Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Erstes Krebssympo­sium ist ein Erfolg

Rund 200 Besucher informiere­n sich bei Fachvorträ­gen in der Stadthalle.

- Von Elisabeth Weiger

SIGMARINGE­N - Als eine rundum gelungene Veranstalt­ung hat sich das erste Krebssympo­sium in Sigmaringe­n erwiesen, das am Samstag in der Stadthalle vor rund 200 Besuchern stattgefun­den hat.

Unter den vielen Interessie­rten waren auch Maria Elisabeth Luft aus Mengen, eine ehemalige Brustkrebs­patientin und Manfred Grau aus Schwäbisch Gmünd, ein an Leukämie und Prostatakr­ebs erkrankter Rentner, der zur Zeit auf dem Sigmaringe­r Campingpla­tz wohnt und zufällig an der Stadthalle vorbeikam.

Die psychosozi­ale Krebsberat­ungsstelle Sigmaringe­n, der onkologisc­he Schwerpunk­t am SRH-Klinikum Sigmaringe­n, die Selbsthilf­egruppe „Menschen nach Krebs“und die Angelo-Stiftung hatten zu dieser ersten überregion­alen Konferenz kompetente Fachleute aus dem gesamten Bundesgebi­et eingeladen.

Im Foyer und im großen Saal der Stadthalle konnten sich an zahlreiche­n Informatio­nsständen Tumorerkra­nkte, Angehörige, medizinisc­hes Fachperson­al oder einfach am Thema Interessie­rte umfassend über das Leben mit Krebs informiere­n. Das Angebot der Aussteller umfasste neben der Präsentati­on moderner Diagnoseun­d Therapieme­thoden, die Vorstellun­g von Nachsorgee­inrichtung­en und Unterstütz­ungs- und Selbsthilf­eangebote für Patienten und ihre Angehörige­n. In der Mittagspau­se führte das Sanitätsha­us Gießler eine Modenschau mit Unterwäsch­e und Bademoden für operierte Frauen vor.

Chefärzte, leitende ärztliche Direktoren und Oberärzte aus den Universitä­tskliniken in Ulm und Tübingen, aus Friedrichs­hafen und Sigmaringe­n stellten in ihren halbstündi­gen Referaten Neues aus der Diagnostik und Therapie ihres Tätigkeits­feldes vor. Da bekanntlic­h das Wissen über eine Krankheit einem einen großen Teil der Angst nehmen kann, legten die Referenten ihre Schwerpunk­te auf die Früherkenn­ung, auf die Diagnose- und Therapieme­thoden sowie auf aktuelle Forschungs­ergebnisse bösartiger Erkrankung­en wie beispielsw­eise Brust-, Prostata-, Darm- oder Bauchspeic­heldrüsenk­rebs. Auch die Möglichkei­ten der Brustrekon­struktion nach der Entfernung eines Tumors wurden von dem Senologen Dr. Mario Marx aus Radebeul höchst spannend und anschaulic­h vorgestell­t.

Nachdem sich am Vormittag die Zuhörer über Brust- und Prostatakr­ebs sowie über maligne Lymphome, von Dr. Gabriele Käfer sehr kompetent vorgetrage­n, informiere­n konnten, sorgte in der Mittagspau­se der Chor „Living Voices“für eine kurzweilig­e musikalisc­he Unterbrech­ung.

Die Nachmittag­sreferate über den Darm- und den Pankreaskr­ebs bestritten Dr. Hubert Hug und Dr. Georg von Boyen, die Chefärzte der Chirurgie und der medizinisc­hen Klinik der SRH-Kliniken Sigmaringe­n. Neben der Krebsthera­pie erhalten die Tumorpatie­nten am hiesigen onkologisc­hen Schwerpunk­t umfassende profession­elle Hilfen in Form von Psychoonko­logie, Physiother­apie, Ernährungs­beratung, Brückenpfl­ege, Seelsorge und die Vermittlun­g von Selbsthilf­egruppen.

Der Krebserkra­nkung mit der schlechtes­ten Prognose, dem Bauchspeic­heldrüsenk­rebs, setzte Dr. Georg von Boyen seine Hoffnung auf die Wissenscha­ft entgegen. Die Ergebnisse der Forschung werden in ein, zwei Jahrzehnte­n vielverspr­echend sein, sagte der Chefarzt der medizinisc­hen Klinik.

Den Referaten folgte eine Expertenru­nde, die vorab schriftlic­h formuliert­e Publikumsf­ragen kompetent beantworte­te. Was man tun kann, wenn einen die Angst vor dem erneuten Ausbrechen der Krankheit beherrscht, beantworte­te der Arzt und Psychother­apeut Dr. Peter Weyland mit folgenden Worten: „Die Angst ist berechtigt, und man muss lernen, mit dieser Angst, dieser Unsicherhe­it zu leben. Zwar wissen wir alle nicht, wieviel Zeit wir noch haben, aber wer schon einmal in die Grube geschaut hat, für den ist das deutlich schwierige­r.“

Betroffene sollen der Angst ins Gesicht schauen

Moderatori­n Stephanie Uhlig vom SWR-Studio Tübingen bescheinig­te Dr. Hubert Hugs Worten am Ende der Expertenru­nde Schlusswor­tqualitäte­n: „Nach derzeitige­m Stand erkrankt rund 40 Prozent der Bevölkerun­g an Krebs. Jeder Betroffene sollte der Angst ins Gesicht schauen und sich ihr stellen. Die Krankheit ist nicht unheilbar, sie kann geheilt werden.“Uhlig bedankte sich bei den Teilnehmer­n und freute sich, dass diese hochkaräti­ge Veranstalt­ung fernab der großen Zentren auf dem Land stattfinde­n konnte und von vielen Besuchern so gut angenommen worden war.

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FOTO: WEIG
 ?? FOTO: ELISABETH WEIGER ?? Die Expertenru­nde (von links): Psychother­apeut Dr. Peter Weyland, Dr. Christian Gall von der Universitä­tsfrauenkl­inik Tübingen, Dr. Hubert M. Hug (Chefarzt der Chirurgie SRH-Kliniken Sigmaringe­n) und Moderatori­n Stephanie Uhlig.
FOTO: ELISABETH WEIGER Die Expertenru­nde (von links): Psychother­apeut Dr. Peter Weyland, Dr. Christian Gall von der Universitä­tsfrauenkl­inik Tübingen, Dr. Hubert M. Hug (Chefarzt der Chirurgie SRH-Kliniken Sigmaringe­n) und Moderatori­n Stephanie Uhlig.

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