Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Katzen verschwinden auf mysteriöse Weise
Immer mehr Besitzer vermissen ihre Tiere in der Bad Saulgauer Unterstadt – Aufruf über soziale Netzwerke
- Seit zwei Monaten verschwinden in der Bad Saulgauer Unterstadt Hauskatzen auf mysteriöse Weise. Immer zahlreicher wurden in den vergangenen Wochen die Vermisstenanzeigen an Laternenpfosten im Wohngebiet. Inzwischen haben sich Betroffene in einer Whatsappgruppe miteinander vernetzt. Die Gruppe wächst kontinuierlich. Immer mehr Betroffene melden sich.
„Jimmy war Familienmitglied“, betonen Franziska Hepp und ihr Partner Christian Abbt. Töchterchen Johanna hatte ihren Spaß und setzte ein Lächeln auf, sobald Jimmy in ihre Nähe kam. Scheu sei Jimmy nur gegenüber Fremden gewesen. Sobald er die vertrauten Stimmen seiner Besitzer hörte, spitzte er neugierig aus seinem Versteck hervor und kam näher. Höchstens einen halben Tag ging der Kater auf Tour. Dann ließ er sich wieder zu Hause blicken.
Bis zu einem Tag Anfang Februar. Da blieb die sonst so zuverlässig heimkehrende Katze weg. Schnell waren Franziska Hepp und Christian Abbt alarmiert. Nach anderthalb Tagen machten sie sich im ganzen Wohngebiet auf die Suche, gingen Straßen ab und suchten in Tiefgaragen. Franziska Hepp erkundigte sich im Recyclinghof nach überfahrenen Katzen. Jimmy war tätowiert und kann seinen Besitzern zugeordnet werden.
Aufrufe über soziale Netzwerke blieben genauso erfolglos wie die deutschlandweite Recherche von Christian Abbt, der beobachtete, ob Jimmy auf dieser Plattform irgendwo zum Kauf angeboten wird. Doch Jimmy blieb verschwunden. Bald fiel Franziska Hepp auf, dass Jimmys Verschwinden
kein Einzelfall war. Die Suchmeldungen nach Katzen an Laternenpfosten in der Unterstadt wurden in der Zeit nach Jimmys Verschwinden immer zahlreicher. In dem eng umgrenzten Wohngebiet zwischen Klosterstraße und Büchsenstraße verschwanden innerhalb von
zwei Monaten insgesamt acht Katzen auf unerklärliche Weise, nicht nur nachts, sondern zu allen möglichen Tageszeiten, selbst vormittags.
Franziska Hepp vernetzte die betroffenen Katzenbesitzer über eine Whatsapp-gruppe miteinander. Nach den Katzen wird inzwischen mit einer gemeinsamen Vermisstenanzeige und den Fotos von allen acht Katzen gesucht. Auf ihnen werden Passanten um Hinweise auf den Verbleib der Tiere gebeten. Alle Katzen seien entweder gechipt oder tätowiert und können ihren Besitzern zugeordnet werden. Die Whatsapp-gruppe wächst. Immer mehr Katzenliebhaber melden sich, weil ihre Tiere ebenfalls auf unerklärliche Weise verschwanden. Teilweise liegen diese Fälle allerdings schon länger zurück. Inzwischen halten betroffene Katzenbesitzer bei regelmäßigen Spaziergängen Ausschau nach Verdächtigem.
Mit jeder verschwundenen Katze wuchs bei den Katzenbesitzern im Wohngebiet auch der Verdacht, dass es sich nicht um einen Zufall handelt. Dass es möglicherweise jemanden gibt, der für das Verschwinden der Katzen verantwortlich ist. Noch gut in Erinnerung ist den Bewohnern im Wohngebiet eine Polizeimeldung vom Oktober. Damals wurde vermutlich in der Wallstraße – sie gehört zum betroffenen Gebiet – eine Katze mit einem Luftgewehr verletzt. Das sei ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und damit strafbar, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg. Ein Täter konnte allerdings nicht ermittelt werden, auch weil Luftgewehre frei verkäuflich sind. Wegen oft spärlicher Hinweise sei bei Anzeigen wegen verletzter oder vermisster Tiere die „Ermittlungslage in der Regel schwierig“, so der Polizeisprecher.
Franziska Hepp und Christian Abbt gehen inzwischen davon aus, dass Jimmy tot ist. Doppelt schlimm aber ist es für Franziska Hepp, „nicht zu wissen, wie er gestorben ist, ob er vielleicht leiden musste“. Von einer Veröffentlichung in der Zeitung und einer breiteren Öffentlichkeit erhofft sie sich weitere Hinweis auf den Verbleib der verschwundenen Tiere. Christian Abbt hofft zudem auf eine Wirkung auf einen möglichen Täter. „Vielleicht merkt er, was er angerichtet hat.“
Ursula Braun, Gründungsund Vorstandsmitglied beim Katzenhilfeverein „Katzentatzen“in Bondorf, weiß aus den sozialen Netzwerken vom Verschwinden der Katzen in Bad Saulgau. Katzen seien sehr selbstständige Tiere und deshalb nie ganz zu kontrollieren. Für ihre Besitzer seien sie oft wie Familienmitglieder. Ein möglicher Täter verursache emotionales Leid. „Das macht mich brutal traurig“, sagt sie und will sich gar nicht vorstellen, ihren geliebten Kater auf diese Weise zu verlieren.
„Das macht mich brutal traurig.“
Ursula Braun