Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gemeinden übertreffen Quote bei Geflüchteten
So stellt sich derzeit die Flüchtlingssituation im Landkreis Biberach dar
- Wie in den Wintermonaten üblich, befinden sich die Flüchtlingszahlen auch im Landkreis Biberach derzeit auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau. Etwas Zeit zum Durchatmen also für das Landratsamt Biberach. Sozialdezernentin Petra Alger lieferte im Jugendhilfeausschuss sowie im Sozialausschuss einen Überblick über die aktuelle Lage.
Rund 7200 Geflüchtete leben derzeit im Landkreis. Circa 1700 in der vorläufigen Unterbringung beim Landkreis, rund 2250 Personen in der Anschlussunterbringung bei den Städten und Gemeinden und weitere rund 3250 Personen in privaten Wohnungen. Die größte Gruppe unter den Gef lüchteten kommt nach wie vor aus der Ukraine, Anfang Februar waren es exakt 2303 Menschen. Die zweitgrößte Gruppe bilden die Syrer (1695), gefolgt von türkischen Staatsbürgern (681) mit meist kurdischem Hintergrund.
Rund 5200 der Geflüchteten besitzen ein dauerhaftes Bleiberecht. Bei rund 1300 Menschen läuft derzeit das Asylverfahren, der ausländerrechtliche Status lautet Aufenthaltsgestattung. 677 Personen sind geduldet. Bei diesem Status ist die Abschiebung zeitlich befristet ausgesetzt. „Das heißt aber nicht, dass sie auch gehen müssen“, bemerkte die Sozialdezernentin.
Etwas mehr als ein Drittel der 7200 Geflüchteten ist zwischen 20 und 35 Jahre alt. Älter als 60 Jahre sind lediglich rund 350 Menschen. Mit 1900 Personen bilden die Kinder bis 14 Jahre eine große Gruppe. Das belaste die Bereiche Kindergarten und Schule, sagte Alger. Gleichzeitig sei das Potenzial hier groß, die deutsche Sprache zu erlernen und sich zu integrieren.
Zuletzt gingen die Zuweisungen aus den Landeserstaufnahmestellen auf circa 40 bis 50 Personen zurück. Für die kommenden Monate rechnet der Landkreis mit circa 80 Personen. Da Baden-württemberg seine Aufnahmequote erfüllt hat, werden darunter vorerst keine weiteren Ukrainer sein.
Derzeit stehen dem Landkreis 2150 Plätze in 37 Unterkünften zur Verfügung, davon sind rund 450 Plätze nicht belegt. Der Puffer ist jedoch deutlich geringer, gelten die Kapazitäten doch bereits bei 85 Prozent, also derzeit 1800, als ausgelastet, da nicht alle Personengruppen willkürlich kombiniert werden können.
Weitere Plätze kommen in Kürze hinzu. Das vierte Obergeschoss in der Biberacher Bleicherstraße ist in diesem Monat bereits in Betrieb gegangen und bietet fortan 45 weitere Plätze. Im März sollen die neuen Wohncontainer in Warthausen für bis zu 180 Menschen hergerichtet sein, im April könnten bis zu 70 Plätze in der Aulendorfer Straße in Bad Schussenried bezogen werden. „Außerdem sind wir gerade an zwei weiteren Liegenschaften mit rund 70 Plätzen dran“, berichtete die Sozialdezernentin.
Petra Alger teilte zudem mit, dass das Thema Notunterbringung aktuell vom Tisch sei und derzeit keine weiteren größeren Objekte in Planung seien. „Zudem sind wir so flexibel aufgestellt, dass wir auch Objekte abstoßen können, weil Mietverträge auslaufen“, sagte sie.
Insgesamt 868 Personen hat der Landkreis im vergangenen Jahr zur Anschlussunterbringung in die Städte und Gemeinden verlegt und damit die angestrebten 600 Verlegungen deutlich übertroffen. „Das ist ein tolles Ergebnis und hat uns in der vorläufigen Unterbringung geholfen“, lobte Alger die „sehr gute Kooperation mit den Kommunen“. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass die Anschlussunterbringungen zwangsläufig weiter zunehmen müssten, da auch die Anzahl der sogenannten Fehlbeleger steige. Diese anerkannten Asylbewerber müssten eigentlich aus den Asylunterkünften ausziehen, finden aber oftmals keine Wohnung auf dem freien Markt.