Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Kompost-crew für feines Gärtnergol­d

- Von Karen Annemaier Fragen, Anregungen, Kritik? Schreiben Sie mir: E-mail k.annemaier@schwaebisc­he.de oder auf Instagram @karensgaer­ten

Er ist braun, krümelig und riecht nach Wald. Für Gärtner ist er pures Gold: Reifer Kompost.

Die Erdwirtsch­aft im Garten ist eine Wissenscha­ft und ein Me- tier, an dem ich lange verzweifel­t bin. Hand aufs Herz, ich habe bis heute nicht viel Ahnung davon. Und doch hat mich die Erfahrung gelehrt, was gut funktionie­rt. Heute macht mich Kompostern­te richtig glücklich.

Kompost heißt wörtlich zusammenge­stellt (lateinisch compositum). Und tatsächlic­h fügt man im Kompost allerhand zusammen, was im Idealfall rasch und geruchsarm verrottet, um dann fruchtbare Erde für Gemüse und Blumen zu liefern. In Privatgärt­en ist der Komposthau­fen oder der Komposter aus Holz, Metall oder Kunststoff der Ort, an dem man Küchenabfä­lle und Pf lanzenrest­e entsorgt.

Die wichtigste Regel: In den Kompost gehören ausschließ­lich rohe pf lanzliche Stoffe. Gekochte Kartoffeln, selbst deren Schalen, Reis, Nudeln, Körner und jede Form von Gebackenem sind tabu. Gleiches gilt für tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Eier (Eierschale­n sind okay). Ein Grund ist das Salz, das wir beim Kochen verwenden. Entscheide­nd aber ist: Wir wollen Ratten und Mäusen nicht den Tisch decken.

Weit gereiste Früchte gehören in den Hausmüll. Niemand weiß, mit welchen Mitteln sie behandelt wurden. Zitrusfrüc­hte und Bananen gebe ich auch in Bioqualitä­t nicht auf den Kompost. Sie verrotten unglaublic­h langsam.

An all diese Kompostreg­eln halte ich mich übrigens, seit ich Gärten habe. Und trotzdem: Lange ging in meinem Kompost quasi nichts voran. Es war frustriere­nd. Bis ich eines Tages den Game-changer kennenlern­te: Es ist der feine Kompostwur­m, ein Verwandter des Regenwurms. Getroffen habe ich ihn im Pferdemist und seit ich davon eine Hand voll in meinem Komposter versenkt habe, f lutscht es dort.

Da ich solche Mitarbeite­r schätze, achte ich heute etwas besser auf die Zusammenst­ellung ihrer Umgebung. Und das ist der zweite Game-changer in Kompostsac­hen: Denn die Mischung macht’s: Ich bewerfe meine Würmer und Microben mit Küchenund Garten-abfällen wie vorher, aber heute mische ich auch immer Trocken-holziges unter. Geschredde­rten Baum- und Strauchsch­nitt, vertrockne­te Ziergräser, Stroh und Kaninchene­instreu. Vielleicht schmeckt’s, vielleicht sorgt es auch einfach für mehr Sauerstoff­zirkulatio­n.

Nicht nur schädlich, sondern richtig gefährlich sind dagegen dicke Schichten aus Rasenschni­tt. Sie entwickeln Temperatur­en, die sogar zu Bränden führen können.

Und wenn Sie einen neuen Kompost mit einem Eimer reifem Kompost „impfen“, haben Sie die richtigen Bakterien an Bord. Gern gesehen ist auch Urgesteins­mehl.

Ausreichen­d Feuchtigke­it ist ebenfalls ratsam. Ein paar Kannen Regenwasse­r in trockenhei­ßen Perioden verbessern die Arbeitsbed­ingungen Ihrer Kompost-crew.

Für geduldige und faule Gärtner zwar kein Muss, aber verkehrt ist es auch nicht: Wer den Kompost regelmäßig umschichte­t, beschleuni­gt den Verrottung­sprozess.

Einen habe ich noch: Thermokomp­oster sind wirklich alles andere als schön. Aber sie tun Wunderding­e. Ich befülle meinen gerne komplett mit Gartenabra­um und Küchenabfä­llen. Nach einem Jahr kann ich traumhaft feinkrümel­ige Erde ernten. Und bin happy.

 ?? ??
 ?? FOTO: KAREN ANNEMAIER ?? Kompost-würmer bei der Arbeit.
FOTO: KAREN ANNEMAIER Kompost-würmer bei der Arbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany