Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neue Hebammen reichen noch nicht
Stadt und Förderverein finden Fachkräfte für die Geburtenstation – Das sagt die SRH dazu
- Stadtverwaltung und Krankenhaus-förderverein haben nach eigener Aussage das Ziel erreicht: Laut Pressemitteilung der Stadtverwaltung ist es gelungen, Hebammen zu finden, die bereit wären, 2,0 Vollzeitstellen an der Geburtenstation am Srh-krankenhaus in Bad Saulgau zu besetzen. Die Stadtverwaltung erwartet von der Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) eine Wiedereröffnung zum 1. November 2021. Für den Krankenhausträger SRH ist die Bedingung nicht erfüllt, weil beim vorgeschlagenen neuen Modell mehr als zwei zusätzliche Stellen notwendig wären. Der Termin einer möglichen Wiedereröffnung bleibt damit weiter ungewiss.
„Wenn es gelinge, genügend Hebammen zu finden, dann werde die Station wieder in Betrieb genommen, lautet in aller Kürze das Versprechen der Klinikleitung.“Auf diese in der Pressemitteilung wiedergegebene Aussage der Srh-kliniken bezogen sich die Anstrengungen von Stadtverwaltung und dem Bad Saulgauer Förderverein des Krankenhauses. In den vergangenen zweieinhalb Monaten liefen laut Pressemitteilung intensive Bemühungen um die Personalgewinnung. Bei mehreren Veranstaltungen mit den Verantwortlichen war immer wieder angeklungen, dass es Aussichten gebe, Personal für das Krankenhaus in Bad Saulgau zu gewinnen. Damit waren Stadtverwaltung und Förderverein nun nach eigenen Aussagen erfolgreich. „Mehrere Hebammen haben sich zum Dienst an der Geburtenstation Bad Saulgau bereit erklärt“, so die Pressemitteilung. Nun erwarte die Stadt, dass sich die Klinikleitung an die gemachten Zusagen hält und die Geburtenstation wieder in Betrieb nimmt.
Die Stadtverwaltung bezieht sich auf die Argumentation des Klinikbetreibers, mit der er die temporäre Schließung der Station begründete. Danach sind insgesamt zwei Vollzeitstellen unbesetzt, sodass ein gesicherter Betrieb nicht mehr möglich gewesen sei. Sowohl die Geschäftsführung der Srh-klinik als auch Landrätin Stefanie Bürkle hatten allerdings zugesichert, dass es sich bei der Schließung um eine operativ begründete Maßnahme handle, die vorübergehend sei. Eine Wiederinbetriebnahme könne dann erfolgen, wenn wieder genügend Hebammen zur Verfügung stünden.
Zahlreiche Gespräche habe Richard Striegel, Erster Beigeordneter der Stadt, seitdem geführt, um Hebammen für einen Dienst am Srhkrankenhaus Bad Saulgau zu überzeugen. „Durch diese persönliche Ansprache, umfassende Werbung und auch durch finanzielle Anreize ist es uns gelungen, genügend Hebammen zu gewinnen – auch wenn das im Grunde nicht unsere, sondern Aufgabe der SRH gewesen wäre“, wird der erste Beigeordnete in der Pressemitteilung zitiert. Ab dem 15. Oktober wären laut Stadtverwaltung sieben Hebammen bereit, insgesamt 2,0 Vollzeitstellen abzudecken. Ab dem 1. November wären sogar 9 Hebammen verfügbar, die insgesamt fast 3,4 Vollzeitstellen besetzen könnten. Die Stadtverwaltung hat ein Schreiben mit den Kontaktdaten der neun Hebammen nun an die SRH weitergeleitet. „Die seitens der Klinikleitung dargestellte Personallücke könnte damit ohne weiteres geschlossen werden“, so die Stadtverwaltung.
Das sehen die Srh-kliniken anders. In einer Stellungnahme gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“bestätigen sie den Eingang der Kontaktdaten der Hebammen, auch lobt die Klinikleitung die „konstruktiven Bemühungen“der Stadtverwaltung, bei der Suche nach Personal zu helfen. Für eine Wiedereröffnung reiche dieses zusätzliche Personal aber nicht. Dem Bedarf von zwei Vollzeitstellen liege das bislang praktizierte Acht-stunden-schicht-modell zugrunde. Der Vorschlag der
Stadtverwaltung habe ein Zwölfstunden-schicht-modell zur Grundlage, wie es im Modell der Beleghebammen praktiziert werde. Dafür seien aber mehr Hebammen notwendig. „Damit ergibt sich ein anderer Personalschlüssel als im Juni“, schreibt Srh-sprecherin Michaela Zeeb. „Das Personalproblem bei den Hebammen ist damit immer noch nicht abschließend gelöst.“
Man verfolge das vorgeschlagene Organisationsmodell im konstruktiven Austausch mit interessierten Hebammen weiter, benötige dafür aber weitere Hebammen. Die SRH will sich zudem von der Qualifikation der von der Stadt vorgeschlagenen Bewerberinnen selbst überzeugen. Für den sicheren medizinischen Betrieb sei es unerlässlich, dass die Geburtshilfe sicher betrieben werden könne. Dazu zählt die SRH auch die Ausstattung mit Ärzten. „Erst wenn abzusehen ist, dass alle notwendigen personellen Voraussetzungen – auch bei den Ärzten – stabil erfüllt werden, können wir uns zu einem Wiedereröffnungsdatum verlässlich äußern“, so die SRH. Nochmals betont die SRH, dass die Entscheidung zur temporären Schließung der Geburtshilfe nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern aus Gründen einer sicheren und hochwertigen medizinischen Versorgung gefallen sei.