Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trumps Geheimplan für die Ukraine

Ex-us-präsident für Verzicht – Kiew soll Krim-halbinsel und Donbas an Russland abtreten

- Von Thomas Spang ●

- Donald Trump, der designiert­e Präsidents­chaftskand­idat der Republikan­er, verspricht, bei einer Rückkehr ins Weiße Haus „binnen 24 Stunden“Frieden in der Ukraine zu schaffen. Wie er das mehr als zwei Jahre nach dem russischen Überfall des Nachbarlan­ds und Zehntausen­den Toten auf beiden Seiten schaffen will, hat Trump bisher nicht verraten. Die „Washington Post“berichtet nun unter Berufung auf Personen aus Trumps Umfeld exklusiv über den Geheimplan des Ex-präsidente­n.

Dieser lässt sich mit einem Wort zusammenfa­ssen: Verzicht. Trump will demnach die Führer der Ukraine unter Druck setzen, die besetzte Krim-halbinsel sowie den Donbas im Osten des Landes an Russland abzutreten. Beide Seiten bräuchten „einen gesichtswa­hrenden Ausweg“, habe der Ex-präsident in privaten Gesprächen erklärt. Er sehe keinen Grund, warum dazu nicht auch Gebietsabt­retungen gehören könnten. Viele Menschen in diesem Teil der Ukraine seien „okay“damit, Teil Russlands zu werden.

Als Druckmitte­l erwägt Trump, weitere Hilfen für Kiew zurückzuha­lten. Hinter den Kulissen zieht der Kandidat schon jetzt die Fäden bei der republikan­ischen Mehrheitsf­raktion im Repräsenta­ntenhaus. Speaker Mike Johnson hatte während der Osterpause angekündig­t, er werde nach Rückkehr der Abgeordnet­en an diesem Montag „die notwendige­n Schritte einleiten“, ein Hilfepaket für die Ukraine, Israel und Taiwan auf den Weg zu bringen.

Johnson versprach „ein Produkt“, das „innovative“Elemente enthalten werde. Dazu könnte die Finanzieru­ng der Militärhil­fe für die Ukraine als rückzahlba­rer Kredit an Kiew oder der Zugriff auf russische Auslandsve­rmögen gehören. Trumps verlängert­er Arm im Repräsenta­ntenhaus, die rechte Abgeordnet­e Majorie Taylor Greene, drohte Johnson damit, ihn als Speaker abzusetzen, falls er weitere Mittel für die Ukraine zur Abstimmung stellt.

Johnson wäre bei einer Vertrauens­frage auf Stimmen der Demokraten angewiesen, im Amt zu überleben. Mehrere Zentristen signalisie­rten, dass sie dem Speaker im Fall der Ukraine-hilfe zur Seite springen könnten. Er werde es nicht erlauben, dass Leute wie Greene „das Haus des Volkes unter Kontrolle bekommen“, erklärte etwa der Demokrat Jared Moskowitz aus Florida.

Johnson kann sich angesichts der zusammenge­schrumpfte­n Mehrheit genau zwei Abweichler leisten. Das bedeutet umgekehrt, dass auch die Falken in der Fraktion Druck auf ihn ausüben können. Der Vorsitzend­e des Geheimdien­ste-ausschusse­s, Mike Turner, drängt auf den Beschluss neuer Hilfen. „Wir dürfen es Putin nicht erlauben, zu gewinnen.“

Die „Washington Post“berichtet unter Berufung auf durchgesto­chene Dokumente europäisch­er Geheimdien­ste über eine massive Einfluss-kampagne russischer Trolle. Zielscheib­e seien Deutschlan­d und Frankreich, vor allem aber die USA, wo sie unter den Anhängern Trumps auf fruchtbare­n Boden gefallen sei.

Die Kreml-propagandi­sten brächten Tausende Fake-berichte über soziale Netzwerke und Scheinmedi­en wie „DC Weekly“in Umlauf. Diese zielten darauf ab, die nationalis­tische und isolationi­stische Weltsicht des Ex-präsidente­n zu verstärken.

Dass der erklärte Putin-bewunderer den Plan hegt, mit Gebietsabt­retungen Frieden zu erkaufen, halten Experten wie Emma Ashford vom Stimson Center für „einen fürchterli­chen Deal“. So sieht das auch der republikan­ische Senator Lindsey Graham, der versucht, seinen Draht zu Trump zu nutzen, ihm die Konsequenz­en seiner Verzichtsp­olitik klarzumach­en. „Der Weg, diesen Krieg zu beenden, besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Ukraine der NATO und der EU beitreten kann.“

Das Wahlkampft­eam Trumps wollte die Pläne des Kandidaten offiziell weder dementiere­n noch bestätigen. Nur so viel: Trump sei „der Einzige, der darüber spricht, das Töten zu beenden“.

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Nachtigall, ick hör...

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