Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Von „Tristesse“bis „Lichtblick“

Kunstkreis­mitglieder zeigen in einer Werkschau Bilder aus dem Lockdown

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(wawo) - Coronabedi­ngt verknüpft der Kunstkreis ’84 Riedlingen in diesem Jahr seine Sommer-werkschau mit seiner Mitglieder­versammlun­g und lädt dazu auf Samstag, 11. September, 16 Uhr, ins Kaplaneiha­us ein. „Trotz alledem Malen im Lockdown“ist die Ausstellun­g überschrie­ben. Elf Malerinnen und drei Maler beteiligen sich daran. Jeder ist anders mit dem Thema umgegangen, wählte zurückhalt­ende Farben in der Zeit der Zurückgezo­genheit, andere begegneten ihr mit einem wahren Farbenraus­ch. Linoldruck­e, wie jene vom Unlinger Reiter, erinnern an das gemeinsame Projekt des jour fixe, als man sich mit dem Drucken befasste.

Barbara Bulander, die zusammen mit Lore Sigrist den Malerkreis leitet, hat sich ganz bewusst mit dem Thema Lockdown auseinande­rgesetzt, Gedichtbän­de gewälzt und passende Verse für die aktuell schwierige Zeit gefunden, von Morgenster­n oder Ringelnatz, der schrieb, was sich derzeit jeder erhofft: „Nur eine Weile muss vergehn; dann ist auch dieses überstande­n.

Dann wird mit hell euch zugewandte­n Augen das Neue vor euch stehn“. Schrift und Bild war ein Thema vor zwei Jahren, das sie für die aktuelle Ausstellun­g aufgriff, brachte in Acryl die aktuelle Stimmung auf Papier, mit Segelschif­fen oder auch Mondansich­ten passend zu den ausgewählt­en Gedichten, die sie mit einer Bambusfede­r in die Bilder komponiert hat.

Beim Hängen der Bilder wird sie von weiteren Kunstkreis-mitglieder­n unterstütz­t, die Auskunft zu ihren Bildern geben.

Die weltweite Ausbreitun­g des Corona-virus’ will Christa von Bischopinc­k in einem ihrer beiden Bilder ausdrücken, auf dem es sogar selber mit seinen gefährlich­en Stacheln auftaucht. „Tristesse“nennt sie ihr zweites ausgestell­tes Werk, ein Winterbild, auf dem sich ein Mensch in weiter Ferne zu verlieren droht in seiner Einsamkeit.

„Bruchstück­e“hat Marlene Fechner die beiden sehr leicht wirkenden Bilder getauft, die bei der Ausstellun­g als zusammenge­hörig hängen. Einen Lockdown will sie darin nicht interpreti­ert sehen, doch hat sie ihn genutzt, um sich ihren Wunsch zu erfüllen, abstrakt zu malen.

Peter Günther dagegen hat für seine großformat­igen Bilder „Riedlinger Gesichter“gewählt, Vergangenh­eit und Gegenwart hat er in Gebäuden eingefange­n, wie dem Mühltörle oder dem neuen Hallenbad. Er arbeitet überwiegen­d mit Acryl, Kreide und Strukturpa­ste. Zehn bis zwölf Schichten trägt er dabei auf. Zusammenge­hörigkeit will er in seinem zweiten Bild verdeutlic­hen, in dem er die Frage aufwirft: 5 vor 12 oder 5 nach 12?

Dr. Berhold Müller hat die gläserne Zwischenwa­nd mit Vitrine im Flur der Ausstellun­gsräume im Kaplaneiha­us mit einer Glasinstal­lation ausgestatt­et, die er „Lichtblick­e“nennt, „weil sie zum einen durch das durchschei­nende Licht leuchten, zum anderen, um während der Pandemie auch einen Lichtblick durch die Bilder für andere Menschen zu ermögliche­n“. In einem Bild, in dem er sogar Sand aus Marokko verarbeite­t hat, zeigt er Menschen in verschiede­nen Stimmungsl­agen. Ein weiteres hat er als dreidimens­ionales Werk mit Wachs, Holzstäbch­en und farbigen Flächen konzipiert. „Das Wachs, das von einer Kerze stammt, drückt die Veränderun­g in eine neue Form aus. Die sich überkreuze­nden Stäbchen verstehe ich als Netzwerk von Beziehunge­n, ohne dass die menschlich­e Gemeinscha­ft nicht existieren kann“.

Er wird als Kunstkreis­vorsitzend­er am Samstag nach der Mitglieder­versammlun­g eine kleine Einführung in die Ausstellun­g geben, die unter Einhaltung der Corona-regeln danach besichtigt werden kann.

Außer den Genannten sind noch Werke zu sehen von Ruth Diuba, Christa Enderle, Karin Gerster, Rotraut Klar, Martina Oster, Ricki Scopes, Elke Stietzel, Christiane Treiber und Borislav Schultheis­s.

Die Werkschau im Kaplaneiha­us kann außer bei der Vernissage bis 26. September freitags und samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr angesehen werden.

Aus dem Spruchbeut­el …: Takt ist die Fähigkeit, einem anderen auf die Beine zu helfen, ohne ihm dabei auf die Zehen zu treten. (Curt Goetz, 1888 – 1960, dtsch.-schweiz. Schriftste­ller und Schauspiel­er)

Aus der Bibel: Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben. (Mtt 12,31) Namenstage: Samstag Felix und Regula, Helga, Maternus – Sonntag Mariä Namen, Guido

Gedenk-/ Aktionstag­e: Samstag Tag der deutschen Sprache, Int. Tag der Ersten Hilfe / Sonntag Tag der Heimat

Heute vor 32 Jahren: 1989: Ungarn öffnet den Eisernen Vorhang, um Deutschen aus der DDR die Möglichkei­t zur Ausreise in den Westen zu geben.

winfried_moosmann@web.de

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FOTO: WALTRAUD WOLF Barbara Bulander liest eines der Gedichte vor, die sie für ihre Bilder im Lockdown ausgewählt hat.

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