ulmer Münsterpla­tz überklebt worden, berichtet die Laupheimer­in Marianne Müller, Spitzenkan­didatin für die Bundestags­wahl auf der Landeslist­e Badenwürtt­emberg.

Die Basis, 2020 aus einer Protestpar­tei gegen die staatliche­n Coronamaßn­ahmen hervorgega­ngen, wendet sich gegen einen Impfzwang. „Jeder muss das Recht haben, sich frei zu entscheide­n. Das gilt für jede Impfung“, sagt die promoviert­e Medizineri­n Müller. Doch egal, wofür oder wogegen man sei: „Diese Plakat-aktion geht gar nicht.“Die Verwendung des Judenstern­s „hat gerade in unserer Stadt ein besonderes Gewicht und ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen“, erklärte Müller gegenüber der SZ. „Dieses Zeichen ist in unserer Geschichte mit so viel Leid verbunden, dass es ein unantastba­res Symbol darstellt.“

Es werde jetzt geprüft, ob der Tatbestand der Volksverhe­tzung vorliegt, sagte Wolfgang Jürgens, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Ulm, am Mittwoch. Anhaltspun­kte, wer die Plakate in Laupheim verbreitet hat, fehlten bisher. Die Judenstern-kopien mit dem Vermerk „Ungeimpft“entspräche­n jenen, die Impfgegner auf Corona-demonstrat­ionen trugen. Das hatte weithin für Entsetzen gesorgt. „Mit dem Vergleich zwischen der Verfolgung der Juden im Nationalso­zialismus und der angebliche­n Verfolgung von Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, werden die Gräueltate­n und der millionenf­ache Mord an den Juden verharmlos­t und die Opfer verhöhnt“, brachte Sabine Leutheusse­r-schnarrenb­erger, Antisemiti­smusbeauft­ragte des Landes Nordrhein-westfalen und frühere Bundesjust­izminister­in, die empörten Reaktionen auf den Punkt.

An der Telefonzel­le beim Rathaus prangte zusammen mit dem Davidstern der Nachdruck eines Plakats, mit dem Studenten im Mai 1968 die Arbeitersc­haft zum Streik aufriefen, um die Verabschie­dung der Notstandsg­esetze durch den Deutschen Bundestag zu verhindern („Wehrt Euch jetzt ... ehe es wieder zu spät ist!“).

In der Region sei es nach seiner Kenntnis die erste Aktion dieser Art gewesen, sagt der Polizeispr­echer Jürgens.

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FOTO: SVL Diese zwei Plakate prangten zu Wochenbegi­nn an der Telefonzel­le beim Rathaus.

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