Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Im Pfrunger Ried schwimmt eine Frauenleiche
Der fünfte Krimi um den Zufallsermittler von Pfrunger Ried ist im Gmeiner-Verlag erschienen
SIGMARINGEN – Um dem Ganzen einen etwas intellektuellen Anstrich zu verleihen: Gertrude Stein, die Mutter der „Lost Generation" in Paris, hat den berühmten Spruch geprägt: „A rose is rose is a rose", was eigentlich nicht schwer zu verstehen ist. Nun ist der fünfte Band der Krimi-Reihe des in Sigmaringen geborenen Autors Michael Boenke erschienen, es gab schon erste Lesungen.
„Versumpft" heißt die neue Geschichte rund um das Pfrunger/ Ostracher Ried und man darf zunächst dazu sagen: „A Boenke is a Boenke, is a Boenke", und das ist auch nicht schwer zu verstehen. Das bewährte Rezept wird einmal mehr aufgekocht, nur dass man diesmal zumindest über knapp 250 Seiten hoffen darf, dass Boenkes Alter Ego, Daniel Bönle, für etliche Jahre im Knast verschwindet. Weit gefehlt.
Der stets jungbleibende Altrocker, dem als Deutsch- und Religionslehrer die Geißel blöder Schüler und die Gnade seines Gottes widerfährt, gerät in Mordverdacht: Er soll eine dralle blonde Russin, Valentina, deren dämlichen Ehegatten und schließlich auch noch eine ganz attraktive, aber spinnerte Schülerin ermordet haben.
Und nun kommen all die bekannten Figuren wieder in Oma Fridas Biergarten und schwadronieren dort vor sich hin. Der Running Gag, der aus Nigeria stammende katholische Priester Deodonatus Ngumbu, da imma die Worta mit a bildat, ist auch dabei, ohne in die Gruppe der Harley-Rocker der Mikebossler und seinem enormen Appetit etwas Substanzielles einzubringen.
Allerdings hat – a Boenke, a Boenke – inzwischen einen gewissen Wiedererkennungswert. Der nonkonformistische Frauenschwarm Daniel Bönle, wiewohl seiner feschen Cäci trotz aller Anfechtungen durch andere Frauen, eisern treu, gerät diesmal allerdings in eine höchst prekärer Situation. Als scheinbar dreifacher Mörder landet er fast ohne Chance hinter Gittern, verhaftet von der sexy Kommissarin, die eigentlich Bönle gerne ganz anders anketten würde.
Es braucht knapp 100 Seiten, bis die erste Leiche im Ried schwimmt, und etwas schleppend geht es auch weiter. Der Leser vermisst nicht nur die Möglichkeit, mitzurätseln, er fragt sich, was soll denn jetzt noch passieren? Am Ende geht alles ganz schnell und man gewinnt den Eindruck, hier musste jetzt ein wie auch immer konstruiertes Ende gemacht werden.
Fans des charmanten Hallodris Bönle werden finden, was sie erwarten, und so hat sich eine zumindest unterhaltsame Eigendynamik entwickelt, die über die eigentliche Substanz der Krimis hinweggeht, aber von ihren Konstanten lebt.