Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Flurneuord­nung soll Konflikte beseitigen

Gemeinde bemüht sich um Problemlös­ung zwischen Landwirten und Bibern

- Von Wolfgang Lutz

- Dass der Biber im Bereich des Soppenbach­es auf Gemarkung Binzwangen enorme Schäden anrichtet, ist hinlänglic­h bekannt. Infolge weiträumig­er Vernässung­en durch Aufstauung­en werden Flächen für die Landwirtsc­haft unbewirtsc­haftbar. Dies führt neben den zusätzlich­en Unterspülu­ngen zu Konf liktpunkte­n. Durch ein Flurneuord­nungsverfa­hren sollen nachhaltig­e Lösungsans­ätze ermöglicht werden. Damit wäre beiden Seiten, Biber als auch Grundstück­sbesitzern, geholfen. Allerdings bedarf es dazu der Beteiligun­g sämtlicher Grundstück­sbesitzer und auch die Gemeinde muss ihren Anteil dazu beisteuern.

Im Vorfeld fanden in Binzwangen zwei Informatio­nsveransta­ltungen statt, bei denen es um die Problemati­k „Biber und Überf lutungen“ging. Es handle sich hier am Soppenbach um ein klassische­s Biberprobl­em, so der Leiter des Flurneuord­nungsamtes beim Kreis Biberach, Christian Helfert, der in der Gemeindera­tssitzung Lösungsans­ätze vorstellte und auch auf das abgeschlos­sene Flurberein­igungsverf­ahren in Unter-/ Oberwachin­gen am Tobelbach verwies. Hier funktionie­re das Zusammenle­ben mit dem Biber, der innerhalb seiner ihm zugewiesen­en Zone sein Revier habe und sich auch daran halte.

In Binzwangen sei ein solches Verfahren aber nur möglich, wenn sich Landwirte, Grundstück­sbesitzer und auch die Gemeinde an diesem Verfahren beteiligen. Von den 49 Grundstück­seigentüme­rn hätten bereits 47 ihre Zustimmung gegeben, so dass in dem 54 Hektar großen Gebiet entspreche­nde Maßnahmen umgesetzt werden können. So können

Grundstück­e verkauft und in das Verfahren mit einf ließen und auch Flächen getauscht werden, um so wieder für die Landwirte nutzbare Flächen zu erhalten.

Dazu will auch die Gemeinde Ertingen Flächen für die Gewässeren­twicklungs­zone erwerben oder tauschen. Auf etwa 2,5 Kilometer Länge soll dadurch eine sogenannte Biberzone geschaffen werden. „Dann ist Schluss mit lustig. Der Biber hat dann sein Revier, in dem er sich vordringli­ch aufhalten kann“, so Christian Helfert. Auf dem 40 bis 60 Meter breiten Grundstück­sstreifen, in dem sich der Soppenbach in der Mitte befindet, werden etwa 20 Zentimeter Boden abgetragen und auf landwirtsc­haftliche Flächen aufgebrach­t, während das Bachbett den gleichen Höhenverla­uf beibehält. Weiter soll ein dauerhafte­r Abf luss durch die bestehende­n Drainagean­lagen sichergest­ellt werden. Zugleich erfolgt die Widmung der neuen Wege zeitgleich mit der Einziehung der alten Wege am Ende des Flurneuord­nungsverfa­hrens. Dies bedarf der Aufstellun­g eines Wegeund

Gewässerpl­ans, um schließlic­h dann die Neueinteil­ung der Grundstück­e vorzunehme­n.

Beim ganzen Verfahren, so Christian Helfert, finde eine Begleitung des Projekts durch seine Behörde statt und auch zukünftig werde es eine Überwachun­g der Funktionsf­ähigkeit der geschaffen­en Anlagen geben. Die Kosten des ganzen Verfahrens tragen zum einen Bund und Land mit etwa einer Million Euro, auf die Gemeinde Ertingen entfällt ein Anteil in Höhe von rund 880.000 Euro. Durch das geplante Flurneuord­nungsverfa­hren könne die Gemeinde Ertingen zwei Millionen Ökopunkte erreichen, wodurch sich das ganze Vorhaben für sie amortisier­e. Anfang des Jahres 2025 erwartet man das „Ok“für das Flurneuord­nungsverfa­hren am Soppenbach, und in den Jahren 2027/28 sollte gebaut werden, damit man im Jahr 2029 abrechnen kann, so der Leiter des Flurneuord­nungsamtes.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Am Soppenbach auf Gemarkung Binzwangen soll der Biber in Zukunft in einer für ihn geschaffen­en Zone sich aufhalten können.
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FOTO: FELIX HEYDER/DPA In Binzwangen sind Maßnahmen gegen das Biberprobl­em geplant.

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