Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gärtnern auf dem Balkon, so geht’s
Leider ist nicht jedem ein eigener Garten vergönnt. Ein Balkon ist zwar kein Ersatz, aber doch ein kleiner Trost.
Denn auf dem Bal- kon kann man ebenfalls Gemüse anbauen. Darum geht es heute.
Ob Sie einen bescheidenen Schnittlauch oder delikate Auberginen auf Ihrem Balkon ziehen, drei Aspekte sind bei jeder Art von essbarem Gemüse wichtig: Ausreichend Platz im Topf, das richtige Maß Feuchtigkeit und die passende Temperatur. Hier liegt der Teufel im Detail, denn jede Kultur hat eigene Vorlieben. Die kann man sich allerdings auch zunutze machen. Indem man zeitlich versetzt anbaut.
Salate zum Beispiel mögen es nicht zu heiß und brauchen nicht viel Boden, weil sie eher f lach wurzeln. Also bietet es sich an, Kopf- oder Pf lücksalate aber auch Radieschen im Frühling in Balkonkästen anzubauen und nach der Ernte mit wärmeliebenden Blumen oder Kräutern zu ersetzen. Ähnlich verhält es sich mit Schnittlauch. Wenn er unter der Sommerhitze leidet, übernimmt Basilikum, Majoran oder Petersilie gerne den Standort. Drohen dann wieder die ersten kühlen Tage und Nächte, schlägt noch einmal die Stunde für Salat. Feldsalat, Postelein und Spinat können Sie sogar über den Winter ziehen. Aber bitte das Gießen nicht vergessen, sollte es länger trocken und mild sein. Im Herbst kann man Steckzwiebeln und Knoblauchzehen in abgeräumten Töpfen versenken und im Frühsommer ernten.
Die allermeisten Balkons haben drei große Vorteile gegenüber einem Garten.
1. Sie bieten eine geschützte Lage und damit die oft entscheidenden paar Grad mehr, die südländische Gemüsesorten lieben. So lassen sich Paprika, Auberginen, Chili und andere Exoten dort gut ziehen. Wenn Sie keine Angst vor monsterhaftem Wuchs und Früchten haben, sind auch Kürbis und Zucchini denkbar. Dafür ist allerdings viel Erde und Dünger nötig.
2. Sofern vorhanden, sorgen ein Dach oder der Balkon im nächsthöheren Stockwerk dafür, dass sich Tomaten auf Balkons prächtig entwickeln. Denn der Regenschutz bewahrt sie vor der gefürchteten Krautund Braunfäule, ein paar Grad mehr gefallen auch ihr. Allerdings können Tomaten bei zu großer Hitze verkochen. Also besser in die zweite Reihe damit. Je nach Größe des Balkons hat man viel Auswahl zwischen Zwergtomaten, die auch in den Balkonkasten passen, und indeterminanten Sorten, die sogar den Nachbarn einwickeln. Apropos: Gegen rankende Hülsenfrüchte spricht auch nichts. Zuckererbsen sind Kandidaten für das Frühjahr, Bohnen lieben die Wärme.
Damit sind wir beim Thema Flüssigkeit. Gießen ist ein Muss beim Anbau in Töpfen und Schalen. Wer verreist, braucht Pf lanzensitting. Oder wollen Sie sich bei der Heimkehr wie ein Mörder fühlen? Ich habe passable Erfahrungen mit einer solarbetriebenen Tropfbewässerung gemacht. Ein paar Tage kann man damit überbrücken. Gute Beziehungen zu den Nachbarn sind auf jeden Fall von Vorteil, wenn man auf dem Balkon ernten will.
Da fällt mir ein, den dritten Grund, der für den Kleingarten im Obergeschoss spricht, schulde ich Ihnen noch:
Es gibt dort kein Problem mit Schnecken. Herrlich.
Bauen Sie Gemüse oder sogar Obst auf dem Balkon an?