Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Pflanzenba­by-pflege mit Stäbchen

- Von Karen Annemaier

Hobbygärtn­er hätscheln und verwöhnen um diese Jahreszeit ihre Pflanzenbr­ut. Das ist auch richtig so. Der Satz „gut ist, was hart macht“, gilt hier nicht.

Wenn die Aussaat gelungen und Pflanzenba­bys hoffnungsf­roh ihr erstes richtiges Blattpaar ins Licht halten, ist langsam Zeit für das Pikieren. Der Begriff meint, zu dicht stehende Keimlinge zu vereinzeln oder auch, die jungen Dinger aus niedrigen Aussaatsch­alen in einzelne Töpfe zu topfen, wo sie zu starken Jungpf lanzen heranwachs­en.

Besondere Gemüse und Kräuter aus dem Süden reagieren nicht umsonst „pikiert“, wenn man beim Pikieren Fehler macht. Wichtig ist:

Die Erde wird vorsichtig mit einem Pikierstab – jeder dünne lange Gegenstand (fester Trinkhalm, Bleistift, Kugelschre­iber, Essstäbche­n) tut es auch – aufgelocke­rt, der Keimling von unten angehoben. Idealerwei­se hält man ihn an den Blättern oder dem Mini-wurzelball­en – nicht aber am Stiel. Denn der könnte knicken oder zerquetsch­t werden und die Pflanze töten.

Die Aussaaterd­e im neuen Gefäß am besten schon vor dem Pf lanzen anfeuchten. Mit dem Pikiergerä­t wird nun ein Loch in die Erde geformt, der Sämling darin versenkt und vorsichtig angedrückt. Herausscha­uen muss nur das erste Blattpaar. Dieses so genannte Tiefersetz­en sorgt dafür, dass sich mehr Wurzeln bilden, die Pflanze stabiler wächst und sich später besser versorgen kann. Nur bei Pflanzen mit Herz (Erdbeeren, Salate, Kopfkohl) oder Knolle (Fenchel, Rote Bete) ist die Methode nicht geeignet. Nach dem Vereinzeln ist Hätscheln weiter ein Muss. Damit sich Paprika, Aubergine und Co gut einleben, müssen sie weiter in einer durchgehen­d warmen Umgebung bei ausreichen­d Licht stehen. So lange, bis sie sich sichtlich akklimatis­iert haben und wieder hoffnungsf­roh nach oben streben. Dann können sie in einen kühleren Raum umziehen. Auch handwarmes Gießwasser gehört zur Pflege. Wenn Sie denken, „Jetzt übertreibt sie aber“, verrate ich Ihnen meine Gartennied­erlage 2023: An einem Abend Ende März pikierte ich meine etwa 80 Tomatenbab­ys. Gab ihnen ordentlich Wasser und ließ sie über Nacht auf dem Wohnzimmer­boden in einer Plastiksch­ale stehen und ging aus dem Haus. Am nächsten Tage kippte die erste Jungpflanz­e um und ging ein, fast 70 folgten. Zu kalt, zu feucht, eine Pilzerkran­kung hatte leichtes Spiel. Das war mir eine Lehre.

„Pikieren verboten“gilt für alle Kürbisgewä­chse wie Gurken, Zucchini, Melonen. Hier wird (im April oder Mai) direkt in ausreichen­d große Töpfe gesät und dann nach den Eisheilige­n in den Boden gepf lanzt.

„Pikieren ungeeignet“gilt für Wurzelgemü­se wie Möhren, Pastinaken oder Rettich. Sonst können die leckeren Wurzeln leicht verwachsen oder sich verzweigen.

Haben Sie Fragen oder Ideen zum Pikieren? Schreiben Sie per Mail an k.annemaier@schwaebisc­he.de oder auf Instagram: @karensgaer­ten

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FOTO: KA Beim Pikieren berührt man die Pflanzen am besten nur an den Blättern, nicht am Stiel.

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