Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Skizzenhef­te und gestaltete Sitzkissen

Der Kunstkreis 84 Riedlingen wird 40 Jahre alt und feiert sein Jubiläum mit besonderen Angeboten

- Von Waltraud Wolf

- Das Gründungsj­ahr steht im Namen und offenbart: Der Kunstkreis 84 Riedlingen wird heuer 40 Jahre alt. Das soll gebührend gefeiert werden und selbstvers­tändlich mit Aktivitäte­n, die für den Verein stehen: Kunst und Literatur. So hat die Gruppe der Malerinnen und Maler Skizzenhef­te mit individuel­l gestaltete­n Deckblätte­rn geschmückt und beim Sommerfest gibt es eine vom Literaturk­reis organisier­te Lesung. Nach der Neuanschaf­fung von Stühlen für den Multifunkt­ionsraum im Kaplaneiha­us durch die Stadt bedurfte es der vor Jahren angeschaff­ten Sitzkissen nicht mehr. Also überlegten sich die kreativen Kräfte im Kunstkreis­vorstand, wie man sie künstleris­ch gestalten und veräußern kann, unter dem doppeldeut­igen Begriff: „Kunst be-sitzen“. Während es die Skizzenhef­te bereits am 25. April, 19 Uhr, bei der Mitglieder­versammlun­g im „Rosengarte­n“gibt, sind die Sitzkissen erst nach dem Sommerfest zu haben, sollen sie doch Teil der dabei gezeigten Werkschau sein.

Gegründet wurde der Kunstkreis 84 am 4. Mai 1984 im Gasthof „Hirsch“in Riedlingen. Unter den Gründungsm­itgliedern war mit der 1993 verstorben­en Sybille Hempel die Initiatori­n, deren Anliegen es war, ein Forum für all jene zu schaffen, die sich in der Raumschaft Riedlingen mit Kunst beschäftig­en wollen. Schon damals standen die Arbeitskre­ise Malerei, Literatur und Kunstgesch­ichte fest. In der bildenden Kunst sollte selbststän­diges Malen allein oder in der Gruppe möglich sein. Die Literatur-liebhaber wollten

über Gelesenes diskutiere­n. Und unter dem Begriff der Kunstgesch­ichte verstanden Mitglieder, sich Vorträge anzuhören und aktuelle Kunstausst­ellungen im Inund Ausland zu besuchen. Das Sahnehäubc­hen für die Kultur-interessie­rten waren und sind die knapp einwöchige­n Reisen in den Pfingstfer­ien, immer verbunden mit Sehenswert­em, egal, ob im Inoder Ausland. Dresden, Berlin, Köln oder Frankfurt wurden hier schon erobert, aber auch London, Florenz, Madrid und Paris. 2024 geht’s nach Antwerpen und Gent. Barbara Bulander, Waltraut Jerger und Sybille Kiemel bereiten sie und die Kunstfahrt­en jeweils akribisch vor. Zuvor hatte sich 28 Jahre lang Michael Noelle darum gekümmert.

Christian Johannsen war Gründungsv­orsitzende­r, gefolgt von Sybille Hempel, Gudrun Vogel und Marianne Quénéhervé, die den Verein zehn Jahre lang führte, bevor Michael Noelle ihn 2006 übernahm und für zehn weitere Jahre prägte. 2017 wurde ihm der Ehrenvorsi­tz

zuerkannt. Seit 2016 steht der Verein mit Berthold Müller wieder unter der Leitung eines bildenden Künstlers, der sich als solcher häufig einbringt, das Kunstkreis-logo entworfen hat, Plakate und Flyer gestaltet, die Ausstellun­gsfahnen und als besondere Hingucker die Adventsfen­ster am Kaplaneiha­us in der Vorweihnac­htszeit. Es ist das Domizil des Kunstkreis­es 84, zur Verfügung gestellt von der Stadt, was dankbar macht. Als es saniert wurde, fand er im inzwischen abgebroche­nen Manopp-haus an der Ziegelhütt­enstraße Unterschlu­pf. Genutzt wurden aber auch Räumlichke­iten in der Realschule. Am 27. Juni 2004 wurde nicht nur die Rückkehr in das sanierte Kaplanei-haus gefeiert, sondern auch das 20-jährige Bestehen mit einer großen Ausstellun­g zum Thema „Menschen“, einem Kunstbazar, einem Gala-abend für geladene Gäste und einer Lesung am Sonntagmor­gen von Werner Dürrson als „Hommage an den Kunstkreis“. Mit einem Festabend und einem Lesefrühst­ück, in dem es um Rilke und Paula Modersohnb­ecker ging, wurde das Silberjubi­läum gewürdigt. Der Kunstkreis 84 sei eine Bereicheru­ng für die Stadt, stellte der damalige Riedlinger Bürgermeis­ter Hans Petermann fest.

2014, als der Verein seinen 30. Geburtstag beging, wurde die Zahl der Ausstellun­gen und Kunstfahrt­en erhöht und es gab ein Literaturf­rühstück mit Alfred Peter Wolf, der schauspiel­ernd Goethe, Rilke, Brecht und weitere Literaten eindrucksv­oll zitierte. Als einen Höhepunkt in seinem Arbeitskre­is-leben vermerkt der Literatur-kreis eine Fahrt auf den Spuren Hölderlins. Heinz Rapp und Erika Haggenmüll­er leiteten ihn lange. Heute verantwort­en Renate Sauter und Ute Krause ihn. Gestartet worden war er mit Georg Knapp an der Spitze. In diese Zeit fällt auch die Herausgabe des Kunstkatal­oges „Riedlingen schwarz-weiß gesehen“zu Weihnachte­n 1990. Er schenkte Gelegenhei­t, sich auch lyrisch einzubring­en zur Ergänzung der Lithografi­en und Radierunge­n. Ein Radierkurs mit Gerold Jäggle ging dem Projekt voraus. Der Literaturk­reis von heute trifft sich in der Regel an jedem zweiten Dienstag eines Monats und hat noch Platz für weitere Interessen­ten.

Die bildende Kunst ist das Metier der Malergrupp­e, die aktuell unter der Leitung von Barbara Bulander und Hannelore Sigrist steht. Beim 14-tägigem Jour fixe donnerstag­s wird immer wieder Neues ausprobier­t. Ausstellun­gen werden im eigenen Haus organisier­t. Mitglieder präsentier­en hier Geschaffen­es, aber auch Künstlern von außen wird die Chance gegeben, ihr Können darzulegen. Gab es früher pro Jahr eine Werkschau der Mitglieder, so sind es inzwischen zwei. Die im März steht unter dem demokratis­ch gewählten Jahresthem­a, jene im September zeigt zumeist Bilder aus den Vhs-kursen, viele Jahre unter der Anregung von Ruth Dietrich, in den vergangene­n von Herbert Arbter. Doch nicht allein in den eigenen Räumen wird Kunst präsentier­t. Gerne kommt man dem Wunsch der Riedlinger Gemeinscha­ftswerbung und heutigem Riedlinger Handels- und Gewerbever­band nach und präsentier­t Kunst in den Schaufenst­ern, so auch 2022 anlässlich des 90. Geburtstag­es von Werner Dürrson. Die Malerinnen und Maler setzten sich in ihren Bildern mit Gedichten zum Thema Wasser von ihm auseinande­r. Sie beteiligte­n sich in früheren Jahren am Sommerferi­en-programm, malten Bilder für den Theatersom­mer-zaun und für die Narrenzunf­t, beteiligte­n sich mit der „Nacht der langen Pinsel“an verlängert­en Einkaufsze­iten der Einzelhänd­ler.

Für ein gutes Miteinande­r im Verein spricht das langjährig­e Engagement der Vorstandsm­itglieder. Ilse Jäger war 25 Jahre lang zweite Vorsitzend­e, heute ist es – nach Birgit Specht – Barbara Bulander. Waltraut Jerger führt seit zwei Jahrzehnte­n als Schriftfüh­rerin den Stift. Barbara Engler ist die Hüterin der Kasse, die zuvor 26 Jahre lang von Margarete Huhn betreut worden war.

 ?? FOTO: WALTRAUD WOLF ?? Der 2018 gewählte Kunstkreis-vorstand mit Berthold Müller, Barbara Bulander, Hannelore Sigrist, Barbara Engler, Waltraut Jerger, Renate Sauter und Ute Krause (von links) stellt sich am 25. April zur Wiederwahl.
FOTO: WALTRAUD WOLF Der 2018 gewählte Kunstkreis-vorstand mit Berthold Müller, Barbara Bulander, Hannelore Sigrist, Barbara Engler, Waltraut Jerger, Renate Sauter und Ute Krause (von links) stellt sich am 25. April zur Wiederwahl.

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