Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Das Beste im Mann
Nun, da ein Wochenende mit trübem Wetter und spannenden Sportereignissen ansteht, freut sich der eine oder andere auf Nachmittage vor der Mattscheibe. Man(n) gönnt sich ja sogar PAY-TV, um die Bayern beim Dosen-club in Leipzig zu sehen oder die Formel 1 auf Monzas Hochgeschwindigkeitsstrecke. Wenn da bloß nicht immer diese Reklame wäre. Offenbar hält die Werbebranche den Fußball- und PS-FAN für einen unrasierten Alkoholiker, dessen einziges Projekt die Errichtung einer blöden Gartenlaube ist. Zudem fristet er – aufgrund seiner Fernsehgewohnheiten? – ein verlottertes Leben in Einsamkeit.
Unsereiner trinkt nach Müllers 2:0 bei den Sachsen bestenfalls einen Kaffee und bevor Sebastian Vettel in die Parabolica einbiegt, wird mit der Familie ein Kuchen verspeist. Dass sich laut Werbespot „alle elf Minuten ein Single bei Parship verliebt“? Ja, und? Wahrscheinlich verliebt sich alle sieben Sekunden irgendein Menschlein auch ganz ohne Parship.
Überhaupt werben für die digitale Liebe im Sekundentakt lauter Beaus und Bellas, die so gar nicht wie frustrierte Einzelgänger aussehen. Eher verstärkt sich der Eindruck, dieselben Gesichter kurz vorher schon gesehen zu haben – wahlweise frisch befreit vom „Besten im Mann“in der Rasierklingen-reklame oder als Teil einer „friesisch herben“Pilstrinkerclique am Nordseestrand.
Aber sei’s drum. Wer wird denn gleich in Luft gehen? Man wünscht sich kurz mit Herrn Kaiser zurück nach Villariba, damit dort Clementines Hände schon beim Spülen gepflegt werden. Und gekickt und gefahren wird ja auch noch. (jos)