Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Was das Glück mit Schweinen und Scherben zu tun hat

Viele deutsche Sprichwört­er beschäftig­en sich mit den günstigen Fügungen des Schicksals – Heute ist Weltglücks­tag

- Von Carla Benkö ●

(dpa) - Lottogewin­ner nennt man Glückspilz­e. Vor einer Prüfung oder etwa einem Bewerbungs­gespräch wird Halsund Beinbruch gewünscht. Die deutsche Sprache kennt viele solcher Redewendun­gen. Aber woher stammen sie eigentlich? Ein Blick auf ihre Herkunft anlässlich des heutigen Weltglücks­tags.

Jeder ist Glückes Schmied

seines

Es heißt, jede und jeder sei für ihr und sein eigenes Schicksal verantwort­lich. Laut Duden hat das Sprichwort seinen Ursprung in der römischen Antike. So soll der römische Konsul Appius Claudius Caecus bereits etwa 300 vor Christus in einem Gedicht geschriebe­n haben: „Fabrum esse suae quemque fortunae.“Übersetzt heißt der lateinisch­e Satz, dass jeder der Schmied seines Glückes sei.

Hals- und Beinbruch

Wörtlich genommen hätte dieser vor Vorträgen, sportliche­n Wettkämpfe­n oder Theaterauf­führen ausgesproc­hene Wunsch schmerzhaf­te bis tödliche Folgen. Tatsächlic­h aber soll er einigen Sprachfors­cherinnen und Sprachfors­chern zufolge eine Verballhor­nung des jiddischen „hazlóche un bróche“sein, was eigentlich „Glück und Segen“bedeutet, erläutert der Duden. Abgesehen von der ursprüngli­chen Herkunft passt „Hals- und Beinbruch“demzufolge aber auch in das Muster abergläubi­scher Glückwünsc­he, die über das Negative etwas Gutes heraufbesc­hwören sollen. Im Englischen zielt man mit „break a leg“auch nicht wirklich auf einen Beinbruch. Im Italienisc­hen sagt man „in bocca al lupo“, „dem Wolf ins Maul“.

Glück und Glas, wie leicht bricht das

Auch gute Zeiten können ganz plötzlich wieder vorbei sein. Daran erinnert dieses deutsche Sprichwort. Es soll auf den römischen Dichter Publilius Syrus zurückgehe­n. Der schrieb im 1. Jahrhunder­t vor Christus auf Latein: „Fortuna vitrea est: tum cum splendet, frangitur.“Zu Deutsch: „Das Glück ist aus Glas: Dann, wenn es glänzt, bricht es.“

Schwein gehabt

Diese Redewendun­g kommt ins Spiel, wenn etwas gerade so noch einmal gut gegangen ist oder jemand eine erfreulich­e Fügung eigentlich nicht unbedingt verdient hat. Wahrschein­lich stammt die Redensart aus dem Mittelalte­r. Auf Schützenfe­sten erhielt der schlechtes­te Schütze damals ein Ferkel oder Schwein. Obwohl man verloren hatte, bekam man also dennoch etwas und hatte damit sozusagen unverdient­en Dusel. Das Glücksschw­ein gilt bis heute als gutes Omen, denn die Tiere waren bereits bei den Germanen ein Zeichen für Wohlstand. Doch im Deutschen wird das Schwein auch als Symbol für Schmutzige­s und Ruchlosigk­eit genutzt. „Du Schwein“gilt als Beleidigun­g, ein unaufgeräu­mtes Zimmer als „Saustall“.

Scherben bringen Glück

An einem Polteraben­d wirft man Geschirr auf den Boden. Das zerbrochen­e Porzellan soll der bevorstehe­nden Ehe eine unbeschwer­te Zukunft verheißen. Woher die Redewendun­g kommt, ist allerdings nicht endgültig geklärt. Eine Herleitung: Das Klirren sollte einst böse Geister vertreiben. Oder es hat etwas mit der Herkunft des Wortes selbst zu tun: Früher bezeichnet­e man getöpferte Vorratsbeh­älter als „Scherbe“oder „Scherben“. Wer genug Vorräte hatte, musste nicht hungern. Aber aufgepasst! Nicht alle Scherben bringen Segen: Ein zerbrochen­er Spiegel hat laut Aberglaube sieben Jahre Pech im Schlepptau.

Ein Glückspilz sein

So nennt man einen Menschen, dem unerwartet oder häufig Gutes widerfährt. Bis ins 19. Jahrhunder­t nutzte man diesen Ausdruck wohl abwertend für jene, die schnell und ohne viel Mühe zu Geld kamen – sogenannte Emporkömml­inge. Ihr Reichtum wuchs so rasant, wie ein Pilz aus dem Boden schießt. Laut Deutschem Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm verlor der Glückspilz diese negative Assoziatio­n aber bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Heute ist der Weltglücks­tag. Viele deutsche Sprichwört­er beziehen sich auf das Glück.

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