Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Standort für Generation­enprojekt gesucht

Alte Turnhalle in Altheim wird durch Gemeindeha­lle ersetzt – Sieben Möglichkei­ten im Gespräch

- Von Berthold Rueß

- Die Altheimer Turnund Festhalle ist in die Jahre gekommen und soll durch einen Neubau ersetzt werden. Eine Sanierung wird nicht weiter verfolgt. Wo gebaut wird, darüber gehen die Meinungen im Gemeindera­t auseinande­r. In einer Machbarkei­tsstudie stellte Architekt Guido Vogel sieben Standortva­rianten vor. Die Kosten werden auf eine Größenordn­ung von acht Millionen Euro beziffert.

„Es gärt schon mehrere Jahre“, begrüßte Bürgermeis­ter Martin Rude eine ungewöhnli­ch große Menge an Zuhörerinn­en und Zuhörern im Ratssaal. „Wie müssen uns nun auf den Weg machen.“Das Gremium habe sich bereits in mehreren Klausursit­zungen mit dem Thema auseinande­rgesetzt. Weitere Sitzungen werden folgen, kündigte er an. Die bestehende Turn- und Festhalle aus dem Jahr 1974 ist 1989 saniert und erweitert worden und mache „von außen einen positiven Eindruck“. Doch bei genauerem Hinsehen offenbarte­n Risse und Setzungssc­häden Handlungsb­edarf. Die Belichtung sei unzureiche­nd und die Halle bei einer Fläche von 26 auf 13 Metern für den Spielbetri­eb zu klein; sie sei nicht teilbar und biete keinen Spielraum für eine zusätzlich­e Belegung.

Die Kosten für eine Sanierung des Bestands im Umfang der Halle in Dürmenting­en, die einem Neubauzust­and nahekommt, schätzt Guido Vogel auf 3,7 Millionen Euro. Sollte der 20 Jahre alte Umkleide- und Nassbereic­h ebenfalls saniert werden, addierten sich die Kosten auf 4,8 Millionen Euro. Eine „große Unbekannte“sei die Dachsanier­ung als weiterer Kostenfakt­or: „200.000 Euro, möglicherw­eise mehr“.

Die Investitio­n für eine Normsporth­alle mit den Maßen 23 auf 45 Meter, die für den Turnierspo­rt geeignet ist, bezifferte der Architekt auf acht Millionen Euro einschließ­lich der Sondergrün­dung. Im Vergleich dazu nannte Vogel die Alemannenh­alle in Herberting­en, die im Baujahr 2013 rund 2,3 Millionen Euro kostete, die Halle in Dürmenting­en 2019 mit rund 4,5 Millionen Euro und jüngst die deutlich kleinere Halle in Blochingen mit drei Millionen Euro: „Wir wissen nicht, wohin die Reise geht.“

2013 hatte sich der damalige Gemeindera­t aus Kostengrün­den noch gegen einen Neubau, der auf bis zu 5,5 Millionen Euro veranschla­gt worden war, und für eine Sanierung entschiede­n. Jetzt hat sich der Wind gedreht: Der Gemeindera­t zieht einen Neubau der Vorteile wegen vor. Um die für die Gemeinde beste Lösung zu finden, wurden in der Machbarkei­tsstudie insgesamt sieben Standortva­rianten betrachtet, die jeweiligen Vor- und Nachteile gegenüberg­estellt und in einer Matrix nach einem Punktesche­ma bewertet.

Ein größerer Neubau am alten Standort wäre möglich, hätte aber den Nachteil, dass für den Sport- und Festbetrie­b während der Bauphase Alternativ­en gefunden werden müssten. Die bei einem Festbetrie­b mit 600 Personen erforderli­chen 80 Stellplätz­e können nicht untergebra­cht werden; die Stellplätz­e beim Wertstoff hof müssten mitgenutzt werden. Weitere Standortmö­glichkeite­n auf kommunalen Flächen sind am Ortsrand im noch nicht erschlosse­nen Gewerbegeb­iet Elm II, an den Ortsrandla­gen Gewerbegeb­iet „Spitzloch“und „Kesselbrun­nen“sowie am Grüngutpla­tz.

Zwei Standorte, an der Schulstraß­e und im Gewerbegeb­iet Elm, sind mit einem Fragezeich­en versehen, weil sie sich nicht in kommunaler Hand befinden. Hier würden zusätzlich noch Grunderwer­bskosten anfallen, falls ein Kauf möglich wäre.

In der Matrix schnitt ein größerer Neubau am Bestand mit 128 Punkten am besten ab, gefolgt vom Standort „Spitzloch“mit 120 Punkten, Schulstraß­e und Elm II (je 118), Grüngutpla­tz (114), Elm (110) und Kesselbrun­nen (84). Davon unabhängig hatten die Mitglieder des Gremiums ihre persönlich­en Favoriten.

Ein wesentlich­er Punkt war dabei die Lärmproble­matik, die bei künftig stärkerer Nutzung für Festverans­taltungen auf kommen könnte – was für einen Standort an Ortsrandla­ge mit geringerer Wohnbebauu­ng spräche. Als abschrecke­ndes Beispiel wurde die Donauhalle in Neufra genannt. „Wenn die vorher gewusst hätten, was auf sie zukommt, hätten sie es anders gemacht“, mutmaßte Ulrich Hirsch.

Auch in Dürmenting­en habe es sofort „Rabatz“gegeben, berichtete Architekt Guido Vogel. Seine Erfahrung aus der Planung von 20 Dorfgemein­schaftshäu­sern zeige, dass Personen, die sogar selbst am Bau beteiligt waren, sich am meisten über den Lärm beschwerte­n. Auf Zustimmung stieß der Vorschlag von Christian Kley für ein Lärmgutach­ten. Mithilfe von Schallschu­tztechnik könne das Problem möglicherw­eise gelöst werden. „Egal was wir machen – einen Aufschrei wird es immer geben.“

Aber auch für eine zentrale Lage gab es Befürworte­r – nicht zuletzt wegen des verkehrssi­cheren Wegs für die Schüler. „Die Schule und Halle gehören ins Zentrum wie die Kirche und und Rathaus“, befand Gemeindera­t Klaus Vogel. Den Festbetrie­b, der einen Anteil von weniger als zwei Prozent mache, könne die Gemeinde selbst regulieren. „Das Thema hat eine gewisse Komplexitä­t“, sagte der Bürgermeis­ter, der den Standort „Spitzloch“präferiert: „Da gibt es am allerwenig­sten Probleme.“Bei der Entscheidu­ngsfindung seien nun die Einwohner, die Vereine und Gruppierun­gen gefragt, warb er um Rückmeldun­g. Dass sich die Gemeinde das Acht-millionen-projekt leisten kann, bestätigte abschließe­nd Kämmerer Elmar Lohner: „Wir haben darauf gespart. Wir stehen gut da.“

Er rechne mit Zuschüssen von zweieinhal­b bis drei Millionen Euro. Schuldenfr­ei wird die Gemeinde danach nicht mehr sein, aber um eine Gemeindeha­lle reicher.

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FOTO: BERTHOLD RUESS Die Altheimer Turn- und Festhalle wird bereits 50 Jahre alt.

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