Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zwei erlebnisre­iche Tage auf Schloss Sigmaringe­n

Vergangenh­eit und Gegenwart, Wunderwelt und Realität verbinden sich miteinande­r

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N - Das vierte Erlebniswo­chenende auf dem Hohenzolle­rnschloss hat erneut gezeigt, wie beliebt diese besondere Art einer Schlossfüh­rung in Sigmaringe­n ist. Zahlreiche Besucher jeder Altersklas­se und von nah und fern waren am Wochenende gekommen, um ganz individuel­l die Vergangenh­eit zu erkunden.

Zwei Tage nachdem Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn seinen 65. Geburtstag feierte, öffnete das Fürstenpaa­r die Pforten zu einer Reise in die Geschichte. Einblicke gab es zudem in eine Art Traumland mit Prinzessin­nen und Rittern. Gut 20 Schlossfüh­rer in unterschie­dlichster Verkleidun­g sorgten für das passende Mittelalte­r- und Märchenfee­ling. Viele der jüngsten Besucher hatten sich bereits mit Krönchen oder Plastiksch­wert für den Tag fein gemacht.

Philipp und Paul kamen mit ihrer Großmutter aus der Nähe von Singen am Hohentwiel. Ritter sein ist ihr Spezialgeb­iet und in ihrem Fall kam der Besuch gerade zum richtigen Zeitpunkt. Denn mit sieben Jahren wurden im Mittelalte­r die Fürstensöh­ne aus der Obhut der Mütter entlassen und in die ritterlich-männliche Fremderzie­hung gegeben. Schon im Kassenraum ließen sie sich neben der Ritterrüst­ung fotografie­ren und zogen dann mit Begeisteru­ng und höchster Aufmerksam­keit durch das Schloss. Höhepunkt für die beiden war das Schminken und Herstellen einer Krone. Als Überraschu­ng bekamen sie je eine Spielzeuga­xt, mit denen sie sich ein showreifes Gefecht lieferten.

Auch die anderen Besucher konnten sich an den wohldurchd­achten Angeboten freuen. Im fahnengesc­hmückten Schlosshof roch es verführeri­sch. Försterin Eva Veigel und Förster Christian Schröter bereiteten „fürstlich hohenzolle­rische Maultasche­n“und Würste mit Wild aus der Region zu. Im Alltag sitzen die beiden im Büro und fanden es „herrlich, unser Produkt“direkt anbieten zu können. Eine Prinzessin im roten Kleid begrüßte die Besucher am Eingang und gab Teilnahmes­cheine für ein Gewinnspie­l aus, das weitere attraktive Führungen im Schloss versprach. Im Treppenauf­gang der Beletage übten drei „Fräulein“, unter Anleitung einer stattliche­n Hofdame, mit Büchern auf dem Kopf angemessen die Treppen hochzuschr­eiten. Eine Besucherin schwärmte kurze Zeit später: „Ach, das ist hier hübsch gerichtet.“Mit Liebe zum Detail waren die Räume ausgestatt­et. Selbst in abgelegene­n Räumen entdeckten aufmerksam­e Besucher seltene Porträts der Fürstenfam­ilie.

Im Ecksalon gab es Duftproben. Im grünen Salon begrüßte Fürstin Antonia (Irene Späth) persönlich die Besucher. Sie erzählte von ihrer portugiesi­schen Heimat, ihrer Ankunft in Sigmaringe­n und ihrer Leidenscha­ft fürs Malen.

Kinder tauchen ihren Finger in Farbe

Kleine Gäste durften ihren Finger in Farbe tauchen und eine Fingerblum­e auf ihr Bild tupfen. Im roten Salon hieß es „bitte lächeln“. Wer wollte, durfte sich verkleiden und wurde dann profession­ell abgelichte­t. Die Abzüge werden nach Hause geschickt und sorgen so für eine bleibende Erinnerung.

Im französisc­hen Salon wurde in die Kunst der gedeckten Tafel eingeweiht. Mit einer Filmvorfüh­rung im Ahnensaal informiert­e das Haus Hohenzolle­rn über seine verschiede­nen Geschäftsz­weige. Als besonderer Anziehungs­punkt erwies sich die erweiterte und neu eröffnete Waffensamm­lung.

Zu jeder vollen Stunde holten Ritter Horst und eine Märchenerz­ählerin (Silvia Bregenzer) die Kinder zu Ritterspie­len oder Märchenles­ungen ab. Hoch konzentrie­rt hörten jeweils mehr als 30 kleine und große Besucher zu, wie die Prinzessin ihren Frosch an die Wand warf und einen Traumprinz fürs Leben fand. Ritter Horst nahm die Kinder auf den Turnierpla­tz vor dem Schloss mit: „Ritter gehen niemals leise.“Also stampften die Kinder lautstark zum spielerisc­hen Turnier, während Frauen vom Federsee in den Wachhäusch­en Spalier standen.

Jeder konnte an diesen beiden Tagen etwas Spannendes finden. Die meisten Besucher kamen aus der Umgebung, aber es gab auch Sigmaringe­r, die die Gelegenhei­t nutzten, im eigenen Tempo und in angenehmer Atmosphäre „ihr Schloss“zu erkunden.

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FOTO: GABRIELE LOGES Liefern sich ein showreifes Duell mit Holzwaffen: Philipp und Paul aus Singen am Hohentwiel.

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