Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Jeder Zweite fällt beim Führerschein durch
Rekordwert bei Theorieprüfungen – Neue Debatte um Gesundheitstests für Senioren
(dpa/afp) Noch nie sind in den vergangenen Jahren so viele Menschen durch die theoretische Prüfung für den Autoführerschein der Klasse B gefallen wie 2023. Bei den über 18Jährigen fiel so gut wie jeder Zweite (49 Prozent) durch, wie der der neue Tüv-bericht zeigt. In allen Klassen rasselten demnach 42 Prozent durch die theoretische Prüfung, die 30 Fragen umfasst. Mit zehn Prozentpunkten mehr als 2014 und drei Prozentpunkten mehr als 2022 sei auch das ein Höchstwert. Durch die Praxisprüfung fiel wie zuletzt in allen Klassen etwa jeder Dritte.
„Sehr viele Fahrerlaubnisbewerber fallen auch beim zweiten
Versuch durch die Fahrerlaubnisprüfung“, sagte Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim Tüv-verband, am Dienstag bei der Vorstellung des Berichts. Die Wiederholungsprüfung für die Theorie bestanden laut Bericht rund 54 Prozent nicht, die für die Praxis rund 40 Prozent. „Insbesondere in der Theorieprüfung wird die Prüfung nicht ernst genug genommen“, sagte Goebelt. Die individuelle Vorbereitung sei aus Verbandssicht nicht ausreichend. Es müsse deutlich gemacht werden, dass „stupides Auswendiglernen“nicht zum Erfolg führe.
Nicht nur die Durchfallquoten, auch die Zahl der Fahrprüfungen
in Deutschland erreichte dem Bericht zufolge einen neuen Rekordwert. 2023 wurden rund 1,97 Millionen Theorieprüfungen (2022: 1,82 Millionen) und rund 1,77 Millionen praktische Prüfungen (2022: 1,75 Millionen) durchgeführt. „Wir erleben einen regelrechten Run auf den Führerschein“, sagte Goebelt. Auch der Autoführerschein mit 17 sei weiter beliebt. Rund 519.000 Minderjährige absolvierten die Theorieprüfung für das begleitete Fahren, rund 443.000 die praktische. Die Durchfallquoten waren geringer als bei den über 18-Jährigen und lagen bei 38 Prozent für die Theorie sowie 26 Prozent für die Praxis.
Unterdessen ist die Debatte über verpflichtende Fitnesstests für autofahrende Senioren neu entflammt. Nach dem tödlichen Autounfall in Berlin, den ein 83Jähriger verursacht hatte, forderten die Grünen im Bundestag am Dienstag regelmäßige Gesundheitstests für alte Menschen. „Nach Fahranfängern verursachen alte Menschen – pro gefahrenem Kilometer – am häufigsten Unfälle – und das trotz ihrer langjährigen Fahrerfahrung“, sagte Stefan Gelbhaar, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Verkehrspolitiker von SPD und FDP lehnten den Vorstoß ab.