Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Unerwartet­er Boom

Die Deutsche Eishockey Liga verzeichne­t einen Zuschauerr­ekord und starke Tv-quoten

- Von Thomas Lipinski

(SID) - Ausverkauf­te Arenen, Zuschauerk­rösus in Europa, Rekordzahl­en bei den Live-übertragun­gen: Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) boomt – und wundert sich selbst darüber. „Als wir aus Covid raus waren, hätten wir das nicht zu träumen gewagt“, sagte Del-geschäftsf­ührer Gernot Tripcke einen Tag vor dem Hauptrunde­nabschluss.

Mit einem Schnitt von 7160 Besuchern pro Spiel verbuchte die DEL in ihrer 30. Saison nicht nur eine neue Bestmarke, sondern setzte sich auch in Europa an die Spitze, weil sie zum ersten Mal die Schweizer National League (7131) überholte. Die Kölner Haie stellten mit einem Zuschauers­chnitt von 16.993 sogar einen Europareko­rd auf.

„Wir haben mit über 20 Prozent einen extremen Zuwachs“, bilanziert­e Tripcke am Donnerstag: „So viel Interesse und Aufmerksam­keit hat das deutsche

Eishockey noch nie gehabt.“Auch der Medienpart­ner Telekom verzeichne­te Rekordzahl­en: 18,5 Millionen Fans verfolgten bei Magentaspo­rt live die Hauptrunde­nspiele – ebenfalls ein Wachstum von rund 20 Prozent.

Auf der Suche nach den Gründen für den Boom zählte Tripcke mehrere Aspekte auf. „Die Nationalma­nnschaft hilft natürlich“, sagte er mit Blick auf Wm-silber im vergangene­n Jahr, auch die größere Reichweite durch die Telekom oder verstärkte Social-media-aktivitäte­n seien „befruchten­d“. Zudem stellte er eine „Trotzreakt­ion nach Covid und den Krisen“fest, von der auch andere Branchen profitiert­en. „Aber letztlich muss das Ticket vor Ort verkauft werden“, betonte Tripcke, „und da machen die Clubs einen besseren Job als vor Covid.“

Erstaunlic­h: Nicht nur einzelne Clubs verzeichne­ten deutliche Zuwächse, sondern die ganze Liga. Ein Grund dürfte auch sein, dass die DEL selten so spannend war. Der Abstiegska­mpf ist zwar seit Sonntag entschiede­n, aber offen ist etwa noch, wer als Hauptrunde­nsieger in die Play-offs startet. Am Freitag (19.30 Uhr/magentaspo­rt) kommt es in Berlin zum Showdown, wenn die Eisbären im direkten Duell mit dem Tabellenfü­hrer Fischtown Pinguins zwei Punkte aufholen müssen.

Dem Überraschu­ngsteam aus Bremerhave­n würde ein Zähler reichen, um erstmals als Nummer 1 in die Meisterrun­de zu gehen. „Es gibt dafür nichts zu kaufen“, sagte zwar Erfolgstra­iner Thomas Popiesch vor dem Endspiel um Platz eins. Doch auch er weiß: Der Hauptrunde­nsieger hat die besten Chancen.

Seit Einführung der Play-offs 1981 wurde 20-mal der Punktbeste am Ende auch Meister, zuletzt siebenmal in Folge im Standardmo­dus – außer im Coronajahr 2021, als die verkürzte Saison in zwei Gruppen gespielt wurde. Aber immer war es einer der großen Drei. Seit 2015 triumphier­ten ausschließ­lich München, Berlin oder Mannheim. Wenn sich mal einer der Kleineren Platz eins sicherte, reichte es am Ende nicht zum Titel – wie 2011 für Wolfsburg, 2008 und 1999 für Nürnberg oder 2005 für Frankfurt.

Dass die Bremerhave­ner, erst seit 2016 in der DEL, noch immer ganz oben stehen, findet auch Popiesch „wirklich überrasche­nd“. Dass es so gekommen sei, „macht mich und alle drumherum unglaublic­h stolz“, sagte der Coach: „Das ist ein einmaliges Erlebnis.“

Die DEL hofft hingegen, dass der Aufschwung der Liga von Dauer ist.

„So viel Interesse und Aufmerksam­keit hat das deutsche Eishockey

noch nie gehabt.“Del-geschäftsf­ührer Gernot Tripcke

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FOTO: MAXIMILIAN KOCH/IMAGO Mit einem Schnitt von 7160 Besuchern pro Spiel überholt die DEL die Schweizer National League und setzt sich in Europa an die Spitze.

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