Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Unerwarteter Boom
Die Deutsche Eishockey Liga verzeichnet einen Zuschauerrekord und starke Tv-quoten
(SID) - Ausverkaufte Arenen, Zuschauerkrösus in Europa, Rekordzahlen bei den Live-übertragungen: Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) boomt – und wundert sich selbst darüber. „Als wir aus Covid raus waren, hätten wir das nicht zu träumen gewagt“, sagte Del-geschäftsführer Gernot Tripcke einen Tag vor dem Hauptrundenabschluss.
Mit einem Schnitt von 7160 Besuchern pro Spiel verbuchte die DEL in ihrer 30. Saison nicht nur eine neue Bestmarke, sondern setzte sich auch in Europa an die Spitze, weil sie zum ersten Mal die Schweizer National League (7131) überholte. Die Kölner Haie stellten mit einem Zuschauerschnitt von 16.993 sogar einen Europarekord auf.
„Wir haben mit über 20 Prozent einen extremen Zuwachs“, bilanzierte Tripcke am Donnerstag: „So viel Interesse und Aufmerksamkeit hat das deutsche
Eishockey noch nie gehabt.“Auch der Medienpartner Telekom verzeichnete Rekordzahlen: 18,5 Millionen Fans verfolgten bei Magentasport live die Hauptrundenspiele – ebenfalls ein Wachstum von rund 20 Prozent.
Auf der Suche nach den Gründen für den Boom zählte Tripcke mehrere Aspekte auf. „Die Nationalmannschaft hilft natürlich“, sagte er mit Blick auf Wm-silber im vergangenen Jahr, auch die größere Reichweite durch die Telekom oder verstärkte Social-media-aktivitäten seien „befruchtend“. Zudem stellte er eine „Trotzreaktion nach Covid und den Krisen“fest, von der auch andere Branchen profitierten. „Aber letztlich muss das Ticket vor Ort verkauft werden“, betonte Tripcke, „und da machen die Clubs einen besseren Job als vor Covid.“
Erstaunlich: Nicht nur einzelne Clubs verzeichneten deutliche Zuwächse, sondern die ganze Liga. Ein Grund dürfte auch sein, dass die DEL selten so spannend war. Der Abstiegskampf ist zwar seit Sonntag entschieden, aber offen ist etwa noch, wer als Hauptrundensieger in die Play-offs startet. Am Freitag (19.30 Uhr/magentasport) kommt es in Berlin zum Showdown, wenn die Eisbären im direkten Duell mit dem Tabellenführer Fischtown Pinguins zwei Punkte aufholen müssen.
Dem Überraschungsteam aus Bremerhaven würde ein Zähler reichen, um erstmals als Nummer 1 in die Meisterrunde zu gehen. „Es gibt dafür nichts zu kaufen“, sagte zwar Erfolgstrainer Thomas Popiesch vor dem Endspiel um Platz eins. Doch auch er weiß: Der Hauptrundensieger hat die besten Chancen.
Seit Einführung der Play-offs 1981 wurde 20-mal der Punktbeste am Ende auch Meister, zuletzt siebenmal in Folge im Standardmodus – außer im Coronajahr 2021, als die verkürzte Saison in zwei Gruppen gespielt wurde. Aber immer war es einer der großen Drei. Seit 2015 triumphierten ausschließlich München, Berlin oder Mannheim. Wenn sich mal einer der Kleineren Platz eins sicherte, reichte es am Ende nicht zum Titel – wie 2011 für Wolfsburg, 2008 und 1999 für Nürnberg oder 2005 für Frankfurt.
Dass die Bremerhavener, erst seit 2016 in der DEL, noch immer ganz oben stehen, findet auch Popiesch „wirklich überraschend“. Dass es so gekommen sei, „macht mich und alle drumherum unglaublich stolz“, sagte der Coach: „Das ist ein einmaliges Erlebnis.“
Die DEL hofft hingegen, dass der Aufschwung der Liga von Dauer ist.
„So viel Interesse und Aufmerksamkeit hat das deutsche Eishockey
noch nie gehabt.“Del-geschäftsführer Gernot Tripcke