Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neuer Standort für den Waldkindergarten
Alternative Betreuungsform in Dürmentingen ab September geplant
- Im September soll der Waldkindergarten in Dürmentingen endlich in Betrieb gehen. Der Gemeinderat hat sich mehrheitlich für den Standort im Kirchenwald in Richtung Kanzach ausgesprochen. Damit sollen zusätzliche Plätze für Kinder ab drei Jahren geschaffen werden. Derzeit liegen für das Kindergartenjahr 30 Anmeldungen vor; die Gemeinde verfügt aber nur über 25 freie Plätze.
„Wir brauchen eine Entscheidung“, betonte Bürgermeister Dietmar Holstein in der Sitzung des Gemeinderats. Im Juli vorigen Jahres hatte der Gemeinderat den ein Jahr zuvor gefassten Beschluss für den Standort am Waldrand Richtung Ertingen revidiert. Grund waren Bedenken zahlreicher besorgter Eltern wegen der Nähe zu einem Mobilfunkmasten und der dadurch befürchteten Strahlenbelastung für die Kinder gewesen. Man nehme diese Sorgen ernst und wolle sich nach einer Alternative umsehen, hieß es damals. „Wir haben uns intensiv auf die Suche gemacht“, berichtete Bürgermeister Dietmar Holstein. Ausschlaggebend waren Infrastruktur, die Zuwegung, der pädagogische Ansatz und vor allem die Sicherheit. „Das hat uns vor eine größere Herausforderung gestellt.“
Das Ergebnis dieser Prüfung stellte die Verwaltung jetzt dem Gemeinderat vor. In die engere Auswahl gekommen sind drei mögliche Standorte, an denen grundsätzlich ein Waldkindergarten möglich wäre: Im „Gemeinmark“Richtung Betzenweiler, am Wald hinter dem Fasanenhof und am Kirchenwald in Richtung Kanzach. Allen drei Standorten gemeinsam ist der Umstand, dass noch ein Parkplatz angelegt werden müsste. Wesentlich sind die Eigentumsverhältnisse: Lediglich der Standort im „Gemeinmark“befindet sich in kommunaler Hand, der im Kirchenwald gehört teils der Katholischen Kirchenpf lege und teils einem Privateigentümer, die Fläche hinter dem Fasanenhof ist in Privatbesitz. Die Standorte sind
zwischen zwei und drei Kilometer vom Ort entfernt.
Die Gemeindeverwaltung schlug den Standort beim Kirchenwald als den geeignetsten vor. Er biete die meisten Vorteile. Die Anbindung für die Aufstellung des Bauwagens sei günstig und setzte keine Rodungsmaßnahme voraus. Der Platz sei sehr sonnig und durch die Waldrandlage vor umfallenden Nadel- oder Laubbäumen geschützt. Gespräche mit den Eigentümern seien positiv verlaufen, ebenso eine Begehung mit dem Förster. Beim Standort im Gemeinmark müssten noch Rodungen und Bodenebnungen für den Bauwagen vorgenommen werden. Der Standort hinter dem Fasanenhof sei windexponiert. Zudem ist laut Holstein eine Kooperation mit dem Eigentümer hier noch nicht geklärt.
Mehrheitlich stimmte der Gemeinderat für den Verwaltungsvorschlag. Durch den Kindergartenbetrieb dürfe weder die Entwicklung der Firma Paul noch die der Biogasanlage beeinträchtigt werden, war in der Diskussion gefordert worden. Der schon 2022 bestellte Bauwagen sei lieferbar,
versicherte Holstein: „Wir haben die Zusage der Firma Linzmeier.“Die Kosten waren damals auf 800.000 Euro veranschlagt worden. Wegen der Punktfundamente ist ein Baugesuchsverfahren erforderlich. Der Parkplatz soll mit geringem Aufwand naturnah gestaltet werden.
In der Diskussion waren zuvor noch die Wogen hoch geschlagen, als Günter Möllmann erneut den fußläufig erreichbaren Standort auf der Lehr ins Gespräch gebracht hatte: „Ich begreife nicht, warum man einfach einen Standort larifari aussortiert.“Das sei eine persönliche Entscheidung Holsteins, welche die Entscheidungsmöglichkeit des Gemeinderats eingeschränkt: „Es findet keine Diskussion statt.“Möllmann drohte deshalb mit einer Unterschriftenaktion – wie schon im Dezember 2022.
Der Bürgermeister verwies dagegen auf die seinerzeit getroffene Entscheidung des Gemeinderats im Juli 2022. Damals hatten nur drei Räte für den Standort auf der Lehr gestimmt. Der Platz auf der Lehr steht laut Holstein jedoch überhaupt nicht zur Verfügung,
weil das erforderliche Überfahrtsrecht nicht erteilt werde: „Da können Sie eine Million Unterschriften sammeln.“Wolfgang Kettnaker warf dem Kollegen „merkwürdiges Demokratieverständnis“vor. Möllmann nutze jede Gelegenheit, um sich in Szene zu setzen. Auch Kurt Zeller verwahrte sich vehement gegen die Aussagen Möllmanns, der selbst Scheinargumente vorbringe. Zeller äußerte sich aber auch enttäuscht darüber, dass in der Sitzung lediglich ein Elternteil anwesend sei von den vielen, die sich wegen des Mobilfunkmastens beschwert hatten: „Das zeigt die Wertschätzung für die Arbeit des Gremiums.“
Bereits ab Juli soll das Personal eingestellt werden, der Personalschlüssel liegt bei 2. Geplant ist die Eröffnung des Waldkindergartens im September 2024. Abgedeckt werden soll eine wöchentliche Betreuungszeit von 30 Stunden. Die Anmeldezahlen für den Waldkindergarten sind nach Angabe der Verwaltung noch gering, weil durch die Verschiebung des Starttermins Unsicherheit bestehe. Für das vergangene Jahr waren fünf Kinder angemeldet.