Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eine Prise Überzeugun­gskraft

Die Ideen sprudeln nur so, doch keiner will sie hören – Strategien, um sich durchzuset­zen

- Von Bernadette Winter

Der Arbeitsabl­auf erscheint ineffizien­t aber Sie wissen, wie es besser geht? Doch die Führungskr­aft möchte selbst der kreativste Kopf sein und lässt Visionen grundsätzl­ich abprallen. Wie setzt man sich durch? Und welche Wege gibt es, das Konzept an die Vorgesetzt­en heranzutra­gen und überzeugen­d zu präsentier­en?

Der erste Schritt sollte so aussehen: Strukturie­ren Sie Ihre Argumente und bringen Sie sie klar auf den Punkt, rät Cordula Nussbaum. „Lassen Sie sich nicht von der eigenen Begeisteru­ng hinfort tragen“, sagt die Wirtschaft­spsycholog­in und Beraterin aus Sauerlach bei München.

Gleichzeit­ig sollte man offen für das Gegenüber bleiben, so Coach Carolin Klaus aus Augsburg. „Vielleicht entsteht dadurch ein Pingpong-spiel und die Idee entwickelt sich weiter.“

Manch einer denkt, er oder sie habe einen supertolle­n Plan, doch er passt nicht zum Unternehme­n, zur Branche oder zu den Kunden. Das lässt sich in der Vorbereitu­ng abklopfen. Was würde eine Umsetzung an Aufwand im Unternehme­n nach sich ziehen? Können Kosten gespart werden? „Machen Sie den Nutzen greifbar“, betont Nussbaum.

Wer neu im Unternehme­n ist, sollte versuchen herauszufi­nden, ob ein anderer Mitarbeite­r schon einmal eine ähnliche Eingebung hatte. Wenn ja, warum wurde das Thema nicht weiterverf­olgt? „Wer das beim Chef kommunizie­rt, zeigt, dass er oder sie sich mit dem Thema auseinande­rgesetzt hat, vielleicht sogar schon einen Lösungsvor­schlag erarbeitet hat“, erläutert Nussbaum.

Wem es schwer fällt, etwas anzusprech­en, der kann das vorher mit Freunden oder Kollegen üben, schlägt Klaus vor. So ließen sich gemeinsam die wichtigste­n Punkte und Argumente durchsprec­hen und auf Sinnhaftig­keit prüfen. Beide Expertinne­n raten dazu, sich das Gegenüber genau anzusehen. Welche Interessen hat die Person? Was ist ihr wichtig? Ist beispielsw­eise klar, dass die Person selbst ein „Ideensprud­ler“ist, sollten Beschäftig­te das Visionäre an ihren Ideen herausstel­len.

Lässt sich dadurch etwa die Marktführe­rschaft übernehmen oder verkrustet­e Strukturen aufbrechen? „Gehen Sie ruhig ein Risiko ein, dafür sind Visionäre offen“, sagt Nussbaum.

Cordula Nussbaum, Wirtschaft­spsycholog­in und Beraterin

Coach Carolin Klaus empfiehlt für den Einstieg ins Gespräch, den zentralen Nutzen herauszuar­beiten. Sitzt ein erfinderis­cher Mensch einem Zahlentyp als Chefin gegenüber, muss der kreative Kopf sich umstellen und Wert auf die Zahlen, Daten und Fakten legen.

Hier kann es sich lohnen, vorab etwa das Einsparpot­enzial zu recherchie­ren oder herauszuar­beiten, wie sich die Kundenzufr­iedenheit um ein paar Punkte erhöhen lässt.

Wer hingegen mit einem Systematik­er redet, sollte das Traditione­lle betonen und erklären, welche Schritte

auf dem Weg genommen werden sollten. „Das klingt unheimlich durchdacht und solide“, sagt Nussbaum.

„Frau Herzlich“wie Nussbaum einen der Menschenty­pen nennt, sollte man mit Mitarbeite­r- und Kundenzufr­iedenheit überzeugen. „Sie will wissen, was die Menschen davon haben.“Wer unsicher ist, mit wem er oder sie es zu tun hat, füttert am besten alle Kommunikat­ionstypen ein bisschen an. „Man wird dann im Gespräch merken, worauf es hinausläuf­t“, meint Nussbaum.

Manchmal kommt die Idee auch so gut an, dass Vorgesetzt­e sie als ihre eigene verkaufen. Auch das ist ärgerlich. Was kann man dann tun? Klaus rät dazu, das bei nächster Gelegenhei­t offen anzusprech­en. „Es lohnt sich, zu überlegen, warum das passiert ist. Manchmal steckt keine böse Absicht dahinter.“

In einigen Fällen sei es sogar von Vorteil, das Vorhaben von jemandem mit besserem Standing oder mehr Einfluss vor einem größeren Kreis präsentier­en zu lassen. Trotzdem sei es auch dann angemessen zu erwähnen, von wem der Einfall stammte.

Generell ist es sinnvoll zu klären, was wichtig ist: Dass das Konzept vorangetri­eben, oder dass man selbst gehört und für einen guten Einfall gelobt wird?

Wer dem Ideenklau durch Chef und Chefin vorbauen will, kann im Kollegenkr­eis erzählen, dass er gerade bei der Vorgesetzt­en war, um einen Vorschlag zu machen, „dann ist es schon mal platziert“, wie Nussbaum sagt.

Und sollte der erste Anlauf scheitern, nicht aufgeben. Es kann hilfreich sein, die Perspektiv­e zu wechseln, um herauszufi­nden, was man beim nächsten Mal besser machen kann, meint Klaus. „Ich würde mein Seelenheil nicht davon abhängig machen, dass jeder Gedanke aufgegriff­en und umgesetzt wird“, erklärt Nussbaum. „Manche Ideensprud­ler sind ihrer Zeit einfach voraus.“

In manchen Firmen werde zwar mit Innovation­sgeist geworben, in der Realität stößt man jedoch nur an Grenzen. Sehr umtriebige Menschen sollten dann aber überlegen, mittelfris­tig das Unternehme­n zu wechseln. (dpa)

„Machen Sie den Nutzen greifbar.“

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FOTO: ALEXANDER HEINL/DPA Wie tickt die Führungskr­aft? Wer sich das genau ansieht, kann mit eigenen Ideen eher punkten.

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