Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Vortrag über Nazi-verbrechen in Oberschwaben
Widerstand durch Bischof J.B. Sproll
- Am 4. März fand im Kloster Heiligkreuztal auf Einladung des Stefanuskreises der Vortrag statt mit dem Titel „Naziverbrechen in Oberschwaben und der Widerstand mit Bischof J.B. Sproll“. Referent war der Regionalhistoriker Ludwig Zimmermann, der im Jahr 2021 das 440 Seiten umfassende Buch vorgelegt hat „Das katholische Oberschwaben im Nationalsozialismus zwischen Begeisterung, Anpassung und Widerstand“. Dass dieses Thema gerade in diesen Zeiten die Menschen bewegt, zeigte die große Zahl von Besucherinnen und Besuchern.
Der Referent betonte zu Beginn, dass dieser Vortrag ganz im Sinne der 1996 vom früheren Bundespräsidenten Roman Herzog ausgerufenen Erinnerungskultur gegen das Vergessen gedacht ist.
Im ersten Teil des Vortrags stand Diözesanbischof Joannes Baptista Sproll im Mittelpunkt. Der Referent zeigte auf, dass in Oberschwaben die katholische Kirche mit dem Rottenburger Bischof Sproll an der Spitze ein wichtiges Gegengewicht gegen den nationalsozialistischen Absolutheitsanspruch darstellte. Zunächst gelang es der katholischen Kirche, an verschiedenen Orten in Oberschwaben große Versammlungen und Gottesdienste abzuhalten, die von nationalsozialistischen Machthabern äußerst kritisch gesehen wurden. Im Kontrast dazu standen Katholiken, die sich nach März 1933 nicht scheuten, im neuen nationalsozialistischen Staat in zentralen Positionen mitzuarbeiten. Die Lage verschärfte sich im Jahr 1938 durch Sprolls demonstratives Fernbleiben von der (Schein-) Reichstagswahl am 10. April. Bei dieser angeblichen Wahl war nur eine nationalsozialistisch dominierte Einheitsliste zugelassen und die Wahl war zudem kombiniert mit einer Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs. Sprolls demonstratives Fernbleiben führte zu einem Ermittlungsverfahren und zu von den nationalsozialistischen Machthabern inszenierten Demonstrationen gegen ihn. Mit historischen Aufnahmen und Dokumenten veranschaulichte der Referent diese dramatische Lage, die in der Verbannung von Bischof Sproll aus der Diözese Rottenburg gipfelte, die bis 1945 andauerte.
Im zweiten Teil des Vortrags erinnerte Zimmermann in einigen Kurzbiografien von Nazi-verbrechern aus Oberschwaben daran, dass auch Menschen aus der Region Handlanger des nationalsozialistischen Staates waren. Gleichzeitig zeigte Zimmermann immer wieder auch bewegende Formen des Widerstands auf regionaler Ebene auf.