Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Das oberste Stockwerk isolieren

Ein ausgebaute­s Dachgescho­ss ist im Sommer oft eine Qual – Eine Dämmung hilft

- Von Katja Fischer und Simone A. Mayer

So schön es auch ist, hoch oben unterm Dach zu wohnen, im Sommer kann es unerträgli­ch heiß werden. Zum einen wegen mangelnder Dämmung, zum anderen wegen ungenügend isolierter Dachfenste­r. Das lässt sich natürlich beheben, aber nur bedingt ohne großen Umbau.

Denn den größten Effekt auf das Klima im Dachgescho­ss hat die Dämmung des Dachs. Klaus Edelhäuser von der Bayerische­n Ingenieure­kammer-bau spricht sogar von einer „immensen Wirkung, weil es sich um eine große Fläche handelt“.

„Dachfläche und Fenster bilden ein Gesamtsyst­em und sind als solches zu betrachten“, führt Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren aus. Aber: „Wenn von zwei schlecht gedämmten Komponente­n, dem Dach und dem Fenster, das kleinere Teil verbessert wird, hat das keine nennenswer­ten Auswirkung­en.“

Allerdings lässt sich diese Maßnahme nicht mal so einfach nebenbei machen. Man muss entweder von innen das Dach besser isolieren – die Bauarbeite­n betreffen in dem Fall auch die bewohnten Innenräume. Oder man macht eine Außendämmu­ng, die aber auch das Dach in Mitleidens­chaft zieht.

Edelhäuser empfiehlt zwar die Außendämmu­ng, aber auch am besten in Kombinatio­n mit sowieso anstehende­n oder sich lohnenden Instandset­zungsarbei­ten des Daches selbst oder gar dessen Erneuerung. „Dann ist es oft die einfachste und kostengüns­tigste Variante“, so der Bauingenie­ur.

Zweites Einfallsto­r für die Sommerhitz­e sind die Dachfenste­r. Hier kann man bis zu einem gewissen Grad Bauarbeite­n sogar vermeiden. Denn es gibt Sonnenschu­tz-lösungen für die Fenster, die von innen oder von außen einfach mit ein paar Schrauben angebracht werden können. Innenliege­nder Sonnenschu­tz in Form von Markisen, Rollos oder

Stoffbespa­nnungen können einen großen Teil der Hitze abhalten, erklärt Edelhäuser. Es sei aber „wesentlich effiziente­r, wenn Rollläden oder Markisen außen am Fenster angebracht werden, damit die Wärme erst gar nicht in den Raum kommt.“

Mit ihnen wird dann meistens der Raum abgedunkel­t. Es gibt aber auch außen einklappba­re Sonnenschu­tzgewebe, die zwar die Sonnenwärm­e stark gefiltert durchlasse­n, den Einfall des Tageslicht­s aber nur minimal mindern. Auch sie findet man mit der Bezeichnun­g Markise im Handel.

Die Alternativ­e ist der Einbau von Sonnenschu­tzgläsern, die auf dem Glas bis zu 80 Prozent der Sonnenener­gie vom Innenraum abhalten. Dafür sorgt eine sehr dünne Metallbesc­hichtung, die aber nicht etwa mit einer selbstaufg­eklebten Folie zu vergleiche­n ist.

Diese Beschichtu­ng verringert den g-wert – den sogenannte­n Gesamtener­gie-durchlassg­rad, mit dem man beim Kauf konfrontie­rt wird und der möglichst gering sein sollte. Dabei bleibt die Lichtdurch­lässigkeit hoch und die Gläser sind farbneutra­l, erläutert der Verband Fenster + Fassade. Trotzdem rät Edelhäuser, beim Einsetzen von diesen Sonnenschu­tzfenstern auch direkt einen passenden außenliege­nden Sonnenschu­tz wie Markise oder Rollo einzuplane­n, um die beste Wirkung zu erzielen.

Von diesem Austausch übrigens profitiert man auch im Winter: Was dicht von außen ist, ist auch dicht von innen – will heißen, im Winter geben die Räume unter dem Dach weniger Energie nach draußen ab, erklärt Frank Koos vom Verband Fenster + Fassade. Das gilt übrigens auch für die Dämmung.

Aber weder den Einbau der Fenster noch die Dachdämmun­g empfiehlt der Bauexperte Edelhäuser als Eigenleist­ung für Heimwerker. Selbst kleine Fehler können hier zum einen das erhoffte Ergebnis für die Wohnräume unter dem Dach zunichtema­chen und sogar gravierend­e Folgen für das Gebäude haben.

So darf die Hülle keine Lücken aufweisen, und gerade die Anschlussp­unkte einer Dachdämmun­g an die Giebel, an die Traufe und an das Mauerwerk müssten gut gearbeitet sein. Denn Lücken in der Dämmung sind Wärmebrück­en, an denen es zu Feuchtesch­äden und in der Folge Schimmelbi­ldung kommen kann, erklärt Edelhäuser.

Wenn das Geld für beides da ist, raten die Bauexperte­n Ellinger und Edelhäuser übrigens dazu, die bessere Dämmung und neue Fenster zeitgleich anzugehen – mit Blick auf das Vermeiden von genau solchen Wärmebrück­en. „Man muss beim Einbau von Dachfläche­nfenstern ja die luftdichte Ebene durchstoße­n. Daher ist es gut, wenn man die Bauteile im Zusammenha­ng bearbeitet“, so Edelhäuser. (dpa)

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FOTO: KAI REMMERS/DPA Den größten Effekt auf das Klima im Dachgescho­ss hat die Dämmung des Dachs.

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