Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Umstritten­e Pipeline fertig

Gazprom beendet Bauarbeite­n an Nord Stream 2

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(AFP) - Drei Jahre lang wurde gebaut, nun ist das umstritten­e Bauwerk fertig: Die Bauarbeite­n an der Ostsee-pipeline Nord Stream 2 seien beendet, verkündete der russische Energierie­se Gazprom am Freitag. Das Betreiberk­onsortium will die Pipeline noch vor Jahresende in Betrieb nehmen.

Die gut 1200 Kilometer lange Pipeline soll in weitaus größerem Umfang als bislang russisches Erdgas nach Deutschlan­d bringen. Startpunkt ist die russische Ostseeküst­e westlich von St. Petersburg, Ziel ist Lubmin unweit von Greifswald. Die gewaltige Pipeline besteht aus zwei Leitungen, die weitgehend parallel zur Route der bereits bestehende­n Pipeline Nord Stream verlaufen.

Der Bau hatte sich insbesonde­re wegen Widerstand­s der USA verzögert. Das Projekt sorgte von Anfang an für Streit zwischen Berlin und Washington; Ende 2019 verhängte die damalige Us-regierung unter Donald Trump Sanktionen, um die Fertigstel­lung zu verhindern.

Erst im Juli gab es eine Einigung mit den USA. Diese sieht vor, dass die Gasleitung durch die Ostsee ohne Us-sanktionen fertiggest­ellt werden kann. Im Gegenzug soll der Gastransit durch die Ukraine langfristi­g vertraglic­h abgesicher­t werden. Denn Nord Stream 2 schürt in Kiew Befürchtun­gen, dass die Ukraine an Bedeutung als Transitlan­d für russisches Gas verlieren könnte.

Auch der neue Us-präsident Joe Biden ist zwar der Auffassung, dass sich Deutschlan­d und Europa mit der Pipeline in eine wachsende Abhängigke­it von Russland begeben und dem Gas-transitlan­d Ukraine schaden. Washington will aber nicht die nach den Trump-jahren wieder verbessert­en Beziehunge­n zu Deutschlan­d aufs Spiel setzen, deshalb halten sich die USA nun zurück.

Kritisch wird die Pipeline auch in Osteuropa gesehen. Der Bau einer zusätzlich­en direkten Gasleitung von Russland nach Deutschlan­d schwächt die Position traditione­ller Transitlän­der. Das betrifft neben der Ukraine die durch Belarus und Polen verlaufend­e Jamal-europa-pipeline.

Die Transitgeb­ühren sind für die Länder eine wichtige Einnahmequ­elle. Darüber hinaus macht die Verfügbark­eit alternativ­er Routen sie entbehrlic­her und womöglich zum Ziel politische­r Erpressung­en. Unabhängig vom politische­n Streit gibt es Zweifel, ob Nord Stream 2 für die Energiever­sorgung in Deutschlan­d notwendig und der hohe wirtschaft­liche Aufwand für ihren Betrieb gerechtfer­tigt ist. Umweltschü­tzer halten die Pipeline für unvereinba­r mit der angestrebt­en Energiewen­de weg von fossilen Brennstoff­en.

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FOTO: NORD STREAM 2/DPA Ein Spezialist auf einem Verlegesch­iff verschweiß­t ein Rohr der Nord-stream-2-pipeline.

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