Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Getötete Frau: Ermittlung­en gehen weiter

Der Schock über die brutale Ermordung sitzt in der Gemeinde tief

- Von Franziska Wolfinger

- Nachdem eine Frau auf brutale Art und Weise ihr Leben verloren hat, sitzt der Schock in Bellenberg noch immer tief. Dass sich mitten in dem beschaulic­hen Wohngebiet ein Tötungsdel­ikt abgespielt haben soll, fällt schwer zu glauben. Etwas Erleichter­ung verspürt mancher angesichts der Tatsache, dass der mutmaßlich­e Täter bereits hinter Gittern sitzt. Die Ermittlung­en von Polizei und Staatsanwa­ltschaft gehen weiter, noch sind einige Fragen offen.

Ein 35-Jähriger soll eine 57-Jährige am Dienstagab­end in ihrem Haus in Bellenberg erschlagen haben. Anschließe­nd hat er sich der Polizei gestellt und seine Tat gestanden. Laut Polizei waren Täter und Opfer nicht miteinande­r verwandt. Sie sollen sich aber gekannt haben, heißt es seitens der Polizei, die aber nicht näher eingrenzen will oder kann, wie lange die beiden schon miteinande­r bekannt waren. Einen aus dem Ruder gelaufenen Einbruch oder Raubüberfa­ll schließen die Ermittler aus.

In welcher Beziehung standen also die Frau und der Mann? 2019 wurden 777 Frauen getötet, in 301 Fällen davon war der Täter der Partner der Getöteten. Das geht aus der kriminalst­atistische­n Auswertung zu Partnersch­aftsgewalt des Bundeskrim­inalamts hervor. Statistisc­h ist es also nicht unwahrsche­inlich, dass der 35Jährige und die Getötete eine Liebesbezi­ehung geführt hatten. Oberstaats­anwalt Thorsten Thamm kann das zum jetzigen Zeitpunkt allerdings weder bestätigen noch verneinen. „Da müssen wir entspreche­nde Ermittlung­en abwarten“, sagt er. Die Staatsanwa­ltschaft werde sich äußern, wenn es gesicherte Ergebnisse gibt. Das könnte Mitte nächster Woche so weit sein.

Am Mittwoch war die Spurensich­erung noch einmal am Tatort. Die Ermittler beendeten die Arbeiten, die sie am Dienstagab­end nicht mehr geschafft hatten. Die Polizei war am Dienstag bis spät in der

Nacht im Einsatz, berichtet ein Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/west. Während die Ermittler in Bellenberg noch am Anfang stehen, hat die Staatsanwa­ltschaft im Fall der getöteten 33-Jährigen aus Wullenstet­ten ihre Ermittlung­en abgeschlos­sen und Anklage erhoben. Das teilte Oberstaats­anwalt Thorsten Thamm am Donnerstag auf Nachfrage mit. Dabei hatte sich der Verdacht gegen den Ehemann der Getöteten erhärtet.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm Mord vor. Sie gehe also davon aus, dass der Angeschuld­igte seine Frau heimtückis­ch getötet hat, erklärt

Thamm. Damit wird das Tötungsdel­ikt als Mord – nicht als Totschlag – eingestuft. Sieht das Gericht das genauso, muss der Angeklagte lebensläng­lich ins Gefängnis. Mord unterschei­det sich von Totschlag dadurch, dass mindestens ein sogenannte­s Mordmerkma­l erfüllt sein muss. Dazu zählen zum Beispiel Heimtücke, Mordlust oder die Befriedigu­ng des Geschlecht­striebs.

Der Angeklagte soll seine Frau Ende März dieses Jahres im Zuhause der Familie, eine Doppelhaus­hälfte in Wullenstet­ten, erwürgt oder erdrosselt haben. Die Familie hatte zu diesem Zeitpunkt erst wenige Wochen

in dem Haus gewohnt. Der Ehemann war zum Tatzeitpun­kt 38 Jahre alt. Er wurde bereits kurz nach der Tat in der Nähe des Wohnhauses festgenomm­en und sitzt seither in Untersuchu­ngshaft.

Als besonders tragisch ist vielen Menschen nach der Tat in Erinnerung geblieben, wie der Leichnam gefunden wurde. Die Kinder der Toten hatten den leblosen Körper ihrer Mutter entdeckt und die Nachbarn verständig­t. Diese wiederum alarmierte­n die Polizei. Das hatte ein Pressespre­cher des Präsidiums Schwaben Süd/west damals mitgeteilt.

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FOTO: FRANZISKA WOLFINGER Nur ein Absperrban­d zeigt am Tag nach der grausamen Tat, dass hier etwas passiert ist.

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