Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Immer mehr Frauen mit Tattoo
Am 21. März war Tag des Tattoos – Das sind die beliebtesten Motive
- Es gibt kuriose Feiertage im Jahreskalender: den Internationalen Tag des Kusses, den Welttag des Purzelbaums, den Tag der Kaffeepause. Und es gibt seit dem Jahr 2015 immer am 21. März den Internationalen Tag des Tattoos, an dem gemeinsam die Tattoo- und Körperkunst gefeiert wird. Der Tag des Tattoos findet jährlich am 21. März statt. Die Tattooszene auf der ganzen Welt zelebrierte dabei auch dieses Jahr wieder den Gedanken der Freiheit und Völkerverständigung. Oliver Kiesner betreibt in Bad Saulgau sein Studio „Pap’s Ink Tattoo“. Die „Schwäbische Zeitung“hat ihm einen Besuch abgestattet.
Wie wird man Tätowierer?
Oliver Kiesner ist hauptberuflich bei der Firma Knoll als Industriemechaniker beschäftigt. Sein Interesse für das Tätowieren besteht schon lange. Eine Ausbildung zum Tätowierer gibt es nicht. Kiesner fing daher von Null an und lernte vor mehr als zehn Jahren über einen längeren Zeitraum das Handwerk bei einem Profi in Kassel, der ihm alles beibrachte, was für das Stechen notwendig ist. „Mein Lehrer war sehr penibel“, sagt Kiesner.
Eine besondere Gabe brachte der 58-Jährige bereits mit. „Das Malen ist das Wichtigste“, sagt Kiesner, der seinen ersten Kunden in Kassel tätowierte. Seine zweite Kundin war seine eigene Frau. Nach den ersten guten Ergebnissen war ihm klar, dieses Handwerk in einem eigenen Studio nebenberuf lich auszuüben. Was für das Tätowieren noch wichtig ist? „Man braucht eine ruhige Hand.“
Wer sind seine Kunden?
Das Gesetz schreibt vor, dass erst ab der Volljährigkeit ein Tattoo gestochen werden darf. Und daran hält sich Kiesner auch. Sein jüngster Kunde war demnach 18 Jahre alt, sein ältester 68 Jahre. Was viele vielleicht gar nicht wissen: „78 Prozent meiner Kunden sind Frauen.“Die Frauen seien im Übrigen tapferer als viele Männer.
In Kiesners Tattoostudio kommen alle Berufsgruppen: der
Handwerker, der Ingenieur, der Banker. Und Kiesner hat derzeit viel zu tun. Denn das Tätowieren sei allgegenwärtig und erlebe einen großen Wandel, sagt er. „Die Leute haben Lust darauf, ihren Körper zu schmücken. Sie wollen etwas Schönes auf ihrer Haut haben.“
Wo lassen sich die Kunden tätowieren?
Darauf kann Kiesner keine eindeutige
Antwort geben. Was auffallend ist? Immer mehr Frauen würden immer öfter ihr Dekolleté tätowieren lassen. Beliebte Körperstellen bei beiden Geschlechtern sind der Oberarm, der Unterarm, Oberschenkel und Wade, der Rücken hingegen wird eher seltener nachgefragt. Ein Tattoo im Intimbereich sticht Kiesner grundsätzlich nicht.
Und er lehnt in der Regel den Wunsch ab, den Namen oder das Geburtsdatum zu tätowieren. „Ich mache keine Grabmale“, sagt Kiesner. In diesen Fällen versucht er dann, den Kunden vom Gegenteil und von einem anderen Motiv zu überzeugen. „Mir ist vorab das persönliche Gespräch sehr wichtig, weil ich den Menschen näher kennenlernen und herausfinden will, welches Motiv am besten zu ihm passt“, so Kiesner.
Welche Motive sind am gefragtesten?
Das sei völlig unterschiedlich, so Kiesner. „Tribals werden kaum noch gefragt. Die will kaum noch einer haben.“Aber ansonsten seien die Motivwünsche querbeet – Porträts, Old School, New School
– mit Farbe, ohne nur schwarz. Auch die Größe der Tattoos fällt unterschiedlich aus, wobei Kiesner die Sitzung für großflächige Tattoos wie beispielsweise auf dem Rücken nach drei Stunden beendet und in der nächsten Sitzung fortsetzt.
Er müsse beim Tätowieren wie ein Geländewagen sein, der alles könne. Entscheidend sei, dass er das Tattoo im Kopf habe, damit es dann leichter zu stechen sei. Oliver Kiesner selbst ist nicht tätowiert. „Ich habe bis heute noch nicht das Motiv gefunden, von dem ich zu 100 Prozent überzeugt bin“, sagt er.