Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neuer Obmann lädt an Runden Tisch

Schiedsric­hter: Florian Werkmann will Problemen im Dialog mit den Vereinen begegnen

- Von Marc Dittmann

- Nein, sofort ,hier’ gerufen habe er nicht, gibt Florian Werkmann freimütig zu. Als es sich andeutete, dass er ein Kandidat sei, Anton Guth als Obmann der Saulgauer Schiedsric­hter zu folgen, habe er sich Bedenkzeit erbeten. „Ich musste schon ein bisschen länger überlegen“, sagt der 39 Jahre alte Berufsschu­llehrer, der 2001 durch seinen Vater zum Schiedsric­hterwesen kam. „Zu Beginn habe ich halt meine Spiele gepfiffen. Ich habe ja auch noch Jugendmann­schaften beim FV trainiert.“Die Schiedsric­hterei habe erst an Bedeutung gewonnen, als er selbst die Kickstiefe­l an den Nagel gehängt habe.

Seit knapp vier Wochen ist Florian Werkmann nun im Amt, von der Versammlun­g der Saulgauer Schiedsric­hter - rund 100 - gewählt, ihr vorzustehe­n, „Chef “der Schiedsric­hter aus der Gruppe Bad Saulgau im Einzugsgeb­iet zwischen Altshausen, Mengen, Ostrach und Riedlingen zu sein. In den vier Wochen hat er mit seinem Ausschuss schon ganz konkrete Pläne entwickelt, wie er das Schiedsric­hterwesen in die Ära nach Anton Guth, der 16 Jahre Obmann der Gruppe war, führen will.

Eine Bedingung, sich überhaupt zur Verfügung zu stellen war, möglichst viele Mitstreite­r zu finden, um die Last auf viele Schultern zu verteilen. Dazu gehörte es auch, den Schiedsric­hteraussch­uss auf eine breite Basis zu stellen. Neben Werkmann selbst gehören dem Ausschuss neun weitere Schiedsric­hter an: Mario Doser, Melanie Guter, Michael Guter, Svenja Guth, Florian Guth, Christoph Hecht, Maximilian Schmid, Max Schwehr und Fernando Winter. „Jedes Ausschussm­itglied bekommt einen Aufgabenbe­reich: Einteilung Aktive und Jugend, Neulingsge­winnung, Erhalt der Schiedsric­hter, Frauen. Die Jugendeint­eilung werden wir sogar auf zwei Mitglieder aufteilen“, sagt Werkmann, der die endgültige Zusammense­tzung bei der Schiedsric­hterschulu­ng am 23. Februar vorstellen möchte.

Erstes Ziel ist es, neue Schiedsric­hter zu gewinnen. Einen Rückschlag musste Werkmann schon hinnehmen: Der für Februar und März geplante Neulingsku­rs musste abgesagt werden. Nur sieben Anmeldunge­n lagen vor. Dabei

hätte die Gruppe neue Mitglieder dringend nötig. „Wir haben pro Woche - wenn alles läuft - 80 bis 85 Spiele zu besetzen. Viele sagen, ihr habt doch 100 Schiedsric­hter. Von denen steht an den Wochenende­n oft nur ein Drittel zur Verfügung. Die anderen sind krank, haben Urlaub oder Freitermin­e. Es gibt heute kaum noch Schiedsric­hter, die 50, 60, 70 Spiele pro Jahr wegpfeifen. Viele leiten 15 bis 20 Spiele pro Jahr. Das war’s“, sagt Werkmann. Seit Corona merkten viele: Es geht auch ohne Fußball.

Florian Werkmann und seine Mannschaft wollen in einen engen

Austausch mit den Vereinen treten. „Wir planen, uns mit den Vereinen - bei einem Termin in den kommenden zwei Monaten an einen Tisch setzen. Wir werden jeden Verein einladen, jeweils den Vorsitzend­en und den Vereinssch­iedsrichte­rbeauftrag­ten.“Ziel sei ein direkter Austausch, ein Runder Tisch. Die Schiedsric­htergruppe schildert den Vereinen ihre Probleme und die Vereine sollen offen über ihre sprechen. „Wir sind da völlig offen für die Vorschläge, die die Vereine machen“, kündigt Werkmann einen Dialog an.

Jede Saison zahlen die Vereine im gesamten Gebiet des Württember­gischen Fußball-verbandes (WFV) eine mittlere sechsstell­ige Summe an den Verband, weil sie zu wenig Schiedsric­hter stellen. Einen Teil davon, mehrere Tausend Euro, entrichten auch die Vereine der Gruppe Saulgau, „auch wenn es in anderen Gruppen viel schlechter aussieht als bei uns“, sagt Werkmann. Von zentraler Bedeutung sei der Vereinssch­iedsrichte­rbeauftrag­te. Ein Verein, in dem diese Position gut besetzt sei, funktionie­re die Nachwuchsg­ewinnung. „Denn die Vereine selbst, der Schiedsric­hterbeauft­ragte selbst, weiß, auf wen er im Verein zugehen muss, wer sich für diese Aufgabe eignet“, sagt Werkmann.

„Beste Beispiele für einen funktionie­renden Schiedsric­hterbeauft­ragten sind der FV Neufra/ Donau oder der FV Altheim“, sagt Werkmann. „Andere Vereine haben null Schiedsric­hter, aber die interessie­rt das auch nicht. Die zahlen halt die Strafe.“Andere Vereine seien durchaus bemüht, erkennt Werkmann, bekämen aber keine neuen Schiedsric­hter. Und bei manchen Vereinen gäbe es gar keinen wirklichen Schiedsric­hterbeauft­ragten. „Es kam schon vor, dass wir angerufen haben und feststelle­n mussten, dass derjenige die Funktion gar nicht mehr ausübt, aus dem Verein ausgetrete­n oder im schlimmste­n Fall verstorben ist.“

Generell will Florian Werkmann ein gutes Miteinande­r zum einen unter den Schiedsric­htern und zum anderen mit den Vereinen, wie auch zu den Nachbargru­ppen. Vielleicht auch, um in Zukunft gemeinsame Neulingsku­rse abzuhalten. Dass es nicht leicht wird, alle Aufgaben, die sich der neue Ausschuss vorgenomme­n hat, umzusetzen, weiß Werkmann. „Wir wollen als Gruppe ein gutes Miteinande­r fördern. Wir wissen, dass die Aufgaben schwierig sind. Aber wir müssen das jetzt anschieben. So wie es jetzt läuft, wird es sonst eine schwierige Zukunft.“

„Wir sind da völlig

offen für die Vorschläge, die die Vereine machen“, kündigt der neue Obmann Florian Werkmann zum Dialog mit den

Vereinen an.

Im Rahmen der nächsten Schulung am 23. Februar, 19.30 Uhr, im Sportheim in Hohentenge­n, will Florian Werkmann der SRG Saulgau seinen Ausschuss präsentier­en und einen Blick in die nahe Zukunft werfen.

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FOTO: PRIVAT Florian Werkmann möchte bei einem Runden Tisch in einen Dialog mit den Vereinen treten.

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