Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Auf der Suche nach Kandidaten für den Gemeinderat
Wir-fraktion tritt nicht mehr an – Frauenanteil bisher sehr gering
- Die Abgabefrist rückt unaufhaltsam näher. Spätestens am 28. März müssen die Wahlvorschläge für die Gemeinderatswahl am 9. Juni eingereicht werden. Hochbetrieb bei der Kandidatensuche bei den Wählervereinigungen und Ortsverbänden. In Riedlingen sind 24 Gemeinderäte zu wählen. Nach momentanem Stand stellen sich die Kandidaten auf vier Listen zur Wahl. Eine neue Liste stellt der Spd-ortsverband. Dagegen wird bei der Gemeinderatswahl in Riedlingen die Wir-liste nicht mehr antreten, wie die Fraktionsvorsitzende Dorothea Kraus-kieferle gegenüber der Schwäbischen Zeitung sagte.
Bei der Gemeinderatswahl 2019 wurden 26 Stadträte (zwei Überhangmandate) in den Riedlinger Gemeinderat gewählt. Für die Bürgerliste sitzen seitdem acht, für die CDU sieben, für „Mut tut gut!“sechs und für die Wirfraktion fünf (seit Juni 2023 vier) Vertreter im Gremium. Veränderungen gab es in den vergangenen fünf Jahren in der „WIR“. Bereits im November 2019 war Lea Fritz für Antonia Ulrich nachgerückt. Fritz schied im Juni 2023 aus der Wir-fraktion aus und ist seitdem fraktionslos. Axel Henle kam für Jürgen Matzner im November 2022 dazu.
Für die Wahl im Juni sind die Ortsverbände und freien Wählervereinigungen auf der Suche nach Kandidaten. Bis auf die Wir-fraktion. Überraschend verkündete deren Fraktionsvorsitzende Dorothea Kraus-kieferle, dass „Wir in Riedlingen“für die Gemeinderatswahl keine Liste mehr aufstellen werde. Näher wollte sie sich zum jetzigen Zeitpunkt über die Gründe nicht äußern. Aus der Taufe gehoben wurde die Wahlliste vor 20 Jahren zur Gemeinderatswahl 2004. Vier Stadträte hatten sich damals wegen atmosphärischer Störungen und handfester inhaltlicher Meinungsunterschiede von ihren Fraktionen abgewandt. Von den einstigen Gründern ist heute nur noch Kraus-kieferle in der Fraktion.
Offen für weitere Kandidaten ist die Bürgerliste, die vor fünf Jahren zum ersten Mal angetreten ist und gleich die meistens Sitze für sich entschied. Drei Fraktionskollegen treten nicht mehr an. Josef Martin, Gundrun Liebhart und Rolf Blatter, der aus Riedlingen wegzieht, kandidieren nicht mehr. „Wir sind auf der Suche nach weiteren Kandidaten“, sagt der Fraktionsvorsitzende Joachim Reis. „Aber es ist nicht einfach.“Gesucht werden Bewerber für die Kernstadt und für die Teilorte. Bei der Bürgerliste seien Menschen aller Altersgruppen und Interessengemeinschaften willkommen – alle, die sich in die Kommunalpolitik einbringen wollen, die einen Sinn für das Machbare haben, kompromissfähig und am Gemeinwesen orientiert seien. Die kommunale Ebene sieht Reis als eine der wichtigsten Ebenen in der Politik. Hier werde entschieden, in welche Richtung sich die Stadt entwickele. Wer auf
der Bürgerliste kandidieren wolle, dürfe ihn jederzeit kontaktieren, sagt Reis. Lea Fritz, derzeit fraktionslos im Gemeinderat, wird bei der kommenden Wahl ebenfalls auf der Bürgerliste kandidieren. Sie hatte im Juni 2023 nach fast zehn Jahren Zugehörigkeit die Wir-fraktion verlassen. Sie findet es wichtig und richtig weiterzumachen, „weil wir nun so vieles auf den Weg gebracht haben und noch so vieles ansteht, was unsere Stadt voranbringen kann“, sagt sie. Da mache sie gerne mit.
Auch der Stadtverband der CDU sucht. „Vor allem Kandidatinnen“, sagt der Vorsitzende Ulrich Ott. Sieben Personen stehen bereits auf der Cdu-liste. Mit weiteren würden Gespräche geführt. Teilweise seien diese noch am Überlegen, auf welcher Liste sie kandidieren wollten. Bisher habe sich mit Omrit Kaleck aber erst eine Frau für eine Kandidatur bereit erklärt, so Ott. Von den sieben
Stadträten im aktuellen Gemeinderat wollen drei nicht mehr antreten. Da man die Sitze nicht nur auffüllen wolle, wären weitere Interessenten gern gesehen. Ott freut sich über Menschen, die Interesse an der Kommunalpolitik, den Willen für Zusammenarbeit haben und bereit sind nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Es sei keine Voraussetzung, Mitglied bei der CDU zu sein. Wichtig findet Ott, dass die Kandidaten nicht nur eigene Schwerpunkte haben, sondern für alle Themen offen sind, die die ganze Stadt betreffen.
Die Suche nach Kandidaten gestalte sich richtig schwierig, bestätigt auch der Fraktionsvorsitzende der Mtg!, Manfred Schlegel. „Das bewegt mich sehr.“Aus seiner Fraktion verabschiedet sich zum einen Michael Bochtler wegen Wegzugs und auch Michael Keller lässt sich nicht mehr aufstellen. Schlegel lädt Mitbürger ein, ihn bei Interesse an einer Mitarbeit
in der Mtg! zu kontaktieren. Im Land herrsche eine große Unzufriedenheit, im Gemeinderat könne man mitentscheiden und Demokratie leben. „Jetzt besteht die Chance sich politisch zu beteiligen“, sagt Schlegel. Interessiert sei man auch an Bewerbern aus den Teilorten, damit der Wähler eine Auswahl habe. Und auch Jugendliche ab 16 Jahren lädt er ausdrücklich ein zu kandidieren.
Eine eigene Liste stellt der Spdortsverband auf. Wer für den Gemeinderat kandidieren wird, steht bereits fest. Auf der Spd-liste stehen zehn Kandidaten, davon sind drei weiblich. „Ich freue mich sehr, dass wir als SPD rechtzeitig ein qualifiziertes Angebot an den Start gebracht haben“, sagt der Vorsitzende Hannes Widmann. Hinter dem Stadtverband stehe eine große Organisation, die Rückhalt gebe und Fortbildungen anbiete. Es müsse nicht wie bei den freien Listen alles selbst organisiert werden.