Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Getötete Frau: Ermittlungen gehen weiter
Der Schock über die brutale Ermordung sitzt in der Gemeinde tief
- Nachdem eine Frau auf brutale Art und Weise ihr Leben verloren hat, sitzt der Schock in Bellenberg noch immer tief. Dass sich mitten in dem beschaulichen Wohngebiet ein Tötungsdelikt abgespielt haben soll, fällt schwer zu glauben. Etwas Erleichterung verspürt mancher angesichts der Tatsache, dass der mutmaßliche Täter bereits hinter Gittern sitzt. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft gehen weiter, noch sind einige Fragen offen.
Ein 35-Jähriger soll eine 57-Jährige am Dienstagabend in ihrem Haus in Bellenberg erschlagen haben. Anschließend hat er sich der Polizei gestellt und seine Tat gestanden. Laut Polizei waren Täter und Opfer nicht miteinander verwandt. Sie sollen sich aber gekannt haben, heißt es seitens der Polizei, die aber nicht näher eingrenzen will oder kann, wie lange die beiden schon miteinander bekannt waren. Einen aus dem Ruder gelaufenen Einbruch oder Raubüberfall schließen die Ermittler aus.
In welcher Beziehung standen also die Frau und der Mann? 2019 wurden 777 Frauen getötet, in 301 Fällen davon war der Täter der Partner der Getöteten. Das geht aus der kriminalstatistischen Auswertung zu Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamts hervor. Statistisch ist es also nicht unwahrscheinlich, dass der 35Jährige und die Getötete eine Liebesbeziehung geführt hatten. Oberstaatsanwalt Thorsten Thamm kann das zum jetzigen Zeitpunkt allerdings weder bestätigen noch verneinen. „Da müssen wir entsprechende Ermittlungen abwarten“, sagt er. Die Staatsanwaltschaft werde sich äußern, wenn es gesicherte Ergebnisse gibt. Das könnte Mitte nächster Woche so weit sein.
Am Mittwoch war die Spurensicherung noch einmal am Tatort. Die Ermittler beendeten die Arbeiten, die sie am Dienstagabend nicht mehr geschafft hatten. Die Polizei war am Dienstag bis spät in der
Nacht im Einsatz, berichtet ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/west. Während die Ermittler in Bellenberg noch am Anfang stehen, hat die Staatsanwaltschaft im Fall der getöteten 33-Jährigen aus Wullenstetten ihre Ermittlungen abgeschlossen und Anklage erhoben. Das teilte Oberstaatsanwalt Thorsten Thamm am Donnerstag auf Nachfrage mit. Dabei hatte sich der Verdacht gegen den Ehemann der Getöteten erhärtet.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord vor. Sie gehe also davon aus, dass der Angeschuldigte seine Frau heimtückisch getötet hat, erklärt
Thamm. Damit wird das Tötungsdelikt als Mord – nicht als Totschlag – eingestuft. Sieht das Gericht das genauso, muss der Angeklagte lebenslänglich ins Gefängnis. Mord unterscheidet sich von Totschlag dadurch, dass mindestens ein sogenanntes Mordmerkmal erfüllt sein muss. Dazu zählen zum Beispiel Heimtücke, Mordlust oder die Befriedigung des Geschlechtstriebs.
Der Angeklagte soll seine Frau Ende März dieses Jahres im Zuhause der Familie, eine Doppelhaushälfte in Wullenstetten, erwürgt oder erdrosselt haben. Die Familie hatte zu diesem Zeitpunkt erst wenige Wochen
in dem Haus gewohnt. Der Ehemann war zum Tatzeitpunkt 38 Jahre alt. Er wurde bereits kurz nach der Tat in der Nähe des Wohnhauses festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft.
Als besonders tragisch ist vielen Menschen nach der Tat in Erinnerung geblieben, wie der Leichnam gefunden wurde. Die Kinder der Toten hatten den leblosen Körper ihrer Mutter entdeckt und die Nachbarn verständigt. Diese wiederum alarmierten die Polizei. Das hatte ein Pressesprecher des Präsidiums Schwaben Süd/west damals mitgeteilt.