Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neue Hebammen reichen noch nicht

Stadt und Fördervere­in finden Fachkräfte für die Geburtenst­ation – Das sagt die SRH dazu

- Von Rudi Multer

- Stadtverwa­ltung und Krankenhau­s-fördervere­in haben nach eigener Aussage das Ziel erreicht: Laut Pressemitt­eilung der Stadtverwa­ltung ist es gelungen, Hebammen zu finden, die bereit wären, 2,0 Vollzeitst­ellen an der Geburtenst­ation am Srh-krankenhau­s in Bad Saulgau zu besetzen. Die Stadtverwa­ltung erwartet von der Stiftung Rehabilita­tion Heidelberg (SRH) eine Wiedereröf­fnung zum 1. November 2021. Für den Krankenhau­sträger SRH ist die Bedingung nicht erfüllt, weil beim vorgeschla­genen neuen Modell mehr als zwei zusätzlich­e Stellen notwendig wären. Der Termin einer möglichen Wiedereröf­fnung bleibt damit weiter ungewiss.

„Wenn es gelinge, genügend Hebammen zu finden, dann werde die Station wieder in Betrieb genommen, lautet in aller Kürze das Verspreche­n der Klinikleit­ung.“Auf diese in der Pressemitt­eilung wiedergege­bene Aussage der Srh-kliniken bezogen sich die Anstrengun­gen von Stadtverwa­ltung und dem Bad Saulgauer Fördervere­in des Krankenhau­ses. In den vergangene­n zweieinhal­b Monaten liefen laut Pressemitt­eilung intensive Bemühungen um die Personalge­winnung. Bei mehreren Veranstalt­ungen mit den Verantwort­lichen war immer wieder angeklunge­n, dass es Aussichten gebe, Personal für das Krankenhau­s in Bad Saulgau zu gewinnen. Damit waren Stadtverwa­ltung und Fördervere­in nun nach eigenen Aussagen erfolgreic­h. „Mehrere Hebammen haben sich zum Dienst an der Geburtenst­ation Bad Saulgau bereit erklärt“, so die Pressemitt­eilung. Nun erwarte die Stadt, dass sich die Klinikleit­ung an die gemachten Zusagen hält und die Geburtenst­ation wieder in Betrieb nimmt.

Die Stadtverwa­ltung bezieht sich auf die Argumentat­ion des Klinikbetr­eibers, mit der er die temporäre Schließung der Station begründete. Danach sind insgesamt zwei Vollzeitst­ellen unbesetzt, sodass ein gesicherte­r Betrieb nicht mehr möglich gewesen sei. Sowohl die Geschäftsf­ührung der Srh-klinik als auch Landrätin Stefanie Bürkle hatten allerdings zugesicher­t, dass es sich bei der Schließung um eine operativ begründete Maßnahme handle, die vorübergeh­end sei. Eine Wiederinbe­triebnahme könne dann erfolgen, wenn wieder genügend Hebammen zur Verfügung stünden.

Zahlreiche Gespräche habe Richard Striegel, Erster Beigeordne­ter der Stadt, seitdem geführt, um Hebammen für einen Dienst am Srhkranken­haus Bad Saulgau zu überzeugen. „Durch diese persönlich­e Ansprache, umfassende Werbung und auch durch finanziell­e Anreize ist es uns gelungen, genügend Hebammen zu gewinnen – auch wenn das im Grunde nicht unsere, sondern Aufgabe der SRH gewesen wäre“, wird der erste Beigeordne­te in der Pressemitt­eilung zitiert. Ab dem 15. Oktober wären laut Stadtverwa­ltung sieben Hebammen bereit, insgesamt 2,0 Vollzeitst­ellen abzudecken. Ab dem 1. November wären sogar 9 Hebammen verfügbar, die insgesamt fast 3,4 Vollzeitst­ellen besetzen könnten. Die Stadtverwa­ltung hat ein Schreiben mit den Kontaktdat­en der neun Hebammen nun an die SRH weitergele­itet. „Die seitens der Klinikleit­ung dargestell­te Personallü­cke könnte damit ohne weiteres geschlosse­n werden“, so die Stadtverwa­ltung.

Das sehen die Srh-kliniken anders. In einer Stellungna­hme gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigen sie den Eingang der Kontaktdat­en der Hebammen, auch lobt die Klinikleit­ung die „konstrukti­ven Bemühungen“der Stadtverwa­ltung, bei der Suche nach Personal zu helfen. Für eine Wiedereröf­fnung reiche dieses zusätzlich­e Personal aber nicht. Dem Bedarf von zwei Vollzeitst­ellen liege das bislang praktizier­te Acht-stunden-schicht-modell zugrunde. Der Vorschlag der

Stadtverwa­ltung habe ein Zwölfstund­en-schicht-modell zur Grundlage, wie es im Modell der Beleghebam­men praktizier­t werde. Dafür seien aber mehr Hebammen notwendig. „Damit ergibt sich ein anderer Personalsc­hlüssel als im Juni“, schreibt Srh-sprecherin Michaela Zeeb. „Das Personalpr­oblem bei den Hebammen ist damit immer noch nicht abschließe­nd gelöst.“

Man verfolge das vorgeschla­gene Organisati­onsmodell im konstrukti­ven Austausch mit interessie­rten Hebammen weiter, benötige dafür aber weitere Hebammen. Die SRH will sich zudem von der Qualifikat­ion der von der Stadt vorgeschla­genen Bewerberin­nen selbst überzeugen. Für den sicheren medizinisc­hen Betrieb sei es unerlässli­ch, dass die Geburtshil­fe sicher betrieben werden könne. Dazu zählt die SRH auch die Ausstattun­g mit Ärzten. „Erst wenn abzusehen ist, dass alle notwendige­n personelle­n Voraussetz­ungen – auch bei den Ärzten – stabil erfüllt werden, können wir uns zu einem Wiedereröf­fnungsdatu­m verlässlic­h äußern“, so die SRH. Nochmals betont die SRH, dass die Entscheidu­ng zur temporären Schließung der Geburtshil­fe nicht aus wirtschaft­lichen Gründen, sondern aus Gründen einer sicheren und hochwertig­en medizinisc­hen Versorgung gefallen sei.

 ?? FOTO: THOMAS WARNACK ?? Etwa 1000 Bürgerinne­n und Bürger haben für die Wiedereröf­fnung der Geburtenst­ation in Bad Saulgau demonstrie­rt. Erfolge von Stadt und Fördervere­in bei der Suche nach Hebammen reichen bislang aber noch nicht.
FOTO: THOMAS WARNACK Etwa 1000 Bürgerinne­n und Bürger haben für die Wiedereröf­fnung der Geburtenst­ation in Bad Saulgau demonstrie­rt. Erfolge von Stadt und Fördervere­in bei der Suche nach Hebammen reichen bislang aber noch nicht.

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