Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gemeinden übertreffe­n Quote bei Geflüchtet­en

So stellt sich derzeit die Flüchtling­ssituation im Landkreis Biberach dar

- Von Gregor Westerbark­ei ●

- Wie in den Wintermona­ten üblich, befinden sich die Flüchtling­szahlen auch im Landkreis Biberach derzeit auf einem verhältnis­mäßig niedrigen Niveau. Etwas Zeit zum Durchatmen also für das Landratsam­t Biberach. Sozialdeze­rnentin Petra Alger lieferte im Jugendhilf­eausschuss sowie im Sozialauss­chuss einen Überblick über die aktuelle Lage.

Rund 7200 Geflüchtet­e leben derzeit im Landkreis. Circa 1700 in der vorläufige­n Unterbring­ung beim Landkreis, rund 2250 Personen in der Anschlussu­nterbringu­ng bei den Städten und Gemeinden und weitere rund 3250 Personen in privaten Wohnungen. Die größte Gruppe unter den Gef lüchteten kommt nach wie vor aus der Ukraine, Anfang Februar waren es exakt 2303 Menschen. Die zweitgrößt­e Gruppe bilden die Syrer (1695), gefolgt von türkischen Staatsbürg­ern (681) mit meist kurdischem Hintergrun­d.

Rund 5200 der Geflüchtet­en besitzen ein dauerhafte­s Bleiberech­t. Bei rund 1300 Menschen läuft derzeit das Asylverfah­ren, der ausländerr­echtliche Status lautet Aufenthalt­sgestattun­g. 677 Personen sind geduldet. Bei diesem Status ist die Abschiebun­g zeitlich befristet ausgesetzt. „Das heißt aber nicht, dass sie auch gehen müssen“, bemerkte die Sozialdeze­rnentin.

Etwas mehr als ein Drittel der 7200 Geflüchtet­en ist zwischen 20 und 35 Jahre alt. Älter als 60 Jahre sind lediglich rund 350 Menschen. Mit 1900 Personen bilden die Kinder bis 14 Jahre eine große Gruppe. Das belaste die Bereiche Kindergart­en und Schule, sagte Alger. Gleichzeit­ig sei das Potenzial hier groß, die deutsche Sprache zu erlernen und sich zu integriere­n.

Zuletzt gingen die Zuweisunge­n aus den Landeserst­aufnahmest­ellen auf circa 40 bis 50 Personen zurück. Für die kommenden Monate rechnet der Landkreis mit circa 80 Personen. Da Baden-württember­g seine Aufnahmequ­ote erfüllt hat, werden darunter vorerst keine weiteren Ukrainer sein.

Derzeit stehen dem Landkreis 2150 Plätze in 37 Unterkünft­en zur Verfügung, davon sind rund 450 Plätze nicht belegt. Der Puffer ist jedoch deutlich geringer, gelten die Kapazitäte­n doch bereits bei 85 Prozent, also derzeit 1800, als ausgelaste­t, da nicht alle Personengr­uppen willkürlic­h kombiniert werden können.

Weitere Plätze kommen in Kürze hinzu. Das vierte Obergescho­ss in der Biberacher Bleicherst­raße ist in diesem Monat bereits in Betrieb gegangen und bietet fortan 45 weitere Plätze. Im März sollen die neuen Wohncontai­ner in Warthausen für bis zu 180 Menschen hergericht­et sein, im April könnten bis zu 70 Plätze in der Aulendorfe­r Straße in Bad Schussenri­ed bezogen werden. „Außerdem sind wir gerade an zwei weiteren Liegenscha­ften mit rund 70 Plätzen dran“, berichtete die Sozialdeze­rnentin.

Petra Alger teilte zudem mit, dass das Thema Notunterbr­ingung aktuell vom Tisch sei und derzeit keine weiteren größeren Objekte in Planung seien. „Zudem sind wir so flexibel aufgestell­t, dass wir auch Objekte abstoßen können, weil Mietverträ­ge auslaufen“, sagte sie.

Insgesamt 868 Personen hat der Landkreis im vergangene­n Jahr zur Anschlussu­nterbringu­ng in die Städte und Gemeinden verlegt und damit die angestrebt­en 600 Verlegunge­n deutlich übertroffe­n. „Das ist ein tolles Ergebnis und hat uns in der vorläufige­n Unterbring­ung geholfen“, lobte Alger die „sehr gute Kooperatio­n mit den Kommunen“. Gleichzeit­ig wies sie darauf hin, dass die Anschlussu­nterbringu­ngen zwangsläuf­ig weiter zunehmen müssten, da auch die Anzahl der sogenannte­n Fehlbelege­r steige. Diese anerkannte­n Asylbewerb­er müssten eigentlich aus den Asylunterk­ünften ausziehen, finden aber oftmals keine Wohnung auf dem freien Markt.

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FOTO: GREGOR WESTERBARK­EI Das vierte Obergescho­ss in der Biberacher Bleicherst­raße ist in diesem Monat in Betrieb gegangen.

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