Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Im Pfrunger Ried schwimmt eine Frauenleic­he

Der fünfte Krimi um den Zufallserm­ittler von Pfrunger Ried ist im Gmeiner-Verlag erschienen

- Von Christoph Wartenberg

SIGMARINGE­N – Um dem Ganzen einen etwas intellektu­ellen Anstrich zu verleihen: Gertrude Stein, die Mutter der „Lost Generation" in Paris, hat den berühmten Spruch geprägt: „A rose is rose is a rose", was eigentlich nicht schwer zu verstehen ist. Nun ist der fünfte Band der Krimi-Reihe des in Sigmaringe­n geborenen Autors Michael Boenke erschienen, es gab schon erste Lesungen.

„Versumpft" heißt die neue Geschichte rund um das Pfrunger/ Ostracher Ried und man darf zunächst dazu sagen: „A Boenke is a Boenke, is a Boenke", und das ist auch nicht schwer zu verstehen. Das bewährte Rezept wird einmal mehr aufgekocht, nur dass man diesmal zumindest über knapp 250 Seiten hoffen darf, dass Boenkes Alter Ego, Daniel Bönle, für etliche Jahre im Knast verschwind­et. Weit gefehlt.

Der stets jungbleibe­nde Altrocker, dem als Deutsch- und Religionsl­ehrer die Geißel blöder Schüler und die Gnade seines Gottes widerfährt, gerät in Mordverdac­ht: Er soll eine dralle blonde Russin, Valentina, deren dämlichen Ehegatten und schließlic­h auch noch eine ganz attraktive, aber spinnerte Schülerin ermordet haben.

Und nun kommen all die bekannten Figuren wieder in Oma Fridas Biergarten und schwadroni­eren dort vor sich hin. Der Running Gag, der aus Nigeria stammende katholisch­e Priester Deodonatus Ngumbu, da imma die Worta mit a bildat, ist auch dabei, ohne in die Gruppe der Harley-Rocker der Mikebossle­r und seinem enormen Appetit etwas Substanzie­lles einzubring­en.

Allerdings hat – a Boenke, a Boenke – inzwischen einen gewissen Wiedererke­nnungswert. Der nonkonform­istische Frauenschw­arm Daniel Bönle, wiewohl seiner feschen Cäci trotz aller Anfechtung­en durch andere Frauen, eisern treu, gerät diesmal allerdings in eine höchst prekärer Situation. Als scheinbar dreifacher Mörder landet er fast ohne Chance hinter Gittern, verhaftet von der sexy Kommissari­n, die eigentlich Bönle gerne ganz anders anketten würde.

Es braucht knapp 100 Seiten, bis die erste Leiche im Ried schwimmt, und etwas schleppend geht es auch weiter. Der Leser vermisst nicht nur die Möglichkei­t, mitzurätse­ln, er fragt sich, was soll denn jetzt noch passieren? Am Ende geht alles ganz schnell und man gewinnt den Eindruck, hier musste jetzt ein wie auch immer konstruier­tes Ende gemacht werden.

Fans des charmanten Hallodris Bönle werden finden, was sie erwarten, und so hat sich eine zumindest unterhalts­ame Eigendynam­ik entwickelt, die über die eigentlich­e Substanz der Krimis hinweggeht, aber von ihren Konstanten lebt.

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FOTO: ARCHIV Das Ried bildet den Rahmen für den Krimi.

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