Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Im Landkreis wird wieder mehr gespart
Kreissparkasse Biberach stellt ihre Geschäftszahlen für 2023 vor
- Der Oberschwabe spart sein Geld gern. Dieser Grundsatz gilt umso mehr in unsicheren Zeiten. Auch bei der Vorstellung der Geschäftszahlen der Kreissparkasse (KSK) Biberach für 2023 ließ sich das am Montag ablesen. In einem „herausfordernden Jahr“habe sich die KSK am Markt behaupten und gute Ergebnisse in vielen Geschäftsfeldern erzielen können, resümierte Vorstandsvorsitzender Martin Bücher bei der Pressekonferenz.
Zwischen Inflation und internationalen Konflikten hielt 2023 viele Probleme und Herausforderungen bereit, mit denen die KSK und ihre Kunden umgehen mussten. „Wir haben festgestellt, dass die Kunden aktuell ihr Geld zusammenhalten und eine höhere Sparneigung an den Tag legen“, sagte Bücher. Ablesbar ist dies in einer Zunahme der Kundeneinlagen um 55 Millionen Euro (plus 1,3 Prozent). „Die Kunden sind vor allem an längerfristigen Anlagen interessiert, wir haben einen enormen Zulauf beim klassischen Sparkassenbrief.“Daneben stieg auch das betreute Volumen an Wertpapieren. Der Nettoabsatz betrug 132 Millionen Euro, die Zahl der Kundendepots nahm um 3,4 Prozent zu. „Die Kunden haben inzwischen zum Großteil verstanden, dass sie ihr Geld auf der Spar- und auf der Wertpapierseite anlegen sollten“, so Bücher.
Durch höhere Einlagen und höhere Zinssätze, stieg auch der Zinsüberschuss um 28 Millionen Euro auf 123,9 Millionen Euro. „Es haben alle Seiten vom höheren Zinsniveau profitiert“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Die Bilanzsumme der KSK sank um 3,8 Prozent auf 6,49 Milliarden Euro. Dies hat laut Bücher mit einem Einmaleffekt zu tun: „Wir haben ein 250Millionen-euro-darlehen der Bundesbank zurückgezahlt.“
Insgesamt näherte sich die KSK 2023 im Kundengeschäft mit 9,6 Millionen weiter der Zehn-millionen-euro-marke. „Wir profitieren hier einerseits vom Vertrauen der Kunden, andererseits zeigt es, wie stark und vermögend der Landkreis ist“, so Bücher. Im seit drei
Jahren existierenden Private-banking-geschäftsfeld, das sehr vermögende Kunden betreut, kümmert sich die KSK inzwischen um gut 1200 Kundenverbünde. Der Schwerpunkt liegt hier laut Vorstandsmitglied Kurt Hardt auf Generationsund Immobilienmanagement.
Ein Wermutstropfen ist das Kundenkreditgeschäft, bei dem die KSK 2023 den allgemeinen Entwicklungen Tribut zollen musste. Nach Jahren des „stürmischen Wachstums“(Bücher) um bis zu neun Prozent, lag dieses im vergangenem Jahr nur bei einem Prozent. Mit 815 Millionen Euro betrug das Kundenkreditvolumen 23 Prozent weniger als 2022. „Hier kommt der Großteil aus dem privaten
Wohnungsbau, in dem die Kunden unverändert zurückhaltend sind aufgrund höherer Zinsen und Baupreise“, sagte Hardt. Das Neugeschäft mit Baukrediten ging 2023 um etwa 15 Prozent zurück. Er sehe für 2024 hier aber Licht am Ende des Tunnels. „Die Finanzierung ist für Häuslebauer allmählich wieder darstellbar.“
Auch im Gewerbekreditgeschäft zeichne sich eine gewisse Belebung ab. „Die Unternehmer berichten uns, dass sich die Geschäfte besser entwickeln als zunächst geplant.“Auch hier habe es im vergangenen Jahr eine gewisse Investitionszurückhaltung gegeben. Mit etwas Sorge blick Vorstandsvorsitzender Bücher jedoch auf die Tendenz, dass einige Wirtschaftsunternehmen
aus der Region Richtung Osteuropa abwandern, was mit Bürokratie, Energiekosten und Fachkräftemangel zu tun habe.
Gut gerüstet für die Zukunft sieht sich die KSK beim Blick nach innen. Sehr erfreut ist Bücher über eine Cost-income-ratio von 52,7 Prozent (2022: 59,8), was, vereinfacht gesagt, bedeutet, dass die KSK 52,7 Cent aufwenden muss, um einen Euro Rohertrag zu erzielen. Beim Kernkapital bewegt sich die Kreisparkasse mit inzwischen 974 Millionen Euro in Richtung der Milliarden-grenze. Die Kernkapitalquote beträgt 24,9 Prozent, was weit über den von der Bankenregulatorik geforderten 9,4 Prozent liegt. Im Schnitt liegen die deutschen Sparkassen bei etwa 15 bis 16 Prozent, so Vorstandsmitglied Michael Schieble. Die Eigenanlagen der KSK betragen rund 2,8 Milliarden Euro.
Aus dieser starken Position heraus engagiert sich die KSK auch am Immobilienmarkt. Nach dem Bau von 40 Sozialwohnungen folgen nun 48 weitere in Laupheim zwischen den Straßen Steigle und Am Mäuerle bis Ende 2025 sowie neun preisgünstige Wohnungen im Biberacher Teilort Rißegg. „Wir sehen darin auch einen öffentlichen Auftrag für uns“, so Bücher.
Um- und neugebaut wird auch im eigenen Filialnetz aus 39 Geschäftsstellen, die laut Bücher alle erhalten bleiben. So wird die Filiale in Eberhardzell ausgebaut, die Filiale in Ertingen generalsaniert und in Erolzheim eine neue samt zehn Wohnungen gebaut. Auch in der Biberacher Hauptstelle am Zeppelinring steht 2025 eine Umgestaltung des Kundenbereichs im Erdgeschoss an, die 3,5 bis vier Millionen Euro kosten wird. „Wir schaffen Platz für modernere Arbeitsformen im Backoffice- und Beratungsbereich und wollen zur Straße hin etwas offener und sichtbarer werden“, sagt Bücher. Der Platz für größere Veranstaltungen in der Kundenhalle bleibe aber erhalten.
Aktuell erfolgt auch der Anschluss der Ksk-hauptstelle an das Nahwärmenetz der Stadt Biberach. Dies soll ab 2026 die rund 30 Jahre alte Heizungsanlage ersetzen.
Und auch die sogenannten drei Punkthäuser beim Ulmer Tor mit ihrer charakteristischen Glasarchitektur werden modernisiert. Nach dem Auszug der Baugenossenschaft im Sommer, will die KSK alle drei Gebäude künftig selbst nutzen.
Gegen den allgemeinen Trend hat die KSK 2023 Personal aufgebaut. 78 Neueinstellungen sowie 25 Auszubildende führen zu einer Mitarbeiterzahl von 890. Wie schon 2022 stellte die Kreissparkasse 1,2 Millionen Euro für soziales Engagement in den Bereichen Kultur, Soziales und Sport zur Verfügung. „Wir wollen das fortsetzen und steigern“, so Bücher.