Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Oggelshauser Bürgermeister tritt zurück
Michael Kara ist seit fast 16 Monaten nicht mehr in der Gemeinde – Er erhebt schwere Vorwürfe an den Gemeinderat
- Der Oggelshauser Bürgermeister Michael Kara hat seinen Rücktritt zum 21. April bekanntgegeben. Damit ist der Weg jetzt frei für Neuwahlen. Kara ist seit 6. Dezember 2022 im Krankenstand. Seitdem hatte man nichts mehr von dem 29Jährigen gehört. Die Amtsgeschäfte in der Federseegemeinde mit rund 960 Einwohnern führt seitdem kommissarisch sein Stellvertreter, Gemeinderat Manfred Wanner.
„Diese Entscheidung ist mir alles andere als leichtgefallen“, teilt Kara in einer Pressemitteilung mit. „Es war mir eine Ehre, die Gemeinde Oggelshausen als Bürgermeister vertreten zu können, und wir konnten während meiner Amtszeit vieles erreichen.“Bei den Mitarbeitern bedanke er sich für die gemeinsame Zeit. Es gebe jedoch „viele Vorfälle, die in der Summe zu einer Belastung führten, die für keinen Kommunalpolitiker zumutbar ist.“Explizit erhebt er schwere Vorwürfe gegen den Gemeinderat.
Es habe schon vor seiner Erkrankung ein „extrem rauer Ton“im Gemeinderat geherrscht, der eine konstruktive Zusammenarbeit nahezu unmöglich mache. „Zudem sind einige Ratsmitglieder
aus meiner Sicht stärker an persönlichen Vorteilen als am Wohl der Bürgerinnen und Bürger interessiert.“Er sei zudem „erschüttert über rechtsextremen Hass und Beschimpfungen, die ich besonders über soziale Medien und E-mails erhalten habe.“Schlussendlich habe er entschieden, „dass das private Leben, die Gesundheit und meine Familie vorgehen.“
Karas Stellvertreter Manfred Wanner wollte dies vorerst nicht kommentieren. Er verweist auf die nächste Sitzung des Gemeinderats am 22. April. Dann werde sich das Gremium nicht nur mit den Vorwürfen befassen, sondern auch die Bürgermeisterwahl in die Wege leiten. Nach baden-württembergischen Kommunalrecht war eine Neuwahl nicht möglich, solange der Amtsinhaber krank ist. Der Rücktritt sorgt insoweit für Erleichterung in Oggelshausen, als die einzige Alternative die Bestellung eines „Amtsverwesers“gewesen wäre. Wanner hatte bereits angekündigt, dass er als
Stellvertreter nicht mehr zur Verfügung stehe. Auf der Wahlvorschlagsliste für die Gemeinderatswahl hat er sich allerdings wieder aufstellen lassen.
Die Kommunalaufsicht des Landratsamts hat mitgeteilt, dass dem beantragten Zeitpunkt des Rücktritts von Kara entsprochen worden sei. Die Bürgermeisterwahl muss innerhalb von drei Monaten nach Freiwerden der Stelle erfolgen. Den Wahltag und die weiteren Termine wie Stellenausschreibung, Einreichungsfrist und Bekanntgabe der Wahlvorschläge bestimmt der Gemeinderat.
Michael Kara war am 26. September 2021 bei drei Mitbewerbern mit mehr als 80 Prozent gewählt worden. Offenbar gab es dann jedoch Unstimmigkeiten im Gemeinderat. Es soll um nicht bezahlte Rechnungen und vermeintliche Versäumnisse gegangen sein. Darüber berichtete die Vaihinger Kreiszeitung im Zusammenhang mit Karas Bewerbung als Bürgermeister in Eberdingen
– kein ganzes Jahr nach seinem Amtsantritt in Oggelshausen. Beim Landratsamt in Biberach ging damals auch eine Beschwerde gegen Kara ein, die wegen der Krankheit aber nicht geklärt werden konnte.
Kara hatte als Begründung für seine Eberdinger Bewerbung angeführt, in seiner Heimat eine Familie gründen zu wollen. Es sei keine Entscheidung gegen Oggelshausen. Einen Tag nach der Wahlniederlage am 4. Dezember 2022 in Eberdingen tauchte Kara das letzte Mal im Oggelshauser Rathaus auf. Danach herrschte offenbar Funkstille, der Bürgermeister war nicht mehr erreichbar. Das, aber auch die Umstände der Bewerbung sorgten für Unmut in der Gemeinde. In der Mainacht 2023 machten sich Unbekannte mit einer „satirischen“Plakataktion Luft. Unter anderem hieß es auf einem Plakat „81,65 % in Oggelshausen hassen diesen Trick!“Mit diesem beachtlichen Ergebnis war Kara gewählt worden.