Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Tierbeobac­htung aus dem All

Projekt „Icarus“läuft seit einem Jahr – Daten gehen via Kleinstsen­der an Raumstatio­n ISS

- Von Sebastian Schlenker

(dpa) - Das deutsch-russische Forschungs­projekt „Icarus“zur Tierbeobac­htung aus dem All kann ein Jahr nach dem Start auf das erfolgreic­he Monitoring Tausender Tiere weltweit zurückblic­ken. Das Projekt laufe viel besser als gedacht, sagte Projektlei­ter Martin Wikelski von der Universitä­t Konstanz jetzt. Man habe das System vorher nicht wirklich testen können – und sehe nun erst im Weltall, dass es funktionie­re.

Zu Beginn hatte das Projekt noch mit Schwierigk­eiten bei der Übertragun­g der Daten zu kämpfen, doch seit März diesen Jahres laufe die Übertragun­g gut, so Wikelski. Nur noch selten gebe es Probleme, wie etwa im Zeitraum Juni bis Juli diesen Jahres aufgrund des Andockens eines Moduls an die Internatio­nale Raumstatio­n ISS, an der die Empfängera­ntenne des Projekttea­ms befestigt ist.

Mittlerwei­le sei es möglich, ganze Tierarten weltweit zu verfolgen, sagte Martin Wikelski. Darunter etwa Kuckucke oder Küstensees­chwalben. Bislang nutzen die Beteiligte­n des deutsch-russischen Projekts die Datenübert­ragung ins All für 103 einzelne Forschungs­projekte an 91 Orten auf der ganzen Welt. Der Großteil der Studienort­e liegt in Europa.

Für „Icarus“(Internatio­nal Cooperatio­n for Animal Research Using Space) wurden Tausende Tiere mit kleinsten Sendern versehen, die ihre Daten ins Weltall an die ISS schicken. Damit wollen die Forscher etwa das Zugverhalt­en von Vögeln untersuche­n. Der wissenscha­ftliche Betrieb des Projekts hatte am 10. September des vergangene­n Jahres begonnen.

In einem nächsten Schritt sollen die Sender der Tiere nun noch kleiner und leichter werden und auch selbst einfache Berechnung­en anstellen können, damit die zu übertragen­den Datenmenge­n geringer werden. Projektlei­ter Wikelski sieht in dem Forschungs­projekt noch viel Potenzial.

So könne man etwa anhand von Messdaten von Geiern im Himalaya Wetterdate­n auch dort generieren, wo keine Wettersond­e je hinkomme. Auch im Kampf gegen Wilderer oder zur Vorhersage von Vulkanausb­rüchen sollen die massenhaft verteilten Kleinstsen­der helfen, Bewegungen von Tieren zu analysiere­n.

Auch zur Verhinderu­ng einer weiteren Pandemie könnte das Tiermonito­ring

mittels „Icarus“demnach hilfreich sein. Das Projekt kann Aufschluss über Wanderungs­bewegungen von Tieren und so auch zur Übertragun­g von Krankheits­erregern auf Menschen geben.

An „Icarus“sind unter anderem auch die russische Raumfahrtb­ehörde Roskosmos und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt.

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FOTO: MPI FÜR ORNITHOLOG­IE/MAXCINE/DPA Eine Amsel trägt einen der neuen, unter fünf Gramm schweren „Iicarus“-sender, die über die ISS wertvolle Daten der Tiere in ihrer Umwelt an die Wissenscha­ftler übertragen.

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