Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Flurneuordnung soll Konflikte beseitigen
Gemeinde bemüht sich um Problemlösung zwischen Landwirten und Bibern
- Dass der Biber im Bereich des Soppenbaches auf Gemarkung Binzwangen enorme Schäden anrichtet, ist hinlänglich bekannt. Infolge weiträumiger Vernässungen durch Aufstauungen werden Flächen für die Landwirtschaft unbewirtschaftbar. Dies führt neben den zusätzlichen Unterspülungen zu Konf liktpunkten. Durch ein Flurneuordnungsverfahren sollen nachhaltige Lösungsansätze ermöglicht werden. Damit wäre beiden Seiten, Biber als auch Grundstücksbesitzern, geholfen. Allerdings bedarf es dazu der Beteiligung sämtlicher Grundstücksbesitzer und auch die Gemeinde muss ihren Anteil dazu beisteuern.
Im Vorfeld fanden in Binzwangen zwei Informationsveranstaltungen statt, bei denen es um die Problematik „Biber und Überf lutungen“ging. Es handle sich hier am Soppenbach um ein klassisches Biberproblem, so der Leiter des Flurneuordnungsamtes beim Kreis Biberach, Christian Helfert, der in der Gemeinderatssitzung Lösungsansätze vorstellte und auch auf das abgeschlossene Flurbereinigungsverfahren in Unter-/ Oberwachingen am Tobelbach verwies. Hier funktioniere das Zusammenleben mit dem Biber, der innerhalb seiner ihm zugewiesenen Zone sein Revier habe und sich auch daran halte.
In Binzwangen sei ein solches Verfahren aber nur möglich, wenn sich Landwirte, Grundstücksbesitzer und auch die Gemeinde an diesem Verfahren beteiligen. Von den 49 Grundstückseigentümern hätten bereits 47 ihre Zustimmung gegeben, so dass in dem 54 Hektar großen Gebiet entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden können. So können
Grundstücke verkauft und in das Verfahren mit einf ließen und auch Flächen getauscht werden, um so wieder für die Landwirte nutzbare Flächen zu erhalten.
Dazu will auch die Gemeinde Ertingen Flächen für die Gewässerentwicklungszone erwerben oder tauschen. Auf etwa 2,5 Kilometer Länge soll dadurch eine sogenannte Biberzone geschaffen werden. „Dann ist Schluss mit lustig. Der Biber hat dann sein Revier, in dem er sich vordringlich aufhalten kann“, so Christian Helfert. Auf dem 40 bis 60 Meter breiten Grundstücksstreifen, in dem sich der Soppenbach in der Mitte befindet, werden etwa 20 Zentimeter Boden abgetragen und auf landwirtschaftliche Flächen aufgebracht, während das Bachbett den gleichen Höhenverlauf beibehält. Weiter soll ein dauerhafter Abf luss durch die bestehenden Drainageanlagen sichergestellt werden. Zugleich erfolgt die Widmung der neuen Wege zeitgleich mit der Einziehung der alten Wege am Ende des Flurneuordnungsverfahrens. Dies bedarf der Aufstellung eines Wegeund
Gewässerplans, um schließlich dann die Neueinteilung der Grundstücke vorzunehmen.
Beim ganzen Verfahren, so Christian Helfert, finde eine Begleitung des Projekts durch seine Behörde statt und auch zukünftig werde es eine Überwachung der Funktionsfähigkeit der geschaffenen Anlagen geben. Die Kosten des ganzen Verfahrens tragen zum einen Bund und Land mit etwa einer Million Euro, auf die Gemeinde Ertingen entfällt ein Anteil in Höhe von rund 880.000 Euro. Durch das geplante Flurneuordnungsverfahren könne die Gemeinde Ertingen zwei Millionen Ökopunkte erreichen, wodurch sich das ganze Vorhaben für sie amortisiere. Anfang des Jahres 2025 erwartet man das „Ok“für das Flurneuordnungsverfahren am Soppenbach, und in den Jahren 2027/28 sollte gebaut werden, damit man im Jahr 2029 abrechnen kann, so der Leiter des Flurneuordnungsamtes.