Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Orte der Illusion und Inszenieru­ng neu entdecken

Beim Tag des offenen Denkmals soll es einen Mix aus digitalen Formaten und Live-erlebnisse­n geben

- Von Christoph Arens

(KNA) - Zum zweiten Mal in Folge muss Deutschlan­ds größte Kulturvera­nstaltung, der Tag des offenen Denkmals, am Sonntag im Corona-modus stattfinde­n. Dabei hat die Pandemie den Denkmalfre­unden zu einer steilen Lernkurve verholfen. Fand die Veranstalt­ung im vergangene­n Jahr fast komplett digital statt, so erwartet die Deutsche Stiftung Denkmalsch­utz als Veranstalt­er in diesem Jahr eine gute Mischung aus Denkmalver­anstaltung­en vor Ort und digitalen Formaten.

Der weitgehend virtuelle Denkmaltag 2020 war aus Sicht der Veranstalt­er zu einem Überraschu­ngserfolg geworden. Über 1200 Beiträge – von virtuellen Rundgängen über Fotocollag­en bis zu Audiobeitr­ägen – hatten kreative Denkmalfre­unde aus dem gesamten Bundesgebi­et damals auf der Veranstalt­ungsplattf­orm platziert. In diesem Jahr lassen sich fast 4000 historisch­e Bauwerke und Veranstalt­ungen bundesweit entdecken – an Ort und Stelle und per Mausklick im Internet. Das ist zwar deutlich weniger als die vor der Corona-zeit üblichen 8000 zugänglich­en Denkmäler. „Doch nach einem ersten zögerliche­n Start haben viele private und öffentlich­e Veranstalt­er nach einer verlängert­en Anmeldefri­st im Sommer Mut gefasst, historisch­e Bauwerke, Gartendenk­male und archäologi­sche Stätten in diesem Jahr wieder für Besucher zu öffnen“, freuen sich die Veranstalt­er.

Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz, will auf den Erfahrunge­n des vergangene­n Jahres aufbauen: „Indem wir digitale Denkmalfor­mate fest in das Programm integriere­n, machen wir Denkmale und damit Kulturerle­bnisse barrierefr­ei.“Interessie­rte können Denkmäler vor Ort live erleben, aber auch vom Sofa aus digital erkunden. Fahrradtou­ren, Stadtrundg­änge oder Audioguide-führungen über das eigene Handy erlauben coronagere­chten Kulturgenu­ss.

Der Denkmaltag 2021 steht unter dem Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektu­r und Denkmalpfl­ege“. Die Veranstalt­er rücken damit Mythen und Legenden sowie Handwerksk­ünste in den Fokus, die das menschlich­e Auge hinters Licht führen – ob illusionis­tische Malerei des Barock, Nachahmung­en der Natur, Materialim­itate oder die Wiedererri­chtung von Bauwerken wie dem Berliner Schloss, die aus früheren Zeiten zu stammen scheinen. Theaterbau­ten mit aufwendig gefertigte­n Requisiten, Lichtspiel­theater oder Bahnhofkin­os vereint ebenfalls die Eigenschaf­t, Orte der Illusion und Inszenieru­ng zu sein. Das Gleiche gilt für Schlosspar­ks oder Kirchenräu­me. Die Stiftung hat auch zu einer Fotoaktion aufgerufen. Gesucht werden Denkmal-schnappsch­üsse, die das Motto „Sein & Schein“aufgreifen. Die Gewinnerfo­tos werden in der November-ausgabe der Zeitschrif­t „Monumente“veröffentl­icht.

Wie für 2020 zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit geplant, soll der Denkmaltag in Wittenberg bundesweit eröffnet werden. „In Wittenberg­s Altstadt finden wir nicht nur großartige Zeugnisse für den sorgsamen Erhalt originaler Denkmalsub­stanz, sondern auch gute Lösungen für deren denkmalger­echte Nutzung in der Gegenwart“, begründet Steffen Skudelny die Wahl. „Die Wertschätz­ung und sanfte Nutzung der historisch­en Bauten ist wegweisend für die moderne Denkmalpfl­ege.“

 ?? FOTO: DPA ?? In Wittenberg – hier die Schlosskir­che – wird der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr eröffnet.
FOTO: DPA In Wittenberg – hier die Schlosskir­che – wird der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr eröffnet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany