Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kein Bild wird zum Abbild
Ursula Henselmann aus München zeigt in der Städtischen Galerie Riedlingen Gemälde
(sz) – „Ursula Henselmann – Gemälde“benennt die Münchner Künstlerin ihre Ausstellung in der Städtischen Galerie im einstigen Hospital zum Heiligen Geist in Riedlingen und schenkt damit Einblick in ihre gesamte Schaffensperiode. Der ausrichtende Altertumsverein lädt am Freitag, 12. April, 19 Uhr, zur Vernissage. Waltraud Wolf wird die Künstlerin vorstellen, sie selber in die Ausstellung einführen.
Ursula Henselmann hat die Bilder in dem hohen Raum zusammen mit ihrem Sohn Stephan selber gehängt: Landschaften – zumeist mediterran, Stillleben mit Obst oder Gemüse, Krügen und Gläsern, eine Madonna, Engel, ein Selbstbildnis und viele, in denen sie Blumen festgehalten hat. „Ich male sie, damit sie nicht verwelken“, sagt sie lächelnd. Die Natur im Bild festzuhalten, benennt sie als besondere Herausforderung.
„Ausgangspunkt ist ein Gegenstand, eine Landschaft, ein Porträt, ein Gedanke, der sich innerhalb eines Malprozesses verselbständigt und mithilfe von Farbe, Form, Licht, Pinselduktus und
Komposition zu einer neuen Realität durch die eigene Persönlichkeit wird“, beschreibt sie das Entstehen ihrer Werke. „So bleibt nichts gleich, steht in ständiger Entwicklung. Kein Bild wird zum Abbild, sondern ist in ständigem Prozess, so wie der Mensch selber und alles, was ihn umgibt.“
Man erkenne die Schule und genetische Veranlagung ihrer Vorfahren und ihres Akademieprofessors Rudi Tröger, ist sie sich sicher. Bei ihm studierte sie von 1985 bis 1991 Malerei und Graf ik. „Mit hervorragenden künstlerischen Leistungen“heißt es in ihrem Abschluss-diplom. Wie ihr zwei Jahre älterer Bruder, der Bildhauer Josef Alexander Henselmann, so war auch sie als Kind und Jugendliche täglich im Atelier der Großeltern in München, schaute Marianne Henselmann beim Malen zu, töpferte beim Großvater Josef Henselmann, dennoch sei die Bildhauerei Männerdomäne geblieben, hält sie fest.
Sie wandte sich der Malerei zu. Immerhin findet man sie in vielen Kunstwerken ihres Großvaters, dem sie oft Modell gesessen ist: als Fruchtbarkeitsgöttin „Ceres“, die als Bronzeplastik vor dem Landratsamt in Sigmaringen steht oder als „Frühling“und „Herbst“im Vier-jahreszeitenbrunnen in der dortigen Fußgängerzone.
Im Kunstmuseum Laiz, das den Werken ihrer Großeltern gewidmet ist, begegnet man ihr als junge Balletttänzerin in Bronze oder als sitzendes Mädchen in Keramik.
Ob sie ohne diesen Bezug Malerin geworden wäre, ist für Ursula Henselmann offen. Schließlich hat sie auch Medizin studiert und 2008 als Ärztin promoviert, lebt und arbeitet jedoch als freie Malerin in München und Laiz. Einen weiteren oberschwäbischen Bezug hat sie durch die malerische Ausstattung der Pfarrkirche Cyriacus in Andelfingen, einer Ausstellung in der „Alten Schule“in Sigmaringen, wie durch private und öffentliche Ankäufe. Die beiden 1991 entstandenen Bilder „Stillleben“und „Paar“von ihr sind im zweiten Obergeschoss des Landratsamtes in Biberach zu sehen, dem Jahr, in dem sie als eine ihrer Auszeichnungen den Förderpreis des Oberschwäbischen Kunstpreises erhielt.