Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Kampf um die Riedlinger Storchenne­ster

Viele Störche haben ihre angestammt­en Nester besetzt – Das Paar an der Donautalba­hn musste umsiedeln

- Von Marion Buck

- In vielen Storchenne­stern brüten die Störche ihren Nachwuchs aus. So auch in Riedlingen. Die meisten Tiere haben sich wieder in ihren angestammt­en Nestern eingefunde­n. Nur ein Pärchen schaute nach der Rückkehr aus dem Süden ein bisschen belämmert in die Gegend. Die beiden, die sich seit vielen Jahren einen Kampf mit der Bahn um einen Funkmasten an den Gleisen der Donautalba­hn liefern, mussten sich einen anderen Platz suchen. Ihr ehemaliger Standort trägt eine Tarnkappe aus Metall und verhindert Nestbau und Eiablage.

Auf dem schmalen Funkmasten der Bahn gleich hinter dem Riedlinger Bahnhof ließ sich vor vier Jahren zum ersten Mal ein Storchenpa­ar nieder. Die beiden Tiere sind beringt, allerdings waren ihre Beine dermaßen verschmutz­t, dass die Nummern damals nicht ablesbar waren. Sie bauten sich ein etwas windschief­es Nest und versuchten sich in der Brut. Nicht nur den Riedlinger­n fiel das Nest ins Auge. Es rückte auch in den Fokus der Deutschen Bahn. Denn als sich das Storchenpa­ar im Spätsommer auf den Weg in den Süden machte, holte sich die Bahn ihren Funkmasten zurück. In der Hoffnung, dass sich darauf kein Vogel mehr niederlass­e, kam obendrauf eine Storchenab­wehr – mit Zacken und aus Metall.

So einfach lassen sich Störche aber nicht von ihrem Brutplatz abbringen. Im Jahr darauf fanden sich die Tiere wieder auf dem Mast in luftiger Höhe ein. Dieses Mal mit sauberen Beinen, so dass der Storchenbe­obachter sie mittels ihrer Marken zuordnen konnte. Der eine war 2017 am Salemener

Affenberg, der andere in Ölkofen geschlüpft. Fleißig schleppten die beiden Tiere Stöcke und Äste an und umbauten die metallene Storchenab­wehr mit ordentlich viel Nistmateri­al. Das Ergebnis der Liebe auf dem Funkmasten waren drei Jungstörch­e. Im Jahr darauf, das gleiche

Spiel: die Bahn vergrößert­e ihre Abwehrmaßn­ahmen, die Störche ließen sich nicht beirren, ummantelte­n die Metallzack­en mit Moos und brüteten 2023 wieder drei Junge aus. Bei der Rückkehr in diesem Jahr erlebten die Vögel allerdings eine böse Überraschu­ng. Die Bahn hatte dem

Funkmast eine stählerne Haube mit steilem Dach verpasst. Die Störche versuchten zwar mit viel Geäst und Nistmateri­al ein Nest zu bauen, mussten allerdings aufgeben und sich einen neuen Platz suchen.

Warum die Störche auf dem Masten nicht nisten sollen, fragte die Schwäbisch­e Zeitung bei der Presseabte­ilung der Bahn an. Sicherheit habe immer die oberste Priorität, sagt die Bahnsprech­erin. Die Bahn versuche, die Nutzung ihrer Maste als Neststando­rte zu verhindern. „Das ist zur Aufrechter­haltung des sicheren Eisenbahnb­etriebs erforderli­ch, denn durch den Nestbau kann es zum Beispiel zu Kurzschlus­sereigniss­en kommen. Grundsätzl­ich gilt, eine Gefährdung von Mensch und Tier zu vermeiden.“Neben dem Sicherheit­saspekt gebe es noch zwei weitere Gründe, warum die Bahn versuche, die Nutzung ihrer Maste als Neststando­rte zu verhindern: Zum einen geht es darum, dass die Nester die Zugänglich­keit der Anlangen für Instandhal­tungs- und Entstörung­smaßnahmen erschweren. Zum anderen führen sie zu einer erhebliche­n Verschmutz­ung der technische­n Anlagen.

Den Kampf um den Standort scheint die Bahn gewonnen zu haben. Die Störche haben den Funkmasten aufgegeben. Stattdesse­n baut sich gerade ein Paar auf einem Baumstamm bei der Schwarzach­brücke einen Horst. Es könnten die beiden vertrieben­en Bahnhofsst­örche sein. Aber nicht nur diese Störche fanden in diesem Jahr ihr vertrautes Nest nicht mehr vor. Den Herbststür­men fielen einige Horste zum Opfer. Auf den Bäumen vor der Riedlinger Grundschul­e sind von den einst drei nur noch zwei Nester vorhanden. Auch in der Eichenau musste ein Storchenpa­ar neu bauen und hat sich dafür das Dach der Freikirche ausgesucht.

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 ?? FOTOS: BUCK/KLIEBHAN ?? Der Funkmasten an der Donautalba­hn trägt eine Art Helm, damit die Störche dort kein Nest mehr bauen. Nach einigen Tagen siedelte das Paar auf den abgesägten Baumstamm an der Schwarzach­brücke um.
FOTOS: BUCK/KLIEBHAN Der Funkmasten an der Donautalba­hn trägt eine Art Helm, damit die Störche dort kein Nest mehr bauen. Nach einigen Tagen siedelte das Paar auf den abgesägten Baumstamm an der Schwarzach­brücke um.
 ?? FOTO: MARION BUCK ?? Seit Wochen schleppen die Vögel Äste und Nistmateri­al auf die Dächer der Stadt, um ihre Nester auszukleid­en. So mancher Storch übernimmt sich mit seiner Fracht.
FOTO: MARION BUCK Seit Wochen schleppen die Vögel Äste und Nistmateri­al auf die Dächer der Stadt, um ihre Nester auszukleid­en. So mancher Storch übernimmt sich mit seiner Fracht.
 ?? FOTO: MARION BUCK ?? Droht Gefahr plustern sich die Störche auf, um ihr Nest gegen den feindliche­n Angreifer zu schützen.
FOTO: MARION BUCK Droht Gefahr plustern sich die Störche auf, um ihr Nest gegen den feindliche­n Angreifer zu schützen.

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