Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zwei erlebnisreiche Tage auf Schloss Sigmaringen
Vergangenheit und Gegenwart, Wunderwelt und Realität verbinden sich miteinander
SIGMARINGEN - Das vierte Erlebniswochenende auf dem Hohenzollernschloss hat erneut gezeigt, wie beliebt diese besondere Art einer Schlossführung in Sigmaringen ist. Zahlreiche Besucher jeder Altersklasse und von nah und fern waren am Wochenende gekommen, um ganz individuell die Vergangenheit zu erkunden.
Zwei Tage nachdem Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern seinen 65. Geburtstag feierte, öffnete das Fürstenpaar die Pforten zu einer Reise in die Geschichte. Einblicke gab es zudem in eine Art Traumland mit Prinzessinnen und Rittern. Gut 20 Schlossführer in unterschiedlichster Verkleidung sorgten für das passende Mittelalter- und Märchenfeeling. Viele der jüngsten Besucher hatten sich bereits mit Krönchen oder Plastikschwert für den Tag fein gemacht.
Philipp und Paul kamen mit ihrer Großmutter aus der Nähe von Singen am Hohentwiel. Ritter sein ist ihr Spezialgebiet und in ihrem Fall kam der Besuch gerade zum richtigen Zeitpunkt. Denn mit sieben Jahren wurden im Mittelalter die Fürstensöhne aus der Obhut der Mütter entlassen und in die ritterlich-männliche Fremderziehung gegeben. Schon im Kassenraum ließen sie sich neben der Ritterrüstung fotografieren und zogen dann mit Begeisterung und höchster Aufmerksamkeit durch das Schloss. Höhepunkt für die beiden war das Schminken und Herstellen einer Krone. Als Überraschung bekamen sie je eine Spielzeugaxt, mit denen sie sich ein showreifes Gefecht lieferten.
Auch die anderen Besucher konnten sich an den wohldurchdachten Angeboten freuen. Im fahnengeschmückten Schlosshof roch es verführerisch. Försterin Eva Veigel und Förster Christian Schröter bereiteten „fürstlich hohenzollerische Maultaschen“und Würste mit Wild aus der Region zu. Im Alltag sitzen die beiden im Büro und fanden es „herrlich, unser Produkt“direkt anbieten zu können. Eine Prinzessin im roten Kleid begrüßte die Besucher am Eingang und gab Teilnahmescheine für ein Gewinnspiel aus, das weitere attraktive Führungen im Schloss versprach. Im Treppenaufgang der Beletage übten drei „Fräulein“, unter Anleitung einer stattlichen Hofdame, mit Büchern auf dem Kopf angemessen die Treppen hochzuschreiten. Eine Besucherin schwärmte kurze Zeit später: „Ach, das ist hier hübsch gerichtet.“Mit Liebe zum Detail waren die Räume ausgestattet. Selbst in abgelegenen Räumen entdeckten aufmerksame Besucher seltene Porträts der Fürstenfamilie.
Im Ecksalon gab es Duftproben. Im grünen Salon begrüßte Fürstin Antonia (Irene Späth) persönlich die Besucher. Sie erzählte von ihrer portugiesischen Heimat, ihrer Ankunft in Sigmaringen und ihrer Leidenschaft fürs Malen.
Kinder tauchen ihren Finger in Farbe
Kleine Gäste durften ihren Finger in Farbe tauchen und eine Fingerblume auf ihr Bild tupfen. Im roten Salon hieß es „bitte lächeln“. Wer wollte, durfte sich verkleiden und wurde dann professionell abgelichtet. Die Abzüge werden nach Hause geschickt und sorgen so für eine bleibende Erinnerung.
Im französischen Salon wurde in die Kunst der gedeckten Tafel eingeweiht. Mit einer Filmvorführung im Ahnensaal informierte das Haus Hohenzollern über seine verschiedenen Geschäftszweige. Als besonderer Anziehungspunkt erwies sich die erweiterte und neu eröffnete Waffensammlung.
Zu jeder vollen Stunde holten Ritter Horst und eine Märchenerzählerin (Silvia Bregenzer) die Kinder zu Ritterspielen oder Märchenlesungen ab. Hoch konzentriert hörten jeweils mehr als 30 kleine und große Besucher zu, wie die Prinzessin ihren Frosch an die Wand warf und einen Traumprinz fürs Leben fand. Ritter Horst nahm die Kinder auf den Turnierplatz vor dem Schloss mit: „Ritter gehen niemals leise.“Also stampften die Kinder lautstark zum spielerischen Turnier, während Frauen vom Federsee in den Wachhäuschen Spalier standen.
Jeder konnte an diesen beiden Tagen etwas Spannendes finden. Die meisten Besucher kamen aus der Umgebung, aber es gab auch Sigmaringer, die die Gelegenheit nutzten, im eigenen Tempo und in angenehmer Atmosphäre „ihr Schloss“zu erkunden.