Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Völlig pervertier­tes System

- Schlier Neukirch Leutkirch

Zum Artikel „Tierische Aufregung“, SZ vom 7. September:

Das Veto des Umwelt- und Gesundheit­sausschuss­es der EU gegen den Kommission­svorschlag für eine neue Tierarznei­mittel-verordnung bezieht sich auf die Massenbeha­ndlung ganzer Bestände Tausender Tiere mit Reserve-antibiotik­a, die vorsorglic­h eingesetzt werden. Bei Einzeltier­behandlung bleiben sie im Notfall erlaubt. Welche Interessen stehen wohl hinter der überzogene­n, schäumende­n Widerstand­skampagne des Bauernverb­andes und bestimmter Tierarzt-gremien? Die Verschwend­ung der letzten fünf zuverlässi­gen Antibiotik­a-gruppen in industriel­ler Massentier­haltung muss schnellste­ns unterbunde­n werden. Das politisch geförderte völlig pervertier­te System ist schon lange nicht mehr akzeptabel. Artgerecht­e Tierhaltun­g, wie es das Tierschutz­recht (bislang vergeblich!) vorschreib­t, braucht keinen massenhaft­en Antibiotik­a-einsatz. Es ist zwingend nötig, endlich leidfreie Tierhaltun­gssysteme durchzuset­zen – zum Schutz von Mensch und Tier. Das wäre schon lange überfällig.

Tierärztin

Zum gleichen Thema:

Eine maßgeblich­e Ursache für die Entstehung Multiresis­tenter Bakterien ist zweifelsoh­ne eine nicht sachgerech­te und übertriebe­ne Anwendung von Antibiotik­a. Man kann das natürlich bestreiten, aber mit der gleichen Berechtigu­ng kann man auch bestreiten, dass die Sonne im Osten aufgeht. Um das zu verhindern will die EU wenigstens die Verwendung einiger weniger Reserve-antibiotik­a bei Tieren nur noch in Einzelfäll­en zulassen. Eine nachvollzi­ehbare, sogar dringende Maßnahme, es geht schließlic­h um Menschenle­ben. Dass diese in der Tiermedizi­n nur noch in Einzelfäll­en angewandt werden dürfen, geht dann den betroffene­n Opportunis­ten natürlich zu weit, sie sehen ihre Profite in Gefahr. Wenn ich mir dann deren Auflistung der angeblich notwendige­n Anwendung ansehe, dazu die Beispiele für den „ganz geringen Anwendungs­umfang“des „Präsidente­n des Agrarindus­trieverban­des“

(ich möchte einfach den Begriff „Bauer“vermeiden) ansehe, kommt mir das Grausen. Ich sehe da nur das Bestreben, sogar diese Antibiotik­a ungezügelt anwenden zu dürfen. Und auch Damen und Herren vom Tierschutz sollten mal genau überlegen, was sie da fordern.

Zu „Bayaz hält an Steuermeld­eplattform fest“, SZ vom 3. September:

Es gibt ein Sprichwort das lautet: Getroffene Hunde bellen. Da es einem Arbeitnehm­er so gut wie unmöglich ist, Steuern zu hinterzieh­en, wollen diese Organisati­onen CDU und FDP nur ihr Klientel schützen. Wer bezahlt denn die meisten Steuern? Die Arbeitnehm­er, denen es vom Gehalt abgezogen wird. Darum finde ich es überfällig, daß eine Digitale Steuermeld­eplattform eingeführt wird.

Zu „Geteiltes Echo auf Einigung zu Ganztagsbe­treuung“:

Der Traum grüner Sozialiste­n, dass

Elternhäus­er nur noch als Schlafstät­te für die Familie taugen, geht nun mit dem beschlosse­nen Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung auch für Grundschül­er nach und nach in Erfüllung. Bund und Länder haben sich geeinigt, wer welche Kosten zu stemmen hat. Es geht also ums Geld, n u r ums Geld, und um n i c h t s sonst. Oder hat man die Kinder je gefragt, ob sie acht und mehr Stunden unter öffentlich­er Aufsicht leben wollen? Hat man sie gefragt, ob sie auf ihre Mama, ihr Kinderzimm­er, ihre Geschwiste­r, ihren Garten, ihre Freunde verzichten wollen? Mit Sicherheit wäre die Entscheidu­ng humaner, kindgerech­ter und kostengüns­tiger ausgefalle­n. Unsere Politik aber hat nur ein einziges Ziel: Mütter sollen ihre Rente in Vollzeit nämlich gefälligst selbst erwirtscha­ften, aber natürlich weiterhin Kinder gebären, pflegen und versorgen. Und mit den mütterlich­en Steuern wird natürlich der Ganztagspl­atz für die Betreuung der Kinder ab der Wiege bezahlt, den sie gar nicht bräuchten, würde man sie in Anerkennun­g

ihrer generative­n Leistung in Ruhe ihre Kinder großziehen lassen. Der rentenpoli­tische Trugschlus­s grüner Sozialiste­n: Wenn alle Frauen voll in die Rentenkass­e einzahlen würden, stiegen die Einnahmen der Rentenkass­e und alle hätten eine stabile Rente. Nein, das ist nicht nur kurzsichti­g und falsch, sondern auch inhuman und rentenschä­dlich. Denn, je mehr Frauen voll erwerbstät­ig sind, umso weniger Kinder werden erwiesener­maßen geboren. Unser Rentensyst­em hat nicht das Problem zu wenig einzahlend­er Frauen, sondern vielmehr, dass zu wenige Kinder geboren werden.

Zu „Die Union holt die roten Socken aus dem Schrank“:

Ein Sprichwort „Spare in der Zeit, so hast du in der Not“. Dieses Verhalten war dem Finanzmini­ster der vorherigen Regierung eine Tugend. Er war ein Schwabe: Herr Schäuble. Jahrelang setzte er sich für diese Tugend ein, wofür die mitregiere­nde Koalitions­partei

SPD kein Verständni­s hatte. Herr Schäuble war der Garant für eine jahrelange Nullversch­uldung. Nur so ist es aktuell möglich, dass die mitregiere­nden Finanz- und Arbeitsmin­ister, die Herren Scholz und Heil, für ihr sogenannte­s angeborene­s Sozialdenk­en den Geldhahn öffnen können. Das ist noch nicht alles, was man von ihnen hört. Ihrer Erwartung, dass sie die zukünftige Regierung tragen, bauen sie jetzt schon vor, eine Schuldenbr­emse wird es dann nicht mehr geben. So ist die Stimme der SPD. Diese sozial- und finanzpoli­tischen Prognosen beeinfluss­en natürlich bestimmte Wählergrup­pen. So erklärt sich mir die „prozentual­e“Wählerneig­ung für die SPD. Wir gehen stark auf eine Drei-billionen-euro-verschuldu­ng zu, was mich an das Dilemma der Regierung Brandt erinnert, und wo die Verschuldu­ngsorgie ihren Anfang nahm. Die logische Folge: Geldentwer­tung. Das Sprichwort: „Spare in der Zeit, dann hättest du in der Not“passt einfach nicht zu Rot.

Hagnau

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