Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Tochter, Direktorin, Kanzlerin
Ivanka Trump macht sich beim W20-Gipfel in Berlin für Frauenrechte stark
Gute Laune herrschte bei der Podiumsdiskussion im Rahmen des W20-Frauengipfels in Berlin (Foto: AFP). Ivanka Trump (links), die Tochter des US-Präsidenten, hatte Spaß bei der Fragerunde mit IWF-Direktorin Christine Lagarde (Mitte) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Diskutiert wurden aber auch ernste Themen: die schlechtere Bezahlung von Frauen und die geringe Zahl von Chefinnen in Firmen.
BERLIN - IWF-Chefin Christine Lagarde, Kanzlerin Angela Merkel, die niederländische Königin Maxima – das Podium beim W20-Gipfel in Berlin ist hochrangig besetzt. Doch das Hauptinteresse gilt dem neuen Gesicht in der Runde: Ivanka Trump, die in der Einladung als First Daughter aufgeführt ist.
First Ladies kennt man. Aber, was bitte ist eine First Daughter? Mit Ivanka Trump zieht nicht nur ein ganz neuer Titel ein, sondern auch ein neuer Glanz. Die 35-jährige Unternehmerin, die erfolgreich Schmuck und Mode verkauft, ist Beraterin ihres Vaters im Weißen Haus. Ivanka ist die Tochter Trumps aus erster Ehe mit dem Model Ivana. Sie hat ein Büro im Weißen Haus. Der 35jährigen Ivanka wird vorgeworfen, Politik mit ihren Geschäftsinteressen zu verquicken. So erhielt sie gerade in China exklusive Verkaufsrechte für ihre Produkte, nachdem sie den chinesischen Präsidenten traf.
Glamour im Interconti
Ivanka tritt in Berlin betont bescheiden auf. Als First Daughter entschuldigt sie sich gleich. „Ich bin ganz neu in dieser Rolle, knapp 100 Tage.“Aber sie sei sehr stolz, so Ivanka Trump, dass sie mit den ganzen Führungspersönlichkeiten in Berlin zusammensitze und dann die Informationen, „alles, was ich heute hier so lerne“, auch ihrem Vater mitbringen könne. Dass der frauenfeindlich sei, bestreitet Ivanka heftig. Schließlich habe sie keine Hürden zu überspringen gehabt, ihr Vater habe nie einen Unterschied zwischen ihr und ihren Brüdern gemacht. „Das werden Sie auch bei ihm als Präsident sehen“, verspricht sie dem eher ungläubigen Publikum in Berlin.
Der Deutsche Frauenrat und der Verband deutscher Unternehmerinnen hat zu dem Gipfel eingeladen. Und mit Ivanka Trump und Königin Maxima von den Niederlanden zog im Interconti-Hotel in Berlin genug Glamour ein, um die Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, das ansonsten gerne weniger beachtet wird: die wirtschaftliche Stärkung von Frauen in aller Welt. Schließlich stehen die G20 für 90 Prozent der Weltbevölkerung und die W20, die Organisation der Frauen, will dies nutzen. IWF-Chefin Christine Lagarde macht nüchtern darauf aufmerksam, dass die Stärkung von Frauen das Wachstum fördere. Wenn man die Geschlechterlücke schließe, gebe es allein in den USA fünf Prozent mehr Wachstum. Lagarde versteht sich selbst als Aktivistin: Wenn Unternehmen betonten, dass sie Männer und Frauen gleich behandelten, sei das schön. Sie aber fordert: „Zeigt uns eure Zahlen.“
Trump lobt SPD-Projekt
Auch Ivanka Trump meint: „Wir sind noch lange nicht am Ziel.“Und sie dankt Kanzlerin Angela Merkel für das Gesetz zur Lohngleichheit, „das sollten wir uns alle anschauen“. Ivanka Trump ist mit der deutschen Innenpolitik nicht genug vertraut, um zu wissen, dass das Gesetz zur Entgeltgleichheit auf Druck der SPD zustande kam. Doch die US-Unternehmerin sieht es wohlwollend. Schließlich seien die Probleme auf der ganzen Welt gleich. Sie ergreift die Chance, noch einmal kurz einen Werbeblock für ihren Vater zu schalten, der sich schon als Unternehmer für einen bezahlten Urlaub für Familien starkgemacht habe, was in den USA nicht selbstverständlich sei.
Doch die Probleme der Frauen in den USA, Deutschland oder den Niederlanden sind Luxusprobleme gegenüber jenen der afrikanischen Frauen, die um ihr Überleben und das ihrer Kinder kämpfen. Die Kenianerin Julian Rotich erinnert daran. Und die Bundeskanzlerin ergreift die Chance. Im Juli findet unter deutscher Präsidentschaft der G20-Gipfel in Hamburg statt. Und bis dahin will Merkel einen Geldfonds zur Frauenförderung in Entwicklungsländern auf die Beine stellen. Der könnte aus staatlichen und privaten Mitteln gefüllt sein, bei der Weltbank angesiedelt und dort auch weiter aufgestockt werden.
Gegenseitige Unterstützung
Die schwäbische Unternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller verspricht sofort ihre Unterstützung. „Ich kenne genug Leute, die reich sind.“Diese Idee begeistert Ivanka Trump, auf deren Hilfe Merkel setzt, wenn es darum geht, Vater Trump zu überzeugen.
Sind das nun alles Feministinnen, die in Berlin diskutieren? Diese Frage sorgte für Aufregung. „Ich glaube, ich bin eine Feministin“, sagt Ivanka Trump, denn sie halte es für die Pflicht aller Frauen, sich gegenseitig zu unterstützen. Angela Merkel will sich selbst nicht so ohne Weiteres als Feministin bezeichnen. Es sei denn, man folgt der Deutung von Königin Maxima: Sie wolle einfach, dass Frauen überall einfach alles das tun können, was sie wollen. Das will Merkel denn auch.