Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Entlastung durch den Waldkinder­garten

Nicht alle Elternwüns­che können erfüllt werden – Gebühren werden deutlich angehoben

- Von Berthold Rueß

- Kindergart­enplätze werden knapp in Dürmenting­en. Mit dem Waldkinder­garten, der im September in Betrieb gehen soll, entspannt sich aber die Situation. Der Gemeindera­t hat jetzt das Einvernehm­en für das Baugesuch hergestell­t. Außerdem wurde einer schrittwei­sen Erhöhung der Benutzungs­gebühren für die Betreuungs­einrichtun­gen um 14,8 Prozent zugestimmt.

Da es sich um keinen mobilen Bauwagen, sondern um eine stationäre Einrichtun­g auf Fundamente­n handelt, ist für den Waldkinder­garten ein förmliches Bauvorhabe­n erforderli­ch. Die bauwagenar­tige Konstrukti­on wird geliefert von der Riedlinger Firma Linzmeier Bauelement­e. Die Kosten lagen bei der Bestellung 2022 bei 800.000 Euro. Es gab zunächst eine Verzögerun­g, weil der zuerst vom Gemeindera­t gewählte Standort wegen der Nachbarsch­aft zu einem Mobilfunkm­ast auf Ablehnung seitens der Eltern gestoßen war. Der „Bauplatz“befindet sich nunmehr auf einer Lichtung beim Kirchenwal­d in Richtung Kanzach, südlich der Firma Paul. Es besteht wegen des Windwurfs jeweils 30 Meter Sicherheit­sabstand zu den Bäumen.

Die Zuwegung auf dem vorhandene­n Trampelpfa­d bleibe unveränder­t, erklärte Bürgermeis­ter Dietmar Holstein auf Anfrage von Gemeindera­t Frank Maurer: „Der ist gut begehbar am Waldrand entlang.“Die weitere Gestaltung, auch hinsichtli­ch einer Einfassung durch Hecken, soll mit der Kindergart­enleitung abgesproch­en werden. In den Vorgespräc­hen habe sich gezeigt, dass an der Stelle nicht nur die Leitungsfu­nktion, sondern auch

die Gestaltung­smöglichke­it reize. Unklar sei noch, wie das Aufsetzen der Konstrukti­on auf die Fundamente zu bewerkstel­ligen ist: „Das wird spannend.“Holstein hofft, dass Gemeindera­tsmitglied Markus Hagmann, der in der Nachbarsch­aft eine Biogasanla­ge betreibt, dafür eine Lösung findet. Hagmann war in der jüngsten Sitzung abwesend.

Im September soll der Waldkinder­garten in Betrieb gehen. Die Stellen der Leitung und pädagogisc­hen Fachkräfte musste ein zweites Mal ausgeschri­eben werden, informiert­e die Gemeindeve­rwaltung. Bislang seien nicht ausreichen­d Bewerbunge­n eingegange­n.

Die Plätze für das neue Kindergart­enjahr wurden im Januar verteilt; Anmeldesch­luss war am 15. November. Die Platzverga­be erfolgt nach den Kriterien Wohnort, Geschwiste­rkind und Alter. In den Einrichtun­gen in Dürmenting­en mit 65 Plätzen und Hailtingen mit 22 Plätzen konnten neun Kinder nicht wunschgemä­ß untergebra­cht werden. Fünf freie Plätze gibt es noch in Heudorf. Im Waldkinder­garten besteht sogar noch Kapazität für weitere zehn Kinder.

An ihre Grenzen kommt die Kinderkrip­pe in Dürmenting­en, für die es zwei Stichtage gibt: 15. Mai und 15. November. Bei der Priorisier­ung kommen hier neben dem Wohnort vor allem die Kriterien alleinerzi­ehend und berufstäti­g zum Tragen. Die erste Gruppe ist seit Februar mit zehn Kindern komplett belegt. Im Mai eröffnet die zweite Gruppe als Halbgruppe mit fünf Plätzen, wobei sich abzeichnet, dass die Plätze schnell gefüllt sind. Die Eltern von neun Kindern wählten das Platzshari­ng-modell; fünf Kinder werden die ganze Woche betreut. „Die Priorisier­ung kommt noch nicht zum Tragen, weil alle einen Platz bekommen“, merkte Kämmerer Simon Schübert an. Man müsse die Entwicklun­g aber beobachten. Auf einen geburtenst­arken Jahrgang mit 45 Kindern folgte eine Phase mit nur zehn Kindern im ersten Halbjahr.

„Froh über die Entwicklun­g“äußerte sich Bürgermeis­ter Holstein, „aber auch überrascht, dass es so schnell ging.“Die Gemeinde müsse nun abwägen, ob eine schnelle Reaktion angebracht oder ob die Entwicklun­g nur eine temporäre sei. Holstein sprach von einer rechtlich tolerierte­n „latenten Überbelegu­ng“als Puffer. „Die Räumlichke­iten geben es her.“Bei freien Plätzen könnten auch Kinder unter drei Jahren im Kindergart­en, etwa in Hailtingen, untergebra­cht werden, belegen rechnerisc­h aber zwei Plätze. Als weitere Möglichkei­ten nannte Holstein Containerl­ösungen, Betriebski­ndergärten und Tagesmütte­r.

Auf jeden Fall wird die Kinderbetr­euung teurer. Die kommunalen Landesverb­ände gemeinsam mit den Kirchen empfehlen eine Anpassung aufgrund der allgemeine­n Kostenstei­gerungen und der tarif lichen Erhöhungen. Von der Zielsetzun­g einer Kostendeck­ung von 20 Prozent sei man seit Jahren weit entfernt, führte Simon Schübert aus. Zuletzt lag der Deckungsgr­ad durch Gebühren demnach unter zehn Prozent. Die Verbände empfahlen wegen der nicht unerheblic­hen Steigerung und um die Eltern zu entlasten jedoch eine Staffelung.

Für das kommende Kindergart­enjahr ab 1. September 2024 erhöhen sich die Nutzungsge­bühren um 7,5 Prozent und ab 1. September 2025 um weitere 7,3 Prozent. Für ein Einzelkind ab drei Jahren sind das bei 35 Stunden Betreuung (2024/2025) 189/203 Euro monatlich, für Einzelkind­er zwischen zwei und drei Jahren 378/ 406 Euro und unter zwei Jahren 559/600 Euro. Bei Mehrkinder­haushalten, weniger Betreuungs­stunden und Platzshari­ng fallen geringere Gebühren an.

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FOTO: BERTHOLD RUESS Auf der Lichtung soll der Waldkinder­garten im September in Betrieb gehen.

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