Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gewappnet auch für den Klimawande­l

Dürmenting­en gibt Strukturgu­tachten für die Wasservers­orgung in Auftrag

- Von Berthold Rueß ●

- Wie kann die Sicherheit der Wasservers­orgung, auch unter den Vorzeichen der Auswirkung­en das Klimawande­ls, auch künftig gewährleis­tet werden? Antworten darauf soll ein Strukturgu­tachten geben, das die Gemeinde Dürmenting­en in Auftrag gibt.

Nach wie vor sind die Wasserverl­uste in der Gemeinde hoch, hieß es in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts. Teilweise ist dadurch der Druck in dem 30 Kilometer umfassende­n Netz so niedrig, dass dies Auswirkung­en insbesonde­re auf die Löschwasse­rversorgun­g haben könne. Dürmenting­en und der Teilort Hailtingen werden ausschließ­lich über die Pumpwerke Hubholz und Nuibert Süd versorgt. Diese pumpen das Wasser zum Hochbehält­er in der Alten Poststraße, von wo aus die einzelnen Abnehmer versorgt werden. Wegen der unterschie­dlichen Höhennivea­us gibt es zwei Druckzonen, die über Druckminde­rungsschäc­hte getrennt sind. Der Teilort Heudorf wird dagegen ausschließ­lich über eine Querverbin­dung mit der Gemeinde Ertingen versorgt.

Nur das Pumpwerk Hubholz hat die Kapazität, alle Abnehmer in Dürmenting­en und Hailtingen zu versorgen – bei einem Ausfall müsste die Wasservers­orgung beispielsw­eise mit einem Tankwagen aufrechter­halten werden. Die Infrastruk­tur, vor allem das Pumpwerk Nuibert Süd und der Wasserturm in Heudorf, sind laut Gemeindeve­rwaltung teils veraltet. Insbesonde­re in Heudorf sei der Druck relativ niedrig; bei einer Erschließu­ng des Baugebiets am Wasserturm könnte eine Druckerhöh­ungsanlage erforderli­ch werden.

Mit der Problemati­k hat sich bereits im Jahr 2003 das Büro Schwörer aus Altheim befasst. In einem Wasservers­orgungskon­zept wurden verschiede­ne Möglichkei­ten untersucht, ein Querverbun­d ebenso wie die Erschließu­ng weiterer Wasservork­ommen. Offenbar aus Kostengrün­den wurden diese Maßnahmen jedoch nur teilweise umgesetzt.

„Wir konnten noch marginal Ansätze verwenden“, berichtete Ansgar Roth, technische Führungskr­aft vom Zweckverba­nd Federseegr­uppe in Diensten der Gemeinde Dürmenting­en. Derzeit

wird eine Rohrnetzan­alyse erstellt, bei der der Zustand der Wasserleit­ungen einschließ­lich Speicherun­g untersucht, das Netz digital dargestell­t und aufgrund von Messungen für die Beurteilun­g des hydraulisc­hen Zustands mit realen Werten hinterlegt wird. Die Ergebnisse sollen auch für ein Strukturgu­tachten zur Verfügung stehen, mit dem das Biberacher Ingenieurb­üro Wasser-müller bei einem Angebotspr­eis von rund 35.000 Euro beauftragt wird.

Dabei gehe es um eine „ganzheitli­che Betrachtun­g der gesamten Wasservers­orgung“, erläuterte Roth: „Vom Brunnen bis zum Übergabepu­nkt und der Entnahmest­elle.“Ausgehend vom Status Quo werden Prognosen für die künftige Entwicklun­g erstellt, um Maßnahmen zur Strukturve­rbesserung zu untersuche­n und eine Prioritäte­nliste mit Handlungse­mpfehlunge­n aufzustell­en. Dazu zählen sinnvolle Vernetzung­en, die Bautechnik samt Steuerungs­anlagen wie auch die organisato­rische und personelle Ausstattun­g. Gegenstand des Gutachtens werden auch die möglichen Auswirkung­en durch die Klimaerwär­mung auf Wassergewi­nnung

und verbrauch sein. Die Gemeindeve­rwaltung hat bereits in Aussicht gestellt, dass die Umsetzung dieser Maßnahmen den Haushalt stark beanspruch­en und möglicherw­eise auch zu einer spürbaren Gebührener­höhung führen werde.

Das Gutachten sei Voraussetz­ung für die weitere Förderung von künftigen Maßnahmen: „Wenn man sich entwickeln will, hat man keine Wahl.“Das würde ansonsten als Umgehung der Behörden abgestraft. Aus dem Grund habe der Zweckverba­nd Buchau und Kanzach bereits 2017 ein Strukturgu­tachten in Auftrag gegeben. Selbst Allmannswe­iler, das über keine eigene Quelle verfüge, müsse ein Gutachten vorlegen. Die Förderung sei gebührenab­hängig und liege bei maximal 50 Prozent.

Allein Günter Möllmann stimmte gegen die Vergabe des Gutachtens: Netzverbün­de seien auch für Investoren interessan­t, „man ist nicht mehr Herr im eigenen Haus“. Ansgar Roth versichert­e, es werde ja noch keine Entscheidu­ng für konkrete Maßnahmen getroffen. Die Arbeiten beginnen frühstens im Oktober und nehmen etwa ein Jahr in Anspruch.

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FOTO: BERTHOLD RUESS Heudorf wird mit einer Verbundlei­tung von Ertingen mit Wasser versorgt.

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