Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Pflanzenbaby-pflege mit Stäbchen
Hobbygärtner hätscheln und verwöhnen um diese Jahreszeit ihre Pflanzenbrut. Das ist auch richtig so. Der Satz „gut ist, was hart macht“, gilt hier nicht.
Wenn die Aussaat gelungen und Pflanzenbabys hoffnungsfroh ihr erstes richtiges Blattpaar ins Licht halten, ist langsam Zeit für das Pikieren. Der Begriff meint, zu dicht stehende Keimlinge zu vereinzeln oder auch, die jungen Dinger aus niedrigen Aussaatschalen in einzelne Töpfe zu topfen, wo sie zu starken Jungpf lanzen heranwachsen.
Besondere Gemüse und Kräuter aus dem Süden reagieren nicht umsonst „pikiert“, wenn man beim Pikieren Fehler macht. Wichtig ist:
Die Erde wird vorsichtig mit einem Pikierstab – jeder dünne lange Gegenstand (fester Trinkhalm, Bleistift, Kugelschreiber, Essstäbchen) tut es auch – aufgelockert, der Keimling von unten angehoben. Idealerweise hält man ihn an den Blättern oder dem Mini-wurzelballen – nicht aber am Stiel. Denn der könnte knicken oder zerquetscht werden und die Pflanze töten.
Die Aussaaterde im neuen Gefäß am besten schon vor dem Pf lanzen anfeuchten. Mit dem Pikiergerät wird nun ein Loch in die Erde geformt, der Sämling darin versenkt und vorsichtig angedrückt. Herausschauen muss nur das erste Blattpaar. Dieses so genannte Tiefersetzen sorgt dafür, dass sich mehr Wurzeln bilden, die Pflanze stabiler wächst und sich später besser versorgen kann. Nur bei Pflanzen mit Herz (Erdbeeren, Salate, Kopfkohl) oder Knolle (Fenchel, Rote Bete) ist die Methode nicht geeignet. Nach dem Vereinzeln ist Hätscheln weiter ein Muss. Damit sich Paprika, Aubergine und Co gut einleben, müssen sie weiter in einer durchgehend warmen Umgebung bei ausreichend Licht stehen. So lange, bis sie sich sichtlich akklimatisiert haben und wieder hoffnungsfroh nach oben streben. Dann können sie in einen kühleren Raum umziehen. Auch handwarmes Gießwasser gehört zur Pflege. Wenn Sie denken, „Jetzt übertreibt sie aber“, verrate ich Ihnen meine Gartenniederlage 2023: An einem Abend Ende März pikierte ich meine etwa 80 Tomatenbabys. Gab ihnen ordentlich Wasser und ließ sie über Nacht auf dem Wohnzimmerboden in einer Plastikschale stehen und ging aus dem Haus. Am nächsten Tage kippte die erste Jungpflanze um und ging ein, fast 70 folgten. Zu kalt, zu feucht, eine Pilzerkrankung hatte leichtes Spiel. Das war mir eine Lehre.
„Pikieren verboten“gilt für alle Kürbisgewächse wie Gurken, Zucchini, Melonen. Hier wird (im April oder Mai) direkt in ausreichend große Töpfe gesät und dann nach den Eisheiligen in den Boden gepf lanzt.
„Pikieren ungeeignet“gilt für Wurzelgemüse wie Möhren, Pastinaken oder Rettich. Sonst können die leckeren Wurzeln leicht verwachsen oder sich verzweigen.
Haben Sie Fragen oder Ideen zum Pikieren? Schreiben Sie per Mail an k.annemaier@schwaebische.de oder auf Instagram: @karensgaerten